Das Auf und Ab am deutschen Aktienmarkt setzt sich fort: Auf die Verluste zur Wochenmitte folgten am Donnerstag Erholungsgewinne. Dass nach den jüngsten Entspannungssignalen in der Corona-Pandemie zunehmend mehr Staaten in Europa Lockerungen prüfen, gibt Hoffnung. Mut machen einem Marktexperten zufolge außerdem robuste Exportdaten aus China. Die chinesischen Exporte stiegen im April unerwartet um 3,5 Prozent. Analysten hatten mit einem Einbruch um fast 16 Prozent gerechnet. Da die Ausfuhren aber von der Nachfrage nach Schutzausrüstung angetrieben würden, sei die Lage nicht so rosig, wie es die nackten Zahlen suggerierten, warnte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets.
Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich. Auftrieb gäben die wieder anziehende Nachfrage der Raffinerien und die sinkenden Fördermengen in den USA, sagte Analyst Olivier Jakob vom Research-Haus Petromatrix. Mit der "Antikrisen-Währung" Gold deckten sich Investoren ebenfalls ein und so verteuerte sich das Edelmetall. Die weltweit explodierende Staatsverschuldung durch die billionenschweren Konjunkturprogramme treibe Investoren in den "sicheren Hafen", sagten Börsianer. So wollen allein die USA im dritten Quartal neue Anleihen im Volumen von knapp drei Billionen Dollar emittieren. Das ist fünf Mal mehr als im bisherigen Rekordquartal während der Finanzkrise.
Unter den zahlreich vorgelegten Quartalsberichten des Tages befanden sich auch die der beiden DAX-Mitglieder HeidelbergCement und Munich Re. Bei der Münchener Rück macht sich die Corona-Pandemie in den Zahlen bemerkbar: in Q1 ist der Gewinn deutlich eingebrochen auf 221 Millionen Euro nach 633 Millionen vor einem Jahr. Die Prognose für das Jahr 2020 wurde kürzlich einkassiert und bisher wird auch keine neue abgegeben. Das Interview mit Pressesprecher Dr. Stefan Straub hier zum Anhören.
An der DAX-Spitze stand zum Handelsschluss Adidas gefolgt von Infineon und der Deutschen Bank. Als Schlusslicht ging die Allianz aus dem Handel. Die Allianz schüttete ihre Dividenden aus, weshalb ihre Kurse nur auf den ersten Blick schwächelten.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Milliardendeal: Telefonica findet Partner für britisches Geschäft
Der hoch verschuldete spanische Telekomkonzern Telefonica hat endlich eine Lösung für sein Mobilfunkgeschäft in Großbritannien gefunden. Gemeinsam mit dem US-Medien- und Telekommunikationsunternehmen Liberty Global wollen die Partner ihre jeweiligen britischen Aktivitäten in einer Milliardentransaktion zusammenlegen. Dabei sollen die Telefonica-Tochter O2 UK und die Liberty-Sparte Virgin Media in ein Unternehmen eingebracht werden, an dem beide Konzerne je die Hälfte halten, wie die beiden Konzerne am Donnerstag in Denver und Madrid mitteilten.
Morphosys bestätigt Jahresprognose - schwarze Zahlen dank Incyte
Das Biotechnologieunternehmen Morphosys profitiert von seiner Partnerschaft mit dem US-Pharmakonzern Incyte und hält inmitten der Corona-Pandemie vorerst an seinen Jahreszielen fest. Die Krise könne aber durchaus noch Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb und damit auch auf die Prognosen haben, schränkte das Management ein.
Zalando überrascht mit neuer Prognose - Aktie auf Rekordhoch
Der Internet-Modehändler Zalando rechnet im laufenden Jahr trotz der Corona-Krise mit einem deutlichen Umsatzanstieg. Die Erlöse dürften 2020 um 10 bis 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert von 6,5 Milliarden Euro zulegen, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Berlin mit. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll zwischen 100 bis 200 (2019: 225) Millionen Euro herauskommen.
Aus für Großveranstaltungen könnte Munich Re über eine Milliarde kosten
Der Ausfall von Großveranstaltungen wie den Olympischen Spielen infolge der Coronavirus-Pandemie könnten den Rückversicherer Munich Re die Bilanz in diesem Jahr verhageln. Allein in diesem Bereich könnte sich die Belastung auf mehr als eine Milliarde Euro belaufen, erklärte Finanzvorstand Christoph Jurecka bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Donnerstag. Eine neue Gewinnprognose für 2020 wagte er wegen der Unsicherheiten rund um die Pandemie nicht. Rote Zahlen würden ihn aber nach jetzigem Wissensstand sehr überraschen, ließ er auf Nachfrage wissen.
Corona-Krise belastet HeidelbergCement - weniger Dividende
Der Baustoffhersteller HeidelbergCement bekommt die Corona-Krise zu spüren. "Die derzeitige Entwicklung in der Bauwirtschaft ist hochdynamisch", sagte der neue Konzernchef Dominik von Achten am Donnerstag laut Mitteilung in Heidelberg. Einzelne Länder hätten die Schutzmaßnahmen gelockert, andere Länder würden weiterhin eine restriktive Politik fahren. Daher sei ein Jahresausblick noch immer schwierig.
Evonik senkt wegen Corona-Krise Ausblick - Aktie fällt
Der Spezialchemiekonzern Evonik wird wegen den Folgen der Corona-Pandemie wie erwartet vorsichtiger für 2020. Robuste Geschäfte etwa mit der Lebensmittel-, Pharma- und Windkraftbranche, aber auch mit Desinfektionsmitteln können die verschärfte Autokrise und Preisdruck durch den Ölpreisverfall nicht ausgleichen, wie der Konzern am Donnerstag in Essen mitteilte. Während sich die Essener im ersten Quartal noch etwas besser schlugen als gedacht, bleibe die Prognose ein Stück weit hinter den Erwartungen zurück, erklärte Analyst Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan. Die Aktie gab rund drei Prozent nach und war damit einer der schwächsten MDax-Werte.
Linde wird wegen Corona-Krise vorsichtiger
Der fusionierte Industriegase-Konzern Linde hat wegen der weltweiten Corona-Pandemie sein Gewinnziel reduziert. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll im laufenden Jahr bestenfalls im mittleren bis hohen einstelligen Bereich zulegen, wie das im Dax notierte Unternehmen am Donnerstag in Guildford bei London mitteilte. Bedingung hierfür sei, dass es im dritten Quartal eine Erholung des Geschäfts gebe. Im schlechtesten Fall rechnet das Linde-Management beim Ergebnis mit einem Rückgang im niedrigen einstelligen Bereich.
Gewinneinbruch bei Puma wegen Corona-Krise - Hoffnung für 2021
Der Sportartikelhersteller Puma muss wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie einen herben Gewinneinbruch verkraften. Zwar sanken die Umsätze nur leicht - auch dank eines guten Jahresauftakts in Europa und den USA. Jedoch konnte Puma die laufenden Kosten nicht so schnell einfangen, so dass diese sich stark auf das Ergebnis niederschlugen. Zudem belasteten die fehlenden Erträge aus dem China-Geschäft, welches Ende Januar wegen der Corona-Krise zusammenbrach. China ist der renditestärkste Markt für Puma.
Viruskrise drückt Conti-Gewinn um die Hälfte - Rote Zahlen erwartet
Die Corona-Krise hat das Geschäft des Autozulieferers Continental im ersten Quartal schwer getroffen. Wie der Dax-Konzern aus Hannover am Donnerstag berichtete, sank der Gewinn unterm Strich um fast die Hälfte auf 292,3 Millionen Euro. Für das zweite Quartal rechnet Conti nun mit roten Zahlen. Weltweit dürfte die Autoproduktion von April bis Juni um rund 40 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen.
Softwareanbieter Compugroup bleibt bei Prognose - Umsatzanstieg
Der auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwareanbieter Compugroup sieht in der Corona-Krise kaum Belastungen für sein Geschäft. "Mögliche sich aus Covid-19 ergebende Risiken auf Umsatz-, Ertrags- und Finanzkraft haben aus heutiger Sicht keinen Anlass zu einer Revidierung der Prognose gegeben", hieß es am Donnerstag im Zwischenbericht der Koblenzer. Das im MDax notierte Unternehmen verwies jedoch auf eine höhere Unsicherheit als üblich.
Brenntag verdient trotz Corona-Krise mehr
Der Chemikalienhändler Brenntag hat trotz der Corona-Pandemie den Gewinn im Auftaktquartal gesteigert. "Die Auswirkungen der Pandemie auf unsere geschäftliche und finanzielle Leistung waren im ersten Quartal begrenzt", sagte der neue Unternehmenschef Christian Kohlpaintner am Donnerstag laut Mitteilung in Essen. Brenntag konnte die Geschäftstätigkeit in seinen Standorten weltweit aufrechterhalten. Die Aktie legte im frühen Handel um 6,8 Prozent zu.
rtr/dpa-AFX/iw