"Die Anleger blicken stattdessen nach vorn und sehen am Horizont die Möglichkeit einer weiteren geldpolitischen Lockerung durch die US-Notenbank in dieser Woche und ein rund 900 Milliarden US-Dollar schweres Konjunkturpaket in den USA", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Mut machten Investoren außerdem anlaufende Massen-Impfungen gegen das Coronavirus.

Dax und EuroStoxx50 legten am Montag rund 1,2 Prozent auf 13.278 beziehungsweise 3525 Punkte zu. "In Sachen Corona-Pandemie ist in den vergangenen Wochen unter den Investoren die Erkenntnis gereift, dass es wohl erst einmal noch schlimmer wird, bevor sich die Situation dann im Laufe des kommenden Jahres mit den entsprechenden Impfungen der Menschen tatsächlich verbessern sollte", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus Axi. In den USA signalisierten die Futures ebenfalls einen festeren Handelsstart.

Auch am Rohöl-Markt setzten Investoren auf eine Normalisierung der Wirtschaft. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um rund ein Prozent auf 50,51 Dollar je Barrel (159 Liter). Als "sichere Häfen" geltende Anlagen wie die Weltleitwährung waren dagegen weniger gefragt. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um 0,6 Prozent und notierte so niedrig wie seit April 2018 nicht mehr. Gold büßte ein Prozent auf 1820 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) ein.

BREXIT-GESPRÄCHE GEHEN IN DIE VERLÄNGERUNG DER VERLÄNGERUNG


Beim Dauerbrenner-Thema Brexit konnten Großbritannien und die EU zwar noch immer keinen Durchbruch erzielen, einigten sich aber auf eine Fortsetzung der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen. Die 'Verschieberitis' setzt sich fort", kommentierte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. "Keine Seite will als nachgiebig erscheinen. Weil aber dennoch beide Seiten einen Deal wollen, müssen beide möglichst lange auf ihren Maximalpositionen beharren oder zumindest nur so wenig nachgeben, dass eine Fortsetzung der Verhandlungen nicht allzu albern erscheint." Ohne Einigung drohen zum Jahreswechsel die Einführung gegenseitiger Zölle und wirtschaftliche Turbulenzen.

An der Börse setzten Investoren auf einen Deal in letzter Minute. Dies verhalf dem Pfund Sterling zu Kursgewinnen von 1,4 Prozent auf 1,34 Dollar und 1,2 Prozent auf 1,1054 Euro. Die stark von der Binnenkonjunktur abhängigen britischen Banken gewannen im Schnitt 2,8 Prozent. Bauwerte wie Taylor Wimpey oder Persimmon waren ebenfalls gefragt und rückten bis zu sieben Prozent vor.

BUNDESBETEILIGUNG BEFLÜGELT HENSOLDT - ASTRAZENECA IM MINUS


Am deutschen Aktienmarkt griffen Investoren bei den Papieren von Hensoldt beherzt zu. Die Aktien des Rüstungselektronik-Anbieters stiegen um 9,5 Prozent und waren mit 14,30 Euro zeitweise so teuer wie noch nie seit dem Börsengang im September. Insidern zufolge erwirbt der Bund für 464 Millionen Euro eine Sperrminorität an der Firma.

In London rutschten die Titel von AstraZeneca dagegen um bis zu 9,2 Prozent ab. Der Pharmakonzern will die US-Biotechfirma Alexion für 175 Dollar je Aktie oder insgesamt 39 Milliarden Dollar übernehmen. Der Preis erscheine zwar hoch, angesichts des zu erwartenden Wachstums sei er es aber nicht, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Alexion-Titel stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um 32 Prozent auf ein Viereinhalb-Jahres-Hoch von 159,75 Dollar.

rtr