"Die Anleger fokussieren sich weiterhin auf das Positive und die Hoffnung auf Besserung", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners.

Das britische Unterhaus hatte am Wochenende die Abstimmung über den von Premierminister Boris Johnson ausgehandelten Austrittsvertrag verschoben. Johnson beantragte daraufhin wie per Gesetz gefordert einen Brexit-Aufschub. Noch ist offen, wann die Parlamentarier über den Vertrag abstimmen. "Das Risiko eines No-Deal-Brexits scheint jetzt aber minimal zu sein, und die Chancen für eine Vereinbarung sind deutlich höher als noch vor ein paar Wochen", sagte Rupert Thompson, Chefanalyst beim Vermögensberater Henderson Rowe. Das Pfund Sterling verteidigte seine jüngsten Kursgewinne nach einer anfänglichen Schwäche. Die Währung kostete 1,2916 Dollar und 1,1623 Euro.

Investoren zogen ihr Geld zudem aus sicheren Häfen wie Staatsanleihen ab. Die Rendite der deutschen Papiere stieg auf bis zu minus 0,334 Prozent. Sollte das britische Unterhaus dem Austrittsabkommen zustimmen, könnte sie auf minus 0,3 Prozent zulegen, sagte Cyril Regnat, Zinsstratege bei der Investmentbank Natixis - im September hatte sie ein Rekordtief bei minus 0,743 Prozent markiert. Zugleich warnte er aber vor allzu großer Zuversicht. Solange die EU der Verschiebung des Brexits noch nicht zugestimmt habe, bestehe weiterhin die Gefahr eines ungeregelten Austritts am 31. Oktober.

WIRECARD AUF ERHOLUNGSKURS - IMMOBILIENWERTE UNTER DRUCK


Mit einem Kursplus von bis zu 8,3 Prozent war Wirecard mit Abstand der Spitzenreiter im Dax. Der Online-Zahlungsabwickler will die jüngsten Vorwürfe der Bilanzfälschung von externen Gutachtern überprüfen lassen. Analysten begrüßten den Schritt. "Die zusätzliche unabhängige KPMG-Prüfung sollte etwas Vertrauen zurückgeben", schrieb DZ-Bank-Experte Harald Schnitzer.

Papiere von Immobilienfirmen flogen dagegen aus den Depots, nachdem sich der Berliner Senat Medienberichten zufolge auf einen Mietendeckel geeinigt hatte. Neben dem Verbot von Mieterhöhungen für fünf Jahre beinhalte er auch einen Passus, dass Mieten über einer bestimmten Obergrenze gekürzt werden dürfen. Im Vergleich zu früheren Versionen sei der aktuelle Entwurf etwas abgeschwächt worden, schrieb Analyst Thomas Rothäusler von der Investmentbank Jefferies. Die Titel von Deutsche Wohnen, die besonders viele Wohnungen in der Hauptstadt hat, rutschten um bis zu 4,5 Prozent ab.

Mit Enttäuschung reagierten Anleger auf die Quartalsergebnisse von Just Eat, die Aktien des britischen Essenslieferanten fielen um 8,1 Prozent. Die Titel des niederländischen Fusionspartners Takeaway.com büßten in Amsterdam bis zu 5,7 Prozent ein. Die Bestellungen in Großbritannien hätten aber langsamer zugelegt als erwartet, konstatierte Analyst Harry Read von der Investmentbank Liberum. Die Verluste im Lateinamerika-Geschäft, vor allem in Mexiko und Brasilien, lasteten ebenfalls auf der Stimmung, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

rtr