Eine nachhaltige Erholung sei aber nicht zu erwarten, warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die Anleger bleiben hin- und hergerissen zwischen den Hoffnungen auf eine Annäherung zwischen den USA und China im Handelsstreit einerseits und der Furcht vor einer Rezession andererseits." An den Märkten wird die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank (Fed) auf ihrer Sitzung im September den Leitzins gleich um einen halben Prozentpunkt nach unten schraubt, inzwischen auf ein Drittel beziffert. Auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) wird ein Schritt nach unten erwartet. Positiv werteten Börsianer außerdem Pläne der Regierung in Peking, zur Ankurbelung der Konjunktur das verfügbare Einkommen von Arbeitnehmern zu erhöhen.

Auf Wochensicht lag der Dax bis zum Freitagnachmittag rund anderthalb Prozent im Minus. Mit der Korrektur an den Aktienmärkten stiegen aber auch die Chancen auf eine Deeskalation des Handelsstreits, sagte Helaba-Stratege Markus Reinwand. "Schließlich kann es sich Donald Trump angesichts der im kommenden Jahr anstehenden Wahlen nicht leisten, dass der Aktienmarkt einbricht und die US-Wirtschaft in eine Rezession schlittert."

GOLD ÜBER 1500-DOLLAR-MARKE - BUNDESANLEIHEN GEFRAGT


Zahlreiche Investoren beurteilen die Aussichten für die Weltwirtschaft unverändert pessimistisch. Am Anleihemarkt griffen Anleger erneut zu den als sicher geltenden Bundesanleihen und drückten die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Rekordtief von minus 0,72 Prozent. Verstärkt werde dieser Trend durch Äußerungen des EZB-Ratsmitglieds Olli Rehn, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Rehn habe in einem Zeitungsinterview nicht nur eine Wiederaufnahme der Anleihekäufe signalisiert, sondern sich auch offen für Aktienkäufe gezeigt.

Das Pfund Sterling setzte angesichts des wachsenden Widerstandes in Großbritannien gegen einen ungeordneten EU-Austritt seinen Erholungskurs fort und verteuerte sich auf 1,2167 Dollar. Im Londoner Unterhaus formiert sich eine Koalition, um den als Brexit-Hardliner geltenden Premierminister Boris Johnson per Misstrauensvotum zu stürzen und eine Übergangsregierung zu bilden.

CHIPWERTE IM AUFWIND


Zur positiven Grundstimmung am europäischen Aktienmarkt trugen Börsianern zufolge ermutigende Geschäftszahlen der US-Chipfirmen NVidia und Applied Materials bei. Aktien des deutschen Konkurrenten Infineon stiegen um 1,6 Prozent. Der europäische Index für die Branche gewann 1,4 Prozent.

Die United-Internet-Aktien machten ihre Vortagesverluste mehr als wett und stiegen um bis zu 14,2 Prozent auf 28,63 Euro. Eine Gewinnwarnung hatte die Anleger am Donnerstag vergrault, die Papiere hatten 6,3 Prozent verloren. Das erscheine aber übertrieben, die meisten Analysten hätten ihre Kaufempfehlung beibehalten, sagte ein Händler. Zudem sei das angekündigte Aktienrückkaufprogramm des Mobilfunkkonzerns angelaufen. Titel der Tochter Drillisch gewannen 7,7 Prozent.

Angesichts der kleinen Verfalls an den Terminbörsen kam es zeitweilig zu. Die Aktien der Deutschen Bank markierten zwischenzeitlich mit 5,777 Euro ein frisches Rekordtief und lagen anschließend 0,9 Prozent im Plus.

rtr