Am Dienstag könnte May ihre bereits zwei Mal gescheiterte Scheidungsvereinbarung mit der EU erneut zur Abstimmung stellen. "Alles andere als eine weitere Niederlage wäre eine faustdicke Überraschung", prognostizierte Thomas Meißner, Chef-Anlagestratege der LBBW. "Wenn der ausgehandelte Brexit-Vertrag im Unterhaus erneut durchfiele, müsste der anstehende EU-Gipfel eigentlich einen Brexit-Aufschub beschließen, um einen 'Harten Brexit' zu vermeiden." Es sei aber unklar, ob die notwendige Einstimmigkeit herrsche. Das Pfund Sterling verbilligte sich zu Wochenbeginn um 0,3 Prozent auf 1,3244 Dollar. Der Euro legte dagegen 0,2 Prozent auf 1,1346 Dollar zu.

Erleichtert reagierten Anleger auf die Entscheidung der Ratingagentur Moody's, die Bonitätsnote Italiens nicht zu senken. Bei einer Herabstufung hätten die Staatsanleihen das Gütesiegel "Investment Grade" verloren, wodurch Pensionsfonds und Lebensversicherer zum Verkauf gezwungen wären. Stattdessen deckten sich Investoren wieder mit italienischen Bonds ein und drückten die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Zehn-Monats-Tief von 2,451 Prozent. Gleichzeitig legten die italienischen Banken im Schnitt zwei Prozent zu. Sie haben zahlreiche Titel in ihren Depots.

STEUERN DEUTSCHE BANK UND COMMERZBANK AUF HOCHZEIT ZU?



Bei den Aktienwerten standen Deutsche Bank und Commerzbank wegen eines möglichen Zusammenschlusses im Mittelpunkt. "Eine Fusion käme einer Not-Operation gleich", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Sie diene dem politischen Kalkül, die Sorgen vor einer möglichen Insolvenz der Deutschen Bank auszuräumen. Auch Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com, äußerte sich kritisch. "Es besteht die Gefahr, dass man eine größere, aber genauso schwache Bank kreiert." Die Aktien der Deutschen Bank gewannen dennoch 3,5 Prozent, die Titel der Commerzbank legten um 6,1 Prozent zu.

Die Papiere der DWS verbuchten sogar einen Rekord-Kurssprung von knapp 14 Prozent. Marktspekulationen zufolge könnte die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank im Rahmen eines Zusammenschlusses mit der Commerzbank zum Verkauf gestellt werden. Für den Versicherer Allianz sei eine Übernahme der DWS derzeit kein Thema, sagten Insider.

Gefragt waren auch die Titel der europäischen Zahlungsabwickler Wirecard, Worldline und Ingenico, die sich um bis zu drei Prozent verteuerten. Sie profitierten nach Aussage von Börsianern von der 35 Milliarden Dollar schweren Übernahmeofferte von Fidelity National für den US-Konkurrenten Worldpay. Dessen Aktien stiegen im vorbörslichen US-Geschäft auf ein Rekordhoch von 109,07 Dollar. Fidelity-Titel brachen dagegen um gut acht Prozent ein.

In London schossen die Papiere von Footasylum 74 Prozent in die Höhe auf 81 Pence. Der Großaktionär JD Sports bietet den übrigen Eignern des Sportartikel-Händlers 82,5 Pence je Aktie.

rtr