Der Dax fiel am Freitag um 0,8 Prozent auf 15.552 Punkte, der EuroStoxx50 um 0,5 Prozent auf 4095 Zähler.
Ungeachtet beruhigender Worte der Regierung in Peking sei das Vertrauen in chinesische Unternehmen angeschlagen, sagte Lewis Grant, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Federated Hermes. "Die Anleger werden sich fragen, worauf sich die chinesischen Regulierungsbehörden als Nächstes konzentrieren werden: Welche Sektoren oder Kapitalquellen bleiben gefährdet?" Insidern zufolge bearbeitet die US-Aufsicht SEC wegen dieser Risiken vorerst keine Anträge chinesischer Firmen auf einen Börsengang an der Wall Street. Der börsennotierte Fonds (ETF) iShares China Large-Cap verlor im vorbörslichen US-Geschäft weitere zwei Prozent. Seit Wochenbeginn summiert sich das Minus auf rund 25 Prozent.
SCHWÄCHELNDES WACHSTUM SCHICKT AMAZON AUF TALFAHRT
Unterdessen verbuchten die Titel von Amazon mit einem vorbörslichen Minus von knapp sieben Prozent den größten Kursrutsch seit knapp einem Jahr. Erstmals seit dem ersten Quartal 2019 habe das Unternehmen die Umsatzerwartungen verfehlt, sagte Analyst Tom Forte vom Research-Haus D.A. Davidson. "Wir glauben, dass die erhöhte Mobilität nach der Aufhebung der pandemiebedingten Beschränkungen einen unerwartet starken Gegenwind erzeugt hat", erläuterte sein Kollege Brent Thill von der Investmentbank Jefferies. Für das laufende Quartal warnte Amazon vor einer Abschwächung des Wachstums.
Mit Verkäufen reagierten Investoren außerdem auf den Umsatz- und Gewinnrückgang bei Fresenius Medical Care (FMC). Für den Dialyse-Spezialisten sei das abgelaufene Quartal eines zum Vergessen, schrieb Analyst Tom Jones von der Berenberg Bank. Immerhin seien die Zahlen nicht schlechter ausgefallen als befürchtet und die Gründe für die Entwicklung klar. Die Pandemie trifft FMC besonders, da gerade Dialysepatienten anfälliger für Covid-19 sind. FMC-Aktien verloren dennoch 4,6 Prozent. In ihrem Sog rutschten die Titel der Mutter Fresenius um 3,4 Prozent ab, obwohl der Gesundheitskonzern seine Gesamtjahresziele angehoben hatte.
Aus den Depots flogen auch die Aktien der British Airways-Mutter IAG. Sie steuerten mit einem Minus von knapp acht Prozent auf den größten Tagesverlust seit rund drei Monaten zu. Der Quartalsverlust der Fluggesellschaft sei zwar im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, kommentierte Analyst Gerald Khoo von der Investmentbank Liberum. Die Ausweitung der Kapazitäten auf 45 Prozent im Vergleich zum Vorkrisen-Niveau sei allerdings weniger als erhofft. Damit hinke IAG der Konkurrenz hinterher.
UNICREDIT UND ESSILORLUXOTTICA ÜBERZEUGEN MIT ZAHLEN
Gefragt waren dagegen die Papiere von Unicredit, die sich in Mailand um drei Prozent verteuerten. Der Quartalsgewinn habe dank niedrigerer Rückstellungen für Kreditausfälle deutlich über Markterwartungen gelegen, lobten Analysten. Wichtiger seien derzeit allerdings die Verhandlungen über den Kauf "ausgewählter Teile" der Krisenbank Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS). Es blieben aber noch zahlreiche Fragen offen. Eine sei, ob Unicredit die Übernahme ohne Kapitalerhöhung stemmen könne. BMPS-Aktien gewannen sieben Prozent.
In Paris stiegen die Titel von EssilorLuxottica um bis zu fünf Prozent auf ein Rekordhoch von 161,66 Euro. Der weltweit größte Brillen-Anbieter kehrte in die Gewinnzone zurück und hob seine Gesamtjahresziele an. Motor dieser Entwicklung sei das boomende US-Geschäft, sagte ein Börsianer.
rtr