Am Rohöl-Markt machten einige Anleger Kasse. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 68,19 Dollar je Barrel (159 Liter), nachdem sie am Montag wegen der Angriffe auf saudi-arabische Ölförderanlagen mit einem Plus von zeitweise knapp 20 den größten Kurssprung seit 1991 verzeichnet hatte.

Für die weitere Entwicklung des Ölpreises sei entscheidend, wie schnell die Schäden repariert werden können, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Sollte Saudi-Arabien erst in einigen Monaten wieder gelingen, die Förder-Kapazitäten auf das ursprüngliche Niveau zu hieven, müsse mit Liefer-Engpässen gerechnet werden. Überdies sei mit den Angriffen die Gefahr eines Krieges in der Region gewachsen.

Am Wochenende wurden durch die Angriffe auf saudi-arabische Ölanlagen fünf Prozent der weltweiten Rohöl-Produktion lahmgelegt. Die USA machen den Iran für die Drohnen-Attacken verantwortlich, zu denen sich die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen aus dem Bürgerkriegsland Jemen bekannt haben. Iran weist die Anschuldigungen zurück.

Auch am saudi-arabischen Anleihemarkt beruhigte sich die Lage. Anleger deckten sich wieder mit Bonds des Königreichs ein und drückten die Renditen der bis 2046 und 2047 laufenden Titel auf 3,899 beziehungsweise 3,918 Prozent. Das gleiche galt für die 2049 auslaufende Papiere des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco, die bei 3,949 Prozent rentierten.

FED-ZINSSENKUNG VORAUS - WIE GEHT ES DANACH WEITER?


Da Anleger für Mittwoch fest mit einer Zinssenkung der US-Notenbank (Fed) um einen viertel Prozentpunkt rechnen, richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf Hinweise zur Geldpolitik in den kommenden Monaten. "Signalisiert Fed-Chef Jerome Powell weitere Zinssenkungen, könnte dies die Fortsetzung der Rally sichern und die politischen Risiken zumindest kurzfristig in den Hintergrund drängen", prognostizierte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Unterdessen bröckelte das Pfund Sterling erneut ab und kostete 1,2413 Dollar. "Gut sechs Wochen vor dem Brexit-Termin und einen Monat vor dem alles entscheidendenden EU-Gipfel stecken die Verhandlungen weiterhin in einer Sackgasse", sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Außerdem bestehe die Gefahr, dass sich Premierminister Boris Johnson über die Anordnung des Parlamentes hinwegsetzen wird, zur Verhinderung eines ungeordneten EU-Ausstiegs Großbritanniens einen erneuten Aufschub zu beantragen. Die hohen Kosten für die Absicherung eines Pfund-Absturzes deuteten darauf hin, dass Anleger einen großen Knall befürchten.

ZALANDO NACH ANTEILSVERKAUF UNTER DRUCK


Am deutschen Aktienmarkt brockte der Teilausstieg des Großaktionärs Kinnevik Zalando den größten Kursturz des Jahres ein. Die Aktien des Online-Modehändlers verloren zeitweise knapp zwölf Prozent. Angesichts der Kursverdoppelung seit Jahresbeginn sei die Platzierung von Anteilen ein vernünftiger Schritt, urteilte Analyst Christian Salis vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Er gehe davon aus, dass sich Zalando weiterhin überdurchschnittlich entwickeln werde.

In London stürzten die Titel von Sirius zeitweise um fast 65 Prozent ab und waren mit 3,57 Pence so billig wie nie. Der Düngemittel-Hersteller sagte die Emission einer 500 Millionen Dollar schweren Anleihe ab. Mit dem Geld sollte eine Mine zum Abbau von Polyhalit, das als Düngemittel verwendet wird, finanziert werden. Es sei unklar, ob die Ursachen für die geringe Investoren-Nachfrage projektspezifische Risiken, das Marktumfeld oder beides seien, konstatierte Analyst Richard Knights von der Investmentbank Liberum. Die Papiere der Sirius-Rivalen K+S und Yara verloren bis zu 3,1 Prozent.

rtr