Der Dax lag am Freitagmittag mit 13.020 Punkten rund zweieinhalb Prozent über dem Niveau der Vorwoche. "Was die Stimulierungsgespräche anbelangt, so ist die Trump-Regierung nun bereit, einen umfassenden Plan auszuhandeln, anstatt sich auf einzelne Interventionsbereiche zu konzentrieren", fassten die Analysten von Unicredit zusammen. Angesichts steigender Corona-Infektionen weltweit und einer langsamer werdenden Konjunkturerholung sollten sich Anleger Strategen zufolge generell aber auf eine stürmische Herbstphase an den Börsen einrichten.
UNSICHERHEIT ÜBER WAHLAUSGANG HÄLT AN
Der an Covid-19 erkrankte Trump plant nach dem OK seiner Ärzte bereits auch schon wieder Wahlveranstaltungen in einer Reihe von Staaten. Allerdings steht noch nicht fest, ob die für Donnerstag geplante zweite TV-Duell mit seinem Kontrahenten Joe Biden stattfinden wird. Trump weigerte sich zuletzt, die Debatte wie von den Veranstaltern beschlossen virtuell auszutragen.
In den Umfragen liegt Demokrat Joe Biden momentan vorne. "Die Börsen dies- und jenseits des Atlantiks freunden sich so langsam aber sicher mit einem Machtwechsel im Weißen Haus am 3. November an", sagte Portfolio-Manager Jochen Stanzl vom Handelhaus CMC Markets. Im Falle eines Wahlsieges könnte Biden die Strafzölle gegen China und Europa fallen lassen und wieder mehr auf eine internationale Zusammenarbeit setzen, was Europas Wirtschaftswachstum helfen würde. "Das könnte dann auch dem Deutschen Aktienindex ermöglichen, an die Stärke der Wall Street anzuknüpfen." Doch es gibt auch andere Stimmen: Nach Ansicht der Commerzbank könnten mit Biden negative Faktoren wie höhere Unternehmenssteuern und eine stärkere Regulierung im Technologiesektor in den Blickpunkt rücken.
TEMPO DER KONJUNKTURERHOLUNG DÜRFTE NACHLASSEN
Über die weiteren Aussichten für die deutsche Konjunktur könnte der ZEW-Index am Dienstag Aufschluss geben. Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Finanzmarktteilnehmer haben einen starken Aufschwung in Deutschland bereits vorweggenommen. Zuletzt lagen ihre Erwartungen auf dem höchsten Niveau seit Mai 2000. "Die Bäume werden aber nicht in den Himmel wachsen", warnten die Analysten der Helaba. Für Oktober werde etwas mehr Realismus einkehren.
Auch in den USA sollten die Daten zeigen, dass die Erholung deutlich an Schwung verliert. In den USA werden dazu am Donnerstag die Konjunkturindizes Empire State und Philly-Fed erwartet. Am Freitag folgen die Einzelhandelsumsätze und das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan.
US-BANKEN LEGEN ZAHLEN VOR
Auch wie stark die Corona-Krise die US-Banken trifft, erfahren die Anleger in der neuen Woche: Am Dienstag legen JP Morgan und Citi ihre Zahlen für das dritte Quartal vor, gefolgt von Bank of America, Wells Fargo und Goldman Sachs am Mittwoch sowie Morgan Stanley am Donnerstag. Analysten erwarten Gewinneinbrüche von bis zu 60 Prozent.
Kreditausfälle, die stark gesunkenen Zinsen und eine gedämpfte Kreditnachfrage setzen den Geldhäusern zu. Nachdem die US-Banken ihre Vorsorge für faule Kredite im ersten Halbjahr kräftig nach oben geschraubt hatten, dürften die Belastungen durch drohende Kreditausfälle im dritten Quartal Analysten zufolge niedriger ausgefallen sein. Auch hin Europa geben einige Firmen Einblicke in die Bücher, unter anderem Roche , Publicis und Hochtief.
rtr