Kurz vor wichtigen politischen Entscheidungen sind die Anleger am Donnerstag vorsichtig optimistisch. Im weiteren Tagesverlauf werden die Verhandlungen der Eurogruppe über ein Hilfspaket zur Bewältigung der Corona-Krise fortgesetzt. Zudem verhandeln die "Opec+"-Staaten zur angespannten Lage auf dem Ölmarkt.
Angesichts der Unwägbarkeiten, die mit beiden Verhandlungen verbunden sind, rechneten dennoch einige damit, dass Investoren vor dem langen Osterwochenende die Kursgewinne mitnehmen könnten. Immerhin hat sich der DAX seit Wochenbeginn um gut neun Prozent erholt. Vom Tief im März nach dem großen Ausverkauf an den Börsen hat der Leitindex sogar rund ein Viertel aufgeholt.
Spitzenwert im Leitindex war am Donnerstag die MTU-Aktie mit einem Plus von mehr als 5,5 Prozent. Daneben zeigte sich das SAP-Papier von seiner starken Seite - mit einem Kursgewinn von mehr als vier Prozent. Wegen der Corona-Krise hängte der Software-Entwickler die Ziele für Umsatz und Gewinn in diesem Jahr niedriger. Die Analysten der Bank RBC argumentierten aber, die niedrigeren Ziele legten immerhin eine Erholung der Aktivitäten im zweiten Halbjahr nahe.
Schlusslicht im DAX war vor Ostern - wie bereits am Vortag - die Siemens-Aktie.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
SAP kappt Jahresziele wegen Corona-Krise - Aktie legt zu
Der Softwarekonzern SAP hat seine Geschäftserwartungen für 2020 angesichts der Corona-Krise eingedampft. Der Umsatz dürfte im laufenden Jahr weniger stark steigen als zunächst gedacht, teilte der Dax-Konzern am späten Mittwochabend in Walldorf mit. Das bereinigte Betriebsergebnis könnte der neuen Prognose zufolge sogar sinken. Aufgrund der großen Unsicherheit seien alle Zahlen für 2020 lediglich Näherungswerte, hieß es weiter.
Verpackungshersteller Gerresheimer bestätigt Ausblick trotz Virus-Krise
Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer sieht sich trotz der Coronavirus-Krise auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Dabei kommt dem Konzern sein umfangreiches Geschäft mit Ampullen, Spritzen und Fläschchen für die Pharmaindustrie zugute. Das hilft, Schwächen im deutlich kleineren Geschäft mit Flakons für Parfümhersteller auszugleichen, das Analysten zufolge unter der Virus-Krise leiden dürfte. Die Anleger zeigten sich erfreut: Die Aktie legte am Vormittag um bis zu sechs Prozent zu.
Gericht bestätigt Plan für Condor-Neustart
Das Frankfurter Landgericht hat den Plan für den Neustart des Ferienfliegers Condor bestätigt. Die zuständige Kammer wies in einem Eilverfahren die Beschwerden verschiedener Gläubiger zurück, wie eine Justizsprecherin am Donnerstag in Frankfurt auf Anfrage berichtete. Der Schutzschirmplan des Insolvenzspezialisten Lucas Flöther sei damit rechtskräftig.
Auf Behörden-Druck: UBS und Credit Suisse halbieren zunächst Dividenden
Die Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse teilen ihre Dividenden wegen der Corona-Krise in zwei Tranchen auf. Beide Institute beugen sich damit einer entsprechenden Aufforderung der Finanzaufsicht Finma. Diese hält wie ihr deutsches Pendant Bafin und die Europäische Zentralbank (EZB) umfangreiche Gewinnausschüttungen angesichts der derzeitigen Wirtschaftslage nicht für angemessen. Die Führungsspitzen von UBS und Credit Suisse betonen jedoch, dass ihre Institute auch die volle Ausschüttung gut hätten schultern können. Die Bank wäre in der Lage, Kunden und Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig die Dividende in voller Höhe auszuzahlen, hieß es etwa bei der UBS.
Corona-Krise beschert Commerzbank-Tochter Comdirect kräftigen Gewinnsprung Die Commerzbank-Tochter Comdirect hat wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten im ersten Quartal voraussichtlich einen kräftigen Gewinnsprung erzielt. Der Vorsteuergewinn dürfte mehr als 75 Millionen Euro erreichen, teilte die Bank überraschend am Donnerstag in Quickborn bei Hamburg mit. Das wäre etwa sechsmal so viel wie ein Jahr zuvor und etwa so viel wie - abseits eines positiven Sondereffekts - im gesamten Jahr 2019. Wegen der unklaren Auswirkungen der Corona-Krise auf das Geschäft der Comdirect behält das Management seine Prognose für das laufende Jahr allerdings bei.
Gerry Weber: Corona-Krise ist existenzbedrohend
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für den gerade erst aus dem Insolvenzverfahren entlassenen Modehersteller Gerry Weber nach Einschätzung der Unternehmensführung existenzbedrohend. Eine der größten Gefahren sei, dass die begonnenen Verhandlungen über ein zusätzliches Finanzierungsvolumen in zweistelliger Millionenhöhe für das angeschlagene Unternehmen nicht zu einem positiven Abschluss gelangen könnten, sagte Gerry-Weber Vorstand Florian Frank am Donnerstag.
Air France-KLM erwartet weitgehenden Geschäftsausfall bis Ende Mai
Die Fluggesellschaft Air France-KLM rechnet wegen der Coronavirus-Pandemie noch bis Ende Mai mit einem weitgehenden Ausfall ihres Geschäfts. Mehr als 90 Prozent des Flugangebots blieben bis dahin voraussichtlich ausgesetzt, teilte das französisch-niederländische Unternehmen am Donnerstag in Paris mit. Bis dahin flögen die Flugzeuge des Konzerns in einem Grundangebot nur wenige Städte an. Wie es anschließend weitergehe, sei derzeit noch nicht zu sagen.
dpa-AFX/rtr/ak