Der deutsche Leitindex gewann anderthalb Prozent auf 10.918 Punkte, sein europäisches Pendant lag 1,1 Prozent höher bei 2912 Zählern. Auch an den US-Börsen waren die Anleger in Kauflaune. Der Dollar legte zu, während der Euro auf 1,0830 Dollar nachgab.
Im April wurden 20,5 Millionen Stellen außerhalb der Landwirtschaft abgebaut, Ökonomen hatten jedoch sogar mit rund 22 Millionen gerechnet. Die in einer getrennten Umfrage ermittelte Arbeitslosenquote schnellte im April auf 14,7 Prozent von 4,4 Prozent und damit auf den höchsten Stand in der Nachkriegszeit. Hier war mit 16 Prozent ebenfalls Schlimmeres befürchtet worden.
ANLEGER HOFFEN AUF LÖSUNGEN IM ZOLLSTREIT
Für Optimismus an den Börsen sorgten vor allem positive Töne in dem wegen der Corona-Pandemie zuletzt in den Hintergrund geratenen Handelskonflikt. "Die Anleger reagieren positiv auf die Nachricht, dass Verhandlungsführer aus China und den USA die Umsetzung des Handelsabkommens besprachen und auch zur Bewältigung der Gesundheitskrise enger zusammenarbeiten wollen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.
Anlagestratege Jan von Gerich von der Nordea Bank bezeichnete die Hoffnungen der Investoren als überzogen. Schließlich bleibe US-Präsident Donald Trump unberechenbar. Außerdem sei es in der aktuellen Coronavirus-Krise für China schwierig, die Vereinbarungen aus dem Handelsabkommen einzuhalten. Trump hatte China im Streit über dessen Rolle beim Ausbruch der Pandemie mit neuen Strafzöllen gedroht.
GEWINNRÜCKGÄNGE LASSEN ANLEGER KALT
Bei den Firmenbilanzen konzentrierten sich Investoren auf die positiven Aspekte. Hauptsache es komme nicht schlimmer als ohnehin schon erwartet, führte Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Bauer, aus. So stiegen die Aktien von Siemens um mehr als sechs Prozent, obwohl Umsatz, Gewinn und Auftragseingang des Industriekonzerns zurückgingen. Die Quartalszahlen seien aber durch die Bank besser ausgefallen als gedacht, lobte Analyst Simon Toenessen von der Investmentbank Jefferies. Außerdem verschärft Firmenchef Joe Kaeser den Sparkurs.
Auch bei der ING Bank verschreckte ein Gewinneinbruch die Investoren nicht. Die Papiere des Geldhauses legten in Amsterdam 3,3 Prozent zu. Positiv sei die strenge Kostenkontrolle, sagten Börsianer.
Unterdessen stiegen die Titel von Bechtle um gut fünf Prozent auf ein Rekordhoch von 149,60 Euro. Die Nachfrage nach Homeoffice-Ausrüstung bescherte dem IT-Dienstleister ein Umsatz- und Gewinnplus. Auf Basis dieser Zahlen erscheine die Kürzung seiner Gesamtjahresprognosen vom März als zu harsch, sagte Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe.
rtr