Doch auch in New York zogen die Anleger die Köpfe ein: Die US-Futures signalisierten für die Eröffnung ein Minus von etwa 0,4 Prozent. Hier bereiten die steigenden Renditen der US-Staatsbonds den Anlegern zunehmend Kopfzerbrechen.
Seit fünf Handelstagen hatte der Dax im Schlepptau der Wall Street zugelegt und sich wieder in die Nähe des Anfang November erreichten Allzeithochs von 13.525 Punkte gepirscht. Doch jetzt scheint auch in New York die Luft dünner zu werden. Einem Medienbericht zufolge könnte China den Kauf von US-Anleihen drosseln oder sogar stoppen. Das habe Befürchtungen geweckt, der Bondmarkt könnte ins Taumeln geraten, sagte ein Börsianer. "In den USA blickt man mit Sorge auf ein Thema, das lange Zeit keines mehr war: Die Zinsentwicklung am Rentenmarkt", fasste Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets zusammen. "Das erste Mal seit Sommer 2011 muss die US-Regierung wieder über 2,5 Prozent Zinsen für Schulden bezahlen, die sie über zehn Jahre aufnimmt. Und das gerade jetzt, wo die Neuverschuldung durch die Steuerreform gerade noch einmal einen Gang höher schaltet."
Die zehnjährigen US-Bonds rentierten am Mittwoch auf einem Zehn-Monats-Hoch von 2,597 Prozent. In ihrem Schlepptau erreichte die Rendite der vergleichbaren Bundestitel mit 0,486 Prozent den höchsten Stand seit zweieinhalb Monaten. Profiteuere der steigenden Zinsen waren Finanzwerte, die im Schnitt eineinhalb Prozent zulegten. Im Dax führten Commerzbank die Gewinnerliste mit einem Plus von bis zu 4,5 Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 13,18 Euro an. Deutsche Bank gewannen zeitweise 2,8 Prozent und machten damit einen Teil der Verluste der Vortage wieder wett.
ANLEGER MACHEN BEI PRO7 UND CONTI KASSE
Schlusslichter im Dax waren ProSiebenSat.1 und Continental mit Abschlägen von vier und drei Prozent. "Pro7 waren 2017 das Schlusslicht im Dax und haben dann das neue Jahr mit einer kleinen Aufholjagd begonnen", sagte ein Händler. "Jetzt besinnen sich die Anleger wohl wieder auf die Probleme der Sendergruppe." Bei dem Autozulieferer nutzten die Anleger den mit 5,4 Prozent größten Tagesgewinn seit zweieinhalb Jahren vom Dienstag, um Gewinne einzustreichen. Conti hatte mit der Aussicht auf einen radikalen Umbau seines Konzerns den Anlegern Kauflaune gemacht.
In Stockholm warfen Anleger Papiere von Tele2 aus ihren Depots. Die Aktien fielen um rund sieben Prozent. Einigen sei der Preis für die Übernahme des Kabelfernseh-Anbieters Com Hem zu hoch, sagte ein Händler in Stockholm. Com Hem stiegen um über bis zu fast elf Prozent.
Am Rohstoffmarkt zog derweil der Ölpreis weiter an: Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 69,37 Dollar je Barrel (159 Liter) und kostete damit so viel wie zuletzt im Mai 2015. US-Leichtöl WTI stieg um über ein Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 63,67 Dollar. Neben den fallenden US-Lagerdaten treibe die Förderbremse der großen Export-Staaten die Preise, sagte Analyst William O'Laughlin vom Anlageberater Rivkin.