"Mit konjunktursensiblen Titeln ist im Deutschen Aktienindex in diesen Tagen kein Blumentopf zu gewinnen", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. "Es gibt auch keine schnellen Gewinne in einer Konjunktur, in der die schlechteste Stimmung seit mindestens sechs Jahren herrscht."

Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed hielten sich zudem viele Investoren mit Käufen zurück. "Erst letzte Woche haben die deutlichen Kursbewegungen, ausgelöst durch einige als widersprüchlich aufgefasste Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi, wieder einmal gezeigt, wie sensibel die Märkte derzeit auf Kommentare der Notenbanken reagieren. Da will niemand auf dem falschen Fuß erwischt werden", sagte Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Bauer. Die Fed entscheidet am Mittwoch über den Leitzins. Es wird damit gerechnet, dass der Schlüsselzins um einen viertel Prozentpunkt auf eine Spanne 2,0 bis 2,25 Prozent gekappt wird. Fed-Chef Jerome Powell stehe massiv unter Druck, sagte Christian Henke, Analyst beim Handelshaus IG Markets. "Präsident Donald Trump hat am Montag erneut die Federal Reserve attackiert. Die Selbständigkeit der Notenbank steht auf dem Spiel."

Die Furcht vor einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union lastete auf dem Pfund, die britische Währung kostete mit 1,2177 Dollar 0,3 Prozent weniger als am Vortag. "Anleger verkaufen das Pfund Sterling und trauen dem Braten von Boris Johnson nicht. Künftig könnte das Chaos weitere Kreise ziehen und die britische Volkswirtschaft und das Pfund bis Oktober stärker als zuvor belasten", sagte IG-Experte Sahal-Eddine Bouhmidi.


LUFTHANSA-AKTIEN AUF SINKFLUG

Mit einem Minus von mehr als sieben Prozent gehörten die Lufthansa-Papiere zu den größten Verlierern im Dax. Der Kurs war mit 14,01 Euro zudem zeitweise so niedrig wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Der Preiskampf in Europa und höhere Kosten ließen den Gewinn bei dem Unternehmen im abgelaufenen Quartal einbrechen. Ein Händler sagte, die Fluggesellschaft könne zudem ihre Kosten nicht so stark senken wie erwartet. Die Papiere anderer europäischer Fluggesellschaften wie Air France-KLM, IAG, WizzAir, Ryanair und Easyjet gaben zwischen 2,5 und 4,5 Prozent nach.

Die Bayer-Titel gaben mehr als vier Prozent nach. Die Glyphosat-Klagewelle gewinnt weiter an Fahrt, zudem bekommt der Leverkusener Konzern in seinem Agrargeschäft die extremen Wetterschwankungen zu spüren. Der Ausblick für das laufende Jahr sei deshalb zunehmend ambitioniert. Allein in den USA sieht sich Bayer nun etwa 18.400 Klagen wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat gegenüber. Der Anstieg dieser Zahl um 5000 sei höher als erwartet, schrieben die Experten von JPMorgan. Das laste neben dem unerwartet geringen Gewinn im Agrargeschäft und der Unsicherheit für den Rest des Jahres auf den Aktien.

Auch die Aktien von Fresenius Medical Care gerieten unter Druck und notierten zeitweise 7,2 Prozent schwächer. Der FMC-Betriebsgewinn (Ebit) schrumpfte im abgelaufenen Quartal währungsbereinigt um 65 Prozent auf 521 Millionen Euro. Schwierigkeiten gab es rund um ein US-Behandlungsprogramm für Nierenkranke, was mit 38 Millionen Euro negativ zu Buche schlug. Die Papiere der Mutter Fresenius gaben 2,5 Prozent nach. Der Gesundheitskonzern hob nach Zuwächsen im zweiten Quartal seine Umsatzprognose an.

rtr