"Mit seinem Team wird Joe Biden alles daran setzen, das vorgestellte Hilfsprogramm schnellstmöglich in die Tat umzusetzen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Der schnellste Effekt sei von den Schecks an die US-Bürger zu erwarten, die in den wichtigen Privatkonsum flössen.
Für Kauflaune sorgte die Anhörung der designierten US-Finanzministerin Janet Yellen im US-Kongress, wo sie für die geplanten zusätzlichen billionenschweren Konjunkturhilfen warb. Yellen pochte darauf, "groß zu handeln", um die Wirtschaft zu retten und sich erst später um die Schulden zu kümmern. Die US-Futures näherten sich vor Bidens Amtsantritt Rekordmarken. Netflix-Aktien sprangen vorbörslich 13 Prozent nach oben. Der führende Online-Videodienst konnte während der Pandemie die Kundenzahl auf über 200 Millionen steigern.
Die Konjunktur-Aussichten ließen auch Rohöl-Anleger auf eine wieder anziehende Nachfrage setzen. Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 56,35 Dollar, US-Leichtöl WTI legte rund ein Prozent auf 53,49 Dollar zu. Unter Druck gerieten dagegen die Cyber-Devisen Bitcoin und Ethereum. Bitcoin verbilligte sich um fünf Prozent auf rund 34.600 Dollar. "Die Zeichen stehen insgesamt nach wie vor auf Konsolidierung", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Vor zwei Wochen hatte Bitcoin ein Rekordhoch von knapp 42.000 Dollar erreicht.
Die Aussicht auf massive Konjunkturhilfen ließ Pandemie-Sorgen etwas in den Hintergrund treten. Anleger zeigten sich erleichtert nach den verabschiedeten neuen Corona-Restriktionen durch Bund und Länder. "Der ganze große Schock ist offensichtlich ausgeblieben", sagte Analyst Emden. "Zwar wird der Gürtel an Restriktionen insgesamt enger geschnallt, doch die heimische Konjunktur hat offensichtlich immer noch ausreichend Luft zum atmen." Für Zuversicht sorgte bei Ökonomen, dass die deutsche Industrie zunächst weitgehend ungeschoren davon kommt und so Wachstumslokomotive für die Wirtschaft bleibt. Bund und Länder verständigten sich am Tag zuvor auf einen verlängerten Lockdown bis zum 14. Februar.
TECH- UND LUXUSWERTE GEFRAGT
Gefragt waren in Europa vor allem Technologiewerte. Der Branchenindex zog rund zwei Prozent an. Rückenwind lieferten die Umsatz- und Ergebniszahlen des Chipausrüsters ASML, die im Schlussquartal die Vorhersagen deutlich übertrafen. Die Aktien des niederländischen Konzerns kletterten um knapp vier Prozent.
Auch bei Luxusaktien deckten sich Investoren ein. Bei Anlegern punkten konnte etwa der Schweizer Konzern Richemont, der dank des starken Wachstums beim Onlinegeschäft sowie im asiatisch-pazifischen Raum und im Nahen Osten ein Umsatzplus im Weihnachtsquartal erzielte. Vor allem bei Schmuck von der Edelmarke Cartier griffen Chinesen zu. Richemont-Aktien stiegen in der Spitze 5,3 Prozent.
Die Titel von Burberry zogen drei Prozent an, nachdem die britische Luxusmodemarke ebenfalls stark im asiatisch-pazifischen Raum zulegen konnte.
Hugo Boss-Aktien stiegen nach der Aufstockung des Anteils durch Mike Ashleys Frasers Group vier Prozent.
rtr