Investoren schöpften angesichts des verschärften Kampfs der Regierung gegen eine Ausbreitung aber wieder Mut. Der Dax legte bis zum Nachmittag 1,6 Prozent auf 13.599 Punkte zu und war damit nur noch 40 Punkte vom frisch erreichten Rekordhoch entfernt. Der EuroStoxx50 gewann 1,3 Prozent auf 3784 Punkte. Auch die US-Futures signalisierten einen erneuten Run auf Bestmarken, getrieben von starken Zahlen des US-Chip-Konzerns Intel.
Positiv wirkten auch überraschend positive Konjunkturdaten aus Deutschland: Der Einkaufsmanagerindex stieg im Januar überraschend kräftig um 0,9 Punkte auf 51,1 Zähler. "Die Daten scheinen die Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde zu bestätigen, dass die wirtschaftlichen Risiken weniger ausgeprägt sind, so dass dies positiv zu bewerten ist", sagte Ökonom Teeuwe Mevissen von der Rabobank. "Gleichzeitig sagte sie, dass die Zinssätze auf absehbare Zeit niedrig bleiben werden, so dass die Märkte, selbst wenn die Risiken weniger ausgeprägt sind, immer noch darauf zählen können, dass die EZB die Zinssätze auf einem sehr niedrigen Niveau halten wird."
CHINA VERSTÄRKT KAMPF GEGEN CORONAVIRUS
In China schränkten die Behörden im Kampf gegen das Coronavirus die Reise- und Bewegungsfreiheit immer stärker ein. Anleger seien erleichtert, dass die Weltgesundheitsorganisation vorerst keinen internationalen Notstand ausgerufen habe, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Man müsse aber auf negative Überraschungen gefasst sein, warten Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Die Restriktionen fänden schließlich zur Hauptreisezeit statt, den Neujahrsfesttagen. Dementsprechend kochten an den Rohstoffmärkten Spekulationen auf eine sinkende Öl-Nachfrage aus China wieder hoch. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 61,70 Dollar je Barrel (159 Liter).
BERICHT ÜBER GLYPHOSAT-VERGLEICH TREIBT BAYER
Der ambitionierte Ausblick von Intel sorgte im Chip-Sektor für Euphorie. Die europäischen Wettbewerber Infineon und STM stiegen zeitweise jeweils um 2,1 Prozent. Intel-Aktien stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um 5,2 Prozent und steuerten damit auf den höchsten Stand seit 19 Jahren zu. Am deutschen Aktienmarkt kletterte die Bayer-Aktie um bis zu 3,9 Prozent auf ein 15-Monats-Hoch von 76,99 Euro. Einer Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge könnte der Pharma- und Agrarchemiekonzern die US-Prozesse um den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat durch einen Vergleich im Volumen von zehn Milliarden Dollar beilegen. Er habe bislang mit 13 Milliarden Dollar gerechnet, schrieb Analyst Alistair Campbell von Liberum.
Im Plus lagen auch die Finanzwerte. Größter Dax-Gewinner waren Aktien des Zahlungsabwicklers Wirecard mit einem Aufschlag von 5,8 Prozent. Die Deutsche Bank legte 2,4 Prozent zu. Das krisengeplagte Geldhaus holt den früheren SPD-Chef und Ex-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in den Aufsichtsrat.
In Paris stürzten die Titel von Remy Cointreau dagegen um gut zehn Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit elf Jahren zu. Unter anderem wegen einer schwächeren Nachfrage in Hongkong als Folge der dortigen Massenproteste verbuchte der Spirituosen-Hersteller ein überraschend großes Umsatzminus.
rtr