Trump hatte am Vorabend des Parteitags der Republikaner bekanntgegeben, dass die US-Pharmaaufsicht FDA die Behandlung von Corona-Kranken mit Blutplasma im Notfall genehmigt hatte. Zwar bestünden Zweifel an der Behandlungsmethode, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. "Da sich die Anleger aber bewusst sind, dass ein langes Warten auf einen effektiven Impfstoff bevorstehen dürfte, reagieren sie positiv auf jeden Fortschritt im Kampf gegen das Virus."

Die Methode basiert auf dem Blutplasma Genesener, das Antikörper enthält, die den Corona-Erreger ausbremsen können. Es bestehe in der Tag eine Hoffnung, dass Plasma von genesenen Patienten Erkrankten helfen könnte, sagte Kai Brüning, Fondsmanager mit dem Schwerpunkt auf Gesundheitswerte bei der apo Asset. "Der Skandal in diesem Zusammenhang ist jedoch, wie sich der FDA Commissioner Stephen Hahn vor den Trump-Karren spannen lässt." Das Chance-/Risikoprofil einer Plasmatherapie sei noch gar nicht beschrieben. "Streng genommen ist Hahn mit solchen Aussagen an der Spitze der FDA nicht mehr haltbar." Die Papiere der spanischen Firma Grifols, einem führenden Hersteller von Heilverfahren auf der Basis von Humanplasma, zogen um 3,7 Prozent an.

Positiv fassten Anleger auch einen Bericht der "Financial Times" auf, demzufolge die US-Regierung eine Umgehung der behördlichen Vorgaben erwägt, um noch vor den US-Präsidentschaftswahlen Anfang November einen vielversprechenden Impfstoffkandidaten des Pharmakonzerns AstraZeneca für den Einsatz zuzulassen. Aktien des Pharmakonzerns legten vier Prozent zu.

Die steigende Risikofreude der Anleger drückte auf den Dollar, ein Euro notierte mit 1,1849 Dollar 0,5 Prozent höher. Derek Halpenny, Chefanalyst bei MUFG sagte, die Ankündigung der Plasmatherapie dürfte die Risikofreude der Investoren nur vorübergehend heben. "Ich denke, die Investoren werden ziemlich skeptisch dazu sein, was Trump von jetzt an bis zur Wahl sagt."

Kupfer verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 6561 Dollar pro Tonne. Dabei spielte eine Rolle, dass die Lagerbestände bei der Londoner Börse LME sich leeren. Erstmals seit 2007 wurden weniger als 100.000 Tonnen Kupfer vorgehalten. Dazu komme aber auch Spekulation, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann, weswegen eine Korrektur drohe: "Der Preis hat sich von den Fundamentaldaten gelöst."

DELIVERY HERO FEIERT DAX-EINSTAND


Bei den Einzelwerten feierte Delivery Hero mit Kurszuwächsen von bis zu drei Prozent seinen Einstand im Dax als Nachfolger des in einem Bilanzskandal zusammengebrochenen Zahlungsdienstleisters Wirecard. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge ist das Berliner Unternehmen an einem Zukauf in Asien interessiert. Der Dax-Neuling sei hungrig und wolle wachsen, sagte ein Händler.

Bis zu 8,1 Prozent legten die Aktien des Telekom-Konzerns BT an der Börse in London zu. Einem Bericht von Sky News zufolge arbeitet der ehemalige britische Staatsmonopolist zusammen mit Beratern an einer Strategie, um eine mögliche Übernahme im Umfang von 15 Milliarden Pfund abwehren zu können. Interesse könnten demnach Konkurrenten, aber auch Finanzinvestoren haben.

rtr