Für Kauflaune sorgten Anzeichen, wonach die Talfahrt der Industrie in Deutschland sich verlangsamt. Zwar signalisierten die Einkaufsmanagerindizes weiterhin schrumpfende Geschäfte und auch die Dienstleister litten mit, sagte Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der LBBW. Es könne aber sein, dass die Konjunktur Anfang kommenden Jahres wieder Tritt fasst. Zugleich warnte er vor allzu großem Optimismus.

Positive Signale aus China zum Thema Handelsstreit hatten den deutschen Leitindex gestützt. Das Land bemüht sich nach den Worten von Staats- und Parteichef Xi Jinping um eine erste Vereinbarung im Handelskrieg mit den USA.Der chinesische Präsident betone am Freitag allerdings auch, keine Angst vor einer anhaltenden Auseinandersetzung zu haben. Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect beschrieb die Stimmung an den Märkten zuletzt als "verhalten optimistisch". Jedoch könnten die Teilnehmer die aktuelle Verhandlungspolitik weder von den USA noch von China richtig ein- und abschätzen.

In Großbritannien schwächelte die Wirtschaft im November so stark wie seit Mitte 2016 nicht mehr, der Zeit des Brexit-Referendums. Sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleistern lief es schlechter, wie aus dem Markit-Einkaufsmanagerindex hervorgeht. Neben dem Brexit sorgten auch die anstehenden Wahlen für Unsicherheit, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Das Pfund geriet unter Druck, die britische Währung sackte 0,4 Prozent ab auf 1,2860 Dollar und fiel auf den niedrigsten Stand seit einer Woche.

Bergauf ging es am Freitag hingegen für die Aktien des Mischkonzerns Thyssenkrupp, die noch am Vortag abgestürzt waren. Die Geschäftszahlen seien zwar schlecht ausgefallen und der Ausblick enttäusche, stellten die Experten von Independent Research fest. Der anstehende Konzernumbau berge aber durchaus Chancen.

Zum Handelsschluss wurde der DAX von Infineon, Daimler und Fresenius angeführt. Die Schlusslichter zum Wochenende waren Linde und Beiersdorf.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Tesla zeigt futuristischen Elektro-Pick-up - Panne bei 'Panzerglas'
Tesla-Chef Elon Musk will mit einem futuristisch aussehenden Elektro-Pick-up ins Kerngeschäft amerikanischer Autoriesen vorpreschen. Das große Fahrzeug mit dem Namen "Cybertruck" hat eine ungewöhnliche dreieckige Form, die eher an einen kantigen Tarnkappen-Kampfjet als einen klassischen Pick-up erinnert.

VDA schreibt runderneuerte Mobilitätsmesse IAA bundesweit aus
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat seiner zuletzt schwächelnden Messe IAA Pkw ein neues Konzept gegeben und dabei auch den bisherigen Standort Frankfurt in Frage gestellt. Die Automesse müsse sich in eine umfassende Mobilitätsplattform wandeln, hieß es am Freitag beim Verband in Berlin. An der bereits gestarteten Ausschreibung beteiligen sich laut VDA die Städte Berlin, München, Frankfurt, Köln, Hamburg und Stuttgart. Mit weiteren Bewerbern sei man im Gespräch.

Holperstart für Dieselfahrverbote in Berlin
Erst gab es monatelange Verzögerungen, dann ging plötzlich alles ganz fix: Nach mehreren anderen Städten will nun auch Berlin mit Dieselfahrverboten für bessere Luft sorgen. Sie sollen schrittweise auf Abschnitten von acht Straßen in den Stadtbezirken Mitte und Neukölln eingeführt werden. Der Start war indes - fast berlintypisch - mit Konfusion verbunden.

Metro-Supermärkte: Auch Tegut will einige Real-Märkte kaufen
Für die zum Verkauf stehenden Real-Supermärkte gibt es einen weiteren Interessenten: Die Supermarktkette Tegut will sieben Filialen vom Immobilieninvestor Redos erwerben. Eine Sprecherin bestätigte am Freitag, dass das Unternehmen mit Sitz in Fulda die Übernahme beim Bundeskartellamt angemeldet habe. Weitere Details, etwa zu Standorten der Märkte, wurden zunächst nicht bekannt. Zuvor hatte die "Lebensmittelzeitung" über die Absicht von Tegut berichtet.

SPD erwägt Ausstieg aus Steuerförderung von Riester-Renten
Die SPD erwägt einen grundlegenden Umbau bei der privaten Altersvorsorge. So soll die Steuerförderung von Riester-Verträgen auf den Prüfstand gestellt werden, wie aus einem Zwischenbericht einer Parteikommission zur Zukunft der Alterssicherung hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag) berichtete zuerst darüber.

Versicherungsgewerkschaft NAG scheitert mit Verfassungsbeschwerde
Bei der NAG hieß es zunächst auf Anfrage, bei einem negativen Beschluss in Karlsruhe wolle die Gewerkschaft vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) ziehen. Es könne nicht sein, dass junge Gewerkschaften in kürzester Zeit Anforderungen zur Durchsetzungsfähigkeit erfüllen müssten. Die NAG ist nach eigenen Angaben in rund 50 Unternehmen der Versicherungswirtschaft vertreten. Zur Zahl der vertretenen Beschäftigten machte sie keine Angaben.

Chefs von Osram und AMS werben bei Aktionären für Übernahme
Die Vorstandsvorsitzenden von Osram und AMS werben in einem Brief an die Aktionäre für die Übernahme des Münchner Konzerns durch den österreichischen Sensorspezialisten. Das Schreiben von Olaf Berlien (Osram) und Alexander Everke (AMS) wurde am Freitag verschickt, wie AMS mitteilte. Darin gehen die beiden im Wesentlichen auf die bereits bei der Vorlage der Jahreszahlen verkündete Zusammenschlussvereinbarung ein.

Qiagen-Gründer ist besorgt wegen möglichen Firmenverkaufs
Der mögliche Verkauf des Hildener Diagnostikkonzerns Qiagen löst Unbehagen aus. Einer der Gründer der Firma, der Biophysiker Detlev Riesner, warnte vor einem Personalabbau in der Konzernzentrale in Hilden bei Düsseldorf als Folge einer solchen Transaktion. "Wie stets bei Übernahmen besteht die Gefahr, dass ein Investor die Zentrale schließt oder verkleinert, um Kosten zu sparen und Synergien zu heben", sagte der emeritierte Professor der "Rheinischen Post". Er hoffe sehr, dass ein Investor am Standort Hilden festhalten würde. "Diese Ballung an Forscher-Kompetenz und Biotech-Erfahrung sollte man nicht leichtfertig aufgeben."

SAP-Finanzchef: Talentsuche nur in Deutschland bringt zu wenig
Der Finanzvorstand des Softwarekonzerns SAP, Luka Mucic, beklagt einen Mangel an talentierten IT-Nachwuchskräften in Deutschland. "Wenn wir nur in Deutschland rekrutieren würden, würden wir nicht die Kompetenzen bekommen in der Quantität, aber teilweise auch Qualität für manche Themen", sagte Mucic am Donnerstagabend im Stuttgarter Wirtschaftspresseclub. "Deswegen stellen wir natürlich global ein."

Nach geplatzter Fusion: Deutsche und Commerzbank hoffen auf Europa
Die Chefs von Deutscher und Commerzbank, Christian Sewing und Martin Zielke, hoffen nach der geplatzten Fusion ihrer Geldhäuser auf Rückenwind aus Europa. "Ich denke nicht, dass die Dreiteilung des deutschen Bankensektors sich verändern wird", sagte Sewing am Freitag mit Blick auf den harten Wettbewerb zwischen Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Daher könne sein Geldhaus "nicht allein auf Deutschland bauen".

rtr/dpa-AFX/iw