Der Dax sowie der EuroStoxx50 gaben in der Spitze jeweils 0,7 Prozent auf 15.812 Punkte beziehungsweise 4173 Zähler nach. Im Handelsverlauf machten die Kurse einen Teil der Verluste aber wieder wett.

Die Sorgen wegen der Delta-Variante trübten die Wachstumsaussichten, insbesondere in einigen asiatischen Volkswirtschaften, konstatierten die Analysten von HSBC. Doch habe die globale Wachstumsdynamik bereits seit Mitte des zweiten Quartals nachgelassen. Federn lassen mussten in Europa vor allem die Reise- und Freizeitbranche, Automobilhersteller sowie Banken, deren Branchenindizes rund ein Prozent nachgaben.

VORGEHEN DER BEHÖRDEN IN CHINA IM FOKUS


Für Verunsicherung sorgte zudem der verschärfte Zugriff der chinesischen Behörden auf die milliardenschwere Technologiebranche des Landes. Die staatliche Behörde für Marktregulierung veröffentlichte einen umfangreichen Verordnungsentwurf für den Internetsektor in der Volksrepublik und zieht damit die Daumenschrauben weiter an. Die Regulierungsbehörde erklärte unter anderem, dass Unternehmen keine Daten oder Algorithmen verwenden dürfen, um den Datenverkehr zu lenken oder die Entscheidungen der Nutzer zu beeinflussen. Börsianer befürchteten negative Auswirkungen auf E-Commerce-Marktplätze und Videoportale.

Der Vorstoß setzte zunächst die in Hongkong notierten Internetaktien unter Druck. Anteilsscheine von Konzernen wie Alibaba, Tencent, Bilibili und Meituan büßten zwischen 4,4 und 7,7 Prozent ein. Auch der niederländische Tech-Investor Prosus geriet in den Sog. Prosus-Aktien fielen an der Börse in Amsterdam um bis zu 4,8 Prozent, nachdem erst am Montag negative Kommentare zu Online-Spielen in Chinas Staatsmedien sowohl die Papiere des Internetriesen Tencent als auch von dessen Großaktionär Prosus belastet hatten.

In den USA gelistete chinesische Tech-Firmen gerieten ebenfalls unter Druck. Die Titel des chinesischen Musikstreaming-Anbieters Tencent Music verloren vorbörslich 3,4 Prozent. Auch US-Firmen wie Microsoft, Apple, Facebook und Amazon.com notierten vor US-Börseneröffnung leicht tiefer. Die US-Futures deuteten insgesamt auf einen schwächeren Start hin.

Für Impulse sorgten positive Konjunkturzahlen aus Europa. Die Wirtschaft in der Euro-Zone hat im Frühjahr die Corona-Rezession abgeschüttelt und ist von April bis Juni zum Vorquartal wieder um 2,0 Prozent gewachsen.

Derweil nimmt jedoch weltweit die Angst vor Lieferengpässen zu, da die Warteschlangen vor großen chinesischen Häfen immer größer werden. Grund ist der Stau vor dem zweitgrößten Hafen Ningbo, wo nach Angaben des Datenanbieters Refinitiv mehr als 50 Containerschiffe auf ihre Abfertigung warten. Wegen der Corona-Infektion eines Hafenmitarbeiters war der Betrieb dort zeitweise eingestellt worden.

BHP-AKTIE IM HÖHENRAUSCH


Steil nach oben ging es an der Börse in London für den weltgrößten börsennotierten Bergbaukonzern BHP. Die Titel legten bis zu 9,8 Prozent auf ein Rekordhoch zu, nachdem der Konzern seinen Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr nahezu verdoppelt hatte. Zusammen mit dem Verkauf der Erdöl-Sparte kündigte BHP an, die Börsennotierung in London aufzugeben und künftig allein an der australischen Wertpapierbörse in Sydney notiert zu sein. Das Öl- und Gasgeschäft geht im Rahmen eines Aktientauschs an Woodside Petroleum.

Auf der Gewinnerseite standen auch die Titel von Lieferando-Eigner Just Eat Takeaway.com, die rund drei Prozent anzogen. Der Essenslieferdienst rutschte zwar trotz des rasanten Wachstums im ersten Halbjahr in die roten Zahlen, der operative Verlust fiel aber etwas geringer aus als befürchtet.

rtr