Dem DAX ist am Freitag zum Wochenausklang die Puste ausgegangen. Gewinnmitnahmen sollten niemanden überraschen, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Jedoch bleibe die Grundstimmung aber gut, betonte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Genährt werde die Zuversicht durch die Unterzeichnung der billionenschweren Corona-Staatshilfen durch US-Präsident Joe Biden und die beruhigenden Worte der Europäischen Zentralbank (EZB). "Höhere Anleihekäufe und Inflation als temporäres Problem - das war genau das, was die Märkte hören wollten."
In der kommenden Woche erhoffen sich Marktteilnehmer ähnliche Aussagen von der US-Notenbank Fed, denn Bidens Hilfspaket schüre Inflationsängste seitens der Börsianer, warnten die Analysten der ING Bank. So stieg die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds zeitweise auf plus 1,614 Prozent und lag damit nur knapp unter ihrem 13-Monats-Hoch der Vorwoche. Steigende Anleihe-Renditen bedeuten höhere Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen. Von den gestiegenen Bond-Renditen wurde auch Gold in Mitleidenschaft gezogen. Bei diesem Edelmetall gibt es keine Zinsen und es wird daher für Investoren unattraktiver. In der Folge verbilligte sich Gold um 1,2 Prozent auf 1700 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
Auf Unternehmensseite stand der Titel von Daimler im Mittelpunkt des Interesses der Marktteilnehmer. Der französische Partner Renault verkaufte ein milliardenschweres Aktienpaket an dem Stuttgarter Autobauer zu 69,50 Euro je Aktie. Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies kommentierte, es sei enttäuschend, dass Renault erneut ertragsstarke Beteiligungen verkaufen müsse, um die eigene Bilanz aufzubessern. Daimler-Anteilsscheine fielen zeitweise um 2,3 Prozent.
Im frühen Handel an der Wall Street machen steigenden Anleihezinsen US-Finanzwerte für Anleger attraktiv. Die Aktien von JPMorgan und Goldman Sachs steigen um jeweils mehr als zwei Prozent auf Rekordhochs von 157,60 Dollar und 350 Dollar. Auch Bank of America, Wells Fargo, Morgan Stanley und Citigroup legen bis zu 2,4 Prozent zu.
Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war
VW-Konzern meldet insgesamt viel mehr Verkäufe - Europa tief im Minus
Die weltweiten Verkäufe des Volkswagen -Konzerns haben im Februar wieder deutlich zugelegt - auf dem Heimatmarkt Westeuropa sieht es nach den Corona-Einbrüchen aber nach wie vor düster aus. Vor allem dank sehr starker Zuwächse in China stand verglichen mit dem Vorjahresmonat ein Auslieferungsplus von 19,3 Prozent auf knapp 652 000 Fahrzeuge in der Gesamtstatistik, wie aus am Freitag vorgelegten Zahlen hervorgeht.
Hersteller: Chip-Knappheit könnte Autoindustrie bis ins zweite Halbjahr belasten
Die Autoindustrie wird nach Einschätzung des japanischen Chip-Herstellers Renesas noch länger mit einem weltweit knappen Halbleiterangebot kämpfen müssen. Der Nachschub werde in der ersten Jahreshälfte begrenzt bleiben, und aktuell deute alles darauf hin, dass sich diese Situation auch bis in das zweite Halbjahr hinein fortsetzen dürfte, sagte Firmenchef Hidetoshi Shibata gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag.
Deutsche Bank schüttet wieder mehr Boni aus - Vorstand steckt zurück
Die Deutsche Bank schüttet nach ihrem ersten Nettogewinn seit 2014 wieder mehr Boni aus. Die variable Vergütung für die Beschäftigten steigt um 29 Prozent auf insgesamt 1,9 Milliarden Euro, wie der Frankfurter Dax-Konzern am Freitag bei der Veröffentlichung seines Geschäftsberichts mitteilte. Der Vorstand will mit Blick auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie allerdings ein Zeichen setzen: Das Führungsteam verzichtet den Angaben zufolge auf ein Zwölftel seiner Jahresvergütung.
Nach Gewinneinbruch: RTL rechnet mit Aufschwung - Streaming-Boom
Die RTL Group rechnet nach einem Gewinneinbruch im Corona-Jahr 2020 für das laufende Jahr mit einer Erholung. Medienhäuser litten unter Werbeeinbrüchen - das ging auch RTL so. Unterm Strich musste der Konzern auch deshalb einen Gewinneinbruch von rund einem Drittel hinnehmen. Der auf die Anteilseigner entfallene Gewinn ging von 754 Millionen auf 492 Millionen Euro zurück, wie die TV-Gruppe am Freitag in Luxemburg mitteilte. Ab April erhofft sie sich einen Aufschwung beim wichtigen Standbein Werbung.
rtr/dpa-AFX/dp