So lange die Geldpolitik locker bleibe und die staatlichen Corona-Hilfen flössen, würden Kursrücksetzer am Aktienmarkt rasch zum Wiedereinstieg genutzt, sagte Giles Goghlan, leitender Analyst beim Brokerhaus HYCM. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte bei einer Podiumsdiskussion des Internationalen Währungsfonds (IWF) bekräftigt, dass die Fed an ihrer bisherigen Geldpolitik auf absehbare Zeit nicht rütteln wird.

Wegen anhaltender Corona-Sorgen scheuten Investoren aber größere Engagements am Aktienmarkt, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Während Experten Großbritannien kurz vor der Herdenimmunität sehen, ringt die Politik in Deutschland um einen harten Lockdown, auch weil hierzulande gerade mal gut ein Zehntel der Bevölkerung geimpft ist."

ITALIENISCHE BONDS UNTER VERKAUFSDRUCK - ÖLPREIS FÄLLT


Unterdessen machte die Warnung der Europäischen Zentralbank (EZB) vor Verzögerungen bei der Auszahlung des EU-Wiederaufbaufonds zur Bewältigung der Coronavirus-Folgen Italien-Anleger nervös. Eine Blockade wäre "eine wirtschaftliche Katastrophe für Europa", sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel in einem Interview. Die Regierung in Rom scheine aber entschlossen, die Wirtschaft notfalls mit Hilfe neuer Schulden anzukurbeln, sagte Analystin Annalisa Piazza vom Vermögensverwalter MFS.

Medienberichten zufolge plant der italienische Ministerpräsident Mario Draghi die Aufnahme von bis zu 48 Milliarden Euro zusätzlich. Sein Land wurde besonders hart von der Pandemie getroffen. Vor diesem Hintergrund zogen sich Investoren aus den Staatsanleihen des Landes zurück. Die trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Fünf-Wochen-Hoch von 0,755 Prozent.

Am Devisenmarkt stabilisierte sich der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zum Wochenabschluss zwar bei 92,242 Punkten. Mit einem Minus von insgesamt rund einem Prozent stand er aber vor der schwächsten Woche des Jahres. Auf der einen Seite stütze die Aussicht auf eine rasche Normalisierung der US-Wirtschaft die Weltleitwährung, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Auf der anderen Seite belaste die Fed-Ankündigung einer auf längere Sicht ultra-lockeren Geldpolitik.

TUI BEGIBT WANDELANLEIHE - INFLUENCERIN MACHT TOD'S BEINE


Am deutschen Aktienmarkt stach TUI mit einem Kursminus von sieben Prozent heraus. Nach drei milliardenschweren Geldspritzen des Bundes sammelt der weltgrößte Touristik-Konzerns mit Hilfe von Wandelanleihen weitere 350 Millionen Euro ein. Das sei nur eine sehr kurzfristige Lösung für die Liquiditätsprobleme des hoch verschuldeten Konzerns, kritisierte Analystin Becky Lane von der Investmentbank Jefferies. 350 Millionen Euro reichten gerade einmal für einen Monat. Wegen der Pandemie-bedingten Beschränkungen leidet die Tourismus-Branche seit rund einem Jahr unter massiven Einbußen.

In Mailand stiegen die Titel von Tod's dagegen zeitweise um gut elf Prozent. Der Schuhfabrikant verpflichtete die italienische Influencerin Chiara Ferragni für den Verwaltungsrat. Sie gibt ihren mehr als 23 Millionen Followern auf Instagram unter anderem Modetipps. Ferragni soll dem Unternehmen zufolge die Marke unter jüngeren Verbrauchern attraktiver machen.

rtr