"Aber ihre Verluste der vergangenen Woche haben die Märkte noch nicht komplett wieder aufgeholt", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus-Ausbruchs hätten Investoren offenbar noch nicht vollständig abgeschüttelt.
Auch Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley mahnte zur Vorsicht. "So lange die Zahl der Neuinfektionen ihren Höhepunkt nicht erreicht hat, kann die Risikobereitschaft schnell wieder schwinden." Der Regierung in Peking zufolge wurden in China bislang mehr als 20.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 425 Menschen starben daran. Erick Muller, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Muzinich & Co., warnte vor den Auswirkungen der Epidemie auf das Wachstum. China trage 18 Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleistung bei.
HOFFNUNG AUF VERSCHÄRFTE ÖL-FÖRDERBREMSE - KUPFER GEFRAGT
Am Rohstoffmarkt drückte die Furcht vor einer schwächeren China-Nachfrage den Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee zunächst auf ein 13-Monats-Tief von 53,95 Dollar je Barrel (159 Liter). Hoffnungen auf eine zusätzliche Drosselung der Fördermengen durch die Opec und ihre Verbündeten beendeten die Talfahrt aber vorerst. Bis zum frühen Nachmittag verteuerte sich Brent auf bis zu 54,85 Dollar.
Das wichtige Industriemetall Kupfer gewann sogar 2,6 Prozent auf 5666 Dollar je Tonne. Anleger reagierten erleichtert auf die Geldspritzen der chinesischen Notenbank zur Stabilisierung der Wirtschaft, sagten Börsianer. Fabrice Jacob, Chef des Vermögensverwalters JK Capital, prognostizierte darüber hinaus ein steuerfinanziertes Konjunkturprogramm der Regierung.
ROHSTOFF- UND LUFTFAHRTWERTE AUF ERHOLUNGSKURS
Vor diesem Hintergrund griffen Investoren bei Rohstoffwerten beherzt zu. Der europäische Branchenindex stieg um bis zu 3,3 Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit drei Monaten. Zusätzlichen Rückenwind erhielt der Sektor von ermutigenden Zahlen des Bergbaukonzerns Glencore. Die Analysten der Bank Credit Suisse lobten die überraschend stark gestiegenen Fördermengen des zum Batteriebau benötigten Metalls Kobalt. Zudem könne mit einer wieder anziehenden Kupferproduktion gerechnet werden. Glencore-Aktien stiegen in London um bis zu 5,4 Prozent und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit einem Jahr zu.
Gleiches galt für die Titel von BP, die sich um knapp fünf Prozent verteuerten. Der Gewinnrückgang des Ölkonzerns sei weniger stark ausgefallen als befürchtet, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Da Shell, Chevron und Exxon die Erwartungen verfehlt haben, scheint sich BP etwas besser als der Markt geschlagen zu haben. Oder die Messlatte lag vielleicht etwas niedrig."
Im Dax war die Lufthansa mit einem Kursplus von 3,2 Prozent Spitzenreiter. Die Luftfahrtwerte waren angesichts gestrichener China-Flüge als Reaktion auf den Coronavirus-Ausbruch in den vergangenen Tagen unter die Räder gekommen. Die Papiere der Konkurrenten Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG gewannen bis zu 3,4 Prozent.
rtr