An den Börsen ist einen Tag nach der erwarteten Zinssenkung der US-Notenbank die Luft raus. Zweifel an einer schnellen Lösung im Handelsstreit der USA mit China setzten den Anlegern zu. Dax und EuroStoxx50 lagen am Donnerstagnachmittag mit 12.900 beziehungsweise 3615 Punkten jeweils leicht im Minus. Auch an den US-Börsen ging es trotz starker Zahlen von Apple und Facebook abwärts.

Angesichts der Konjunkturabkühlung in den USA hat die Notenbank Fed den Leitzins am Mittwoch zum dritten Mal in Folge gesenkt und nun eine Pause signalisiert. Größere Überraschungen seien ausgeblieben, sagten Marktteilnehmer. "Das wichtigste war, dass die US-Notenbank Besonnenheit ausgestrahlt hat", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Brokerhaus CMC Markets. "Gerät die Notenbank in Panik, tun es ihr in der Regel auch die Anleger gleich. Bleibt sie ruhig, ist auch mit mehr Gelassenheit an der Börse zu rechnen." Laut Marktteilnehmern hält sich die Fed ein Hintertürchen für weitere Zinssenkungen offen, sollte sich der Handelsstreit wieder zuspitzen. Das setzte dem US-Dollar zu: der Dollar-Index, der die Weltleitwährung zu anderen wichtigen Währungen misst, fiel um 0,4 Prozent auf 97,29 Punkte. Das wiederum half dem Goldpreis. Das durch die Abwertung des Dollars in der Anschaffung günstigere Edelmetall verteuerte sich um bis zu ein Prozent auf 1509 Dollar je Feinunze.

Unterstützt wurde der Goldpreis auch von der Unsicherheit rund um den Handelsstreit. Die USA und China hatten in ihrem seit fast eineinhalb Jahren schwelenden Konflikt Mitte Oktober eigentlich einen Durchbruch erzielt und sich in Teilen geeinigt. Zuletzt machten jedoch Spekulationen auf Verzögerungen die Runde. Chinesische Regierungsvertreter zeigten sich laut einem Bloomberg-Bericht skeptisch, ob mit US-Präsident Donald Trump eine langfristige Einigung in dem Handelskonflikt zwischen den beiden weltweit führenden Volkswirtschaften möglich sei. Sie seien besorgt wegen der impulsiven Art Trumps, hieß es unter Berufung auf Insider. "Immer mehr Investoren wird bewusst, wie viel Hoffnung am Markt eingepreist ist", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. Keines der großen Themen sei gelöst, weder der Handelskonflikt noch der Brexit.

KEIN BREXIT AN HALLOWEEN - AUTOFUSION KOMMT IN FAHRT


Beim Brexit schöpften Anleger nach der Verschiebung der Frist zumindest wieder Hoffnung auf einen geregelten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die britische Landeswährung gewann seit Monatsbeginn mehr als fünf Prozent und steuert damit auf den größten Monatsgewinn seit mehr als einem Jahrzehnt zu. Allein am Donnerstag stieg sie um 0,6 Prozent auf 1,2975 Dollar. Der eigentlich für Donnerstag geplante Brexit soll jetzt spätestens Ende Januar erfolgen.

Die geplante Fusion von Peugeot-Hersteller PSA und FiatChrysler sorgte im Autosektor erneut für Furore. Nach Bekanntwerden der Pläne sehen Marktteilnehmer die Aktionäre von Fiat im Vorteil: die Papiere des italienisch-amerikanischen Konzerns setzten entsprechend ihren Höhenflug fort und gewannen bis zu 10,7 Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Beim Opel-Mutterkonzern ging es hingegen bis zu 14,3 Prozent abwärts. Während Fiat-Aktionäre von einer Barausschüttung profitierten, müssten sich Aktionäre von PSA in Geduld üben, kommentierten die Analysten von Citi.

rtr