Der deutsche Aktienmarkt hat nach seiner jüngsten Rally am Donnerstag etwas nachgegeben. Der Dax stand nach einem verhaltenen Handelsverlauf am frühen Nachmittag 0,39 Prozent tiefer bei 10.101,99 Punkten und reagierte nur leicht negativ auf geldpolitische Aussagen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi. Tagesthema war vielmehr ein Kursrutsch bei den Aktien der Lufthansa . Die Fluggesellschaft hatte ihre Gewinnprognose gekappt, weil infolge der jüngsten Terroranschläge die Buchungen aus Übersee nach Europa zurückgehen.

Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,84 Prozent auf 20 699,40 Punkte nach unten. Der Technologiewerte-Index TecDax fiel um 0,19 Prozent auf 1661,58 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,63 Prozent.

EZB LÄSST LEITZINS AUF REKORDTIEF



Die EZB hielt trotz wachsender Konjunktursorgen nach dem Brexit-Votum ihr Pulver vorerst trocken. Die Währungshüter beließen den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von null Prozent.

Nach Ansicht von Draghi ist das Votum der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union zwar ein Risiko für das Wirtschaftswachstum. Allerdings hätten die Märkte den Brexit-Schock bislang gut verkraftet. Zudem betonte Draghi, dass er notfalls alle verfügbaren Instrumente nutzen werde, um die Konjunktur zu stützen.

Der Chef der japanischen Notenbank, Haruhiko Kuroda, sprach sich derweil gegen radikale Stützungsmaßnahmen aus und drückte den Dax damit zwischenzeitlich etwas nach unten. Für sogenanntes Helikoptergeld gebe es weder eine Notwendigkeit noch eine Möglichkeit, sagte Kuroda dem britischen Radiosender der BBC. Bei diesem Konzept geht es grundsätzlich darum, dass eine Notenbank Geldgeschenke entweder an die private Wirtschaft, den Staat oder auch direkt an die Bürger verteilt.

LUFTHANSA KAPPT GEWINNPROGNOSE



Am Dax-Ende sackten die Aktien der Lufthansa um 6,58 Prozent auf 10,365 Euro ab. Die Terroranschläge in Europa durchkreuzen die Gewinnpläne der Fluggesellschaft. Analyst Anand Date von der Deutschen Bank sieht nun die Dividende erheblich bedroht.

Daimler hingegen ist trotz des Dieselskandals in der Autobranche weiter in der Spur. "Der Anteil an Neufahrzeugen in Europa mit Diesel ist seit September unverändert", sagte Vorstandschef Dieter Zetsche in einer Telefonkonferenz. Die Anleger zeigten sich erfreut und die Aktien stiegen um gut 1 Prozent.

KRONES ENTTÄUSCHT MIT QUARTALSZAHLEN



Die in den letzten Jahren sehr gut gelaufenen Anteilsscheine von Krones verloren am MDax-Ende rund 5,5 Prozent. Der Getränkeabfüllanlagen-Hersteller kämpft mit einem immer stärkeren Preisdruck. Trotz eines Umsatzwachstums und eines laufenden Sparprogramms war der Überschuss im zweiten Quartal - für Analysten unerwartet - gesunken.

An der TecDax-Spitze zogen die Papiere von Drillisch um knapp 7 Prozent an. Der Mobilfunkanbieter hält nach einem erfolgreichen zweiten Quartal an seinen Jahresprognosen fest. Analyst Usman Ghazi von der Privatbank Berenberg hob als besonders positive Aspekte das starke Kundenwachstum sowie die Erholung der Profitabilität und der Barmittel hervor.