"Das neuartige Virus dürfte zwar weiterhin eine wichtige Thematik für die Aktienmärkte bleiben, dennoch widmen sich die Investoren lieber positiven Dingen wie der Berichtssaison", sagte Marktanalyst Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. Die Märkte dürften die Epidemie allerdings weiterhin genau verfolgen. "Die nicht absehbaren wirtschaftlichen Folgen dürften den Anlegern noch eine Weile Sorgen bereiten." Unterstützung kam zuletzt aus den USA: Dort signalisierten die Futures einen etwas festeren Handelsauftakt.

Auch mehr als sechs Wochen nach dem Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle ebbt die Epidemie in China nicht ab, allein am Freitag meldeten die Pekinger Behörden mehr als 5000 Neuinfektionen. Das hinterlässt nach Einschätzung von Experten Spuren in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Im ersten Quartal dürfte das Wachstum nur noch bei 4,5 Prozent liegen und damit so gering ausfallen wie seit der Finanzkrise nicht mehr, wie aus einer Reuters-Umfrage unter 40 Ökonomen weltweit hervorgeht. Die Rohstoffpreise gaben nach: Zink verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 2149 Dollar je Tonne. Kupfer kostete mit 5748,50 Dollar je Tonne 0,7 Prozent weniger als am Donnerstag.

Der Euro fiel zeitweise auf ein Drei-Jahres-Tief von 1,0826 Dollar. Zum Schweizer Franken notierte er mit 1,0607 Franken auf dem niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren. Einen Hauptgrund für die Kursverluste sieht Commerzbank-Analystin Antje Praefcke in der schwächelnden europäischen Konjunktur. Diese leiste Spekulationen auf eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) Vorschub. "Zumal die USA mit eher freundlichen Daten punkten können, zuletzt sogar mit einer wieder steigenden Inflationsrate." In Deutschland stagnierte die Wirtschaft wegen sinkender Exporte zum Jahresende 2019. "Die Aussichten für 2020 sind alles andere als gut", sagte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der LBBW.

WIRECARD-AKTIEN NACH ZAHLEN SCHWÄCHER


Die italienischen Anleihen gaben gegen den Trend nach, die Rendite stieg auf 0,927 Prozent. Sie litten teils unter den jüngsten Konjunkturdaten: Die Wirtschaft in Italien hinkt immer noch der Entwicklung in anderen europäischen Ländern hinterher. Hinzu kommt Streit in der Regierung. Die Partei von Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi boykottierte eine Kabinettssitzung im Streit über eine Justizreform. Ministerpräsident Giuseppe Conte ließ durchblicken, dass er zu einem Rücktritt bereit sein könnte. "In der Regierung knirscht es, und je mehr Zeit ins Land geht, desto stärker merkt man, dass es eine Zweckgemeinschaft ist und die Parteien nicht zusammenpassen", sagte Commerzbank-Experte Marco Wagner. Die Aktien von Wirecard gaben 2,3 Prozent nach und lagen damit am Dax-Ende. Nach einem Gewinnsprung im vergangenen Jahr verspricht der Zahlungsdienstleister weitere Zuwächse und bestätigte seine Prognose. In der Vergangenheit hat Wirecard seine Gewinn- und Umsatzprognosen mehrfach im Jahr erhöht. Analysten schließen nicht aus, dass Wirecard auch im Laufe von 2020 optimistischer wird.

Mit einem Minus von bis zu 6,3 Prozent gehörten die Aktien des britischen Pharmakonzerns AstraZeneca zeitweise zu den schwächsten Werten im Londoner Leitindex. Das Unternehmen befürchtet Belastungen durch den Ausbruch des Coronavirus in China. Später grenzten die Papiere ihre Verluste aber wieder ein. Firmenchef Pascal Soriot spielte die Gefahren durch die Erkrankung herunter. AstraZeneca erwirtschaftet fast ein Fünftel seines Umsatzes in der Volksrepublik.

rtr