Starke Konjunkturdaten aus den USA haben dem DAX am Dienstag weiter Schub gegeben. Erstmals in seiner Geschichte stieg der Leitindex sogar kurzzeitig über die Marke von 15.300 Zählern. Nach Daten der US-Regierung vom Freitag entstanden in den USA 916.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft. Das ist der größte Zuwachs seit August. Erwartet worden waren nur 647.000. Der am Montag veröffentlichte US-Index ISM für das nicht-verarbeitende Gewerbe lag im März mit 63,7 Punkten auf einem historischen Hoch und auch über den Erwartungen. Ab 50 Punkten zeigt der Indikator ein Wachstum an."Die aufgestaute Nachfrage und der Jobboom sind da," erläuterte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.
Positive Konjunkturdaten trieben auch die US-Börsen am Montag an und bescherten dem Dow-Jones-Index sowie dem S&P 500 neue Rekordstände. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,1 Prozent fester mit 33.527 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 kletterte um 1,4 Prozent auf 4077 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 1,7 Prozent auf 13.705 Stellen. Anleger sehen sich in ihrer Erwartung bestärkt, dass es nach dem coronabedingten Einbruch 2020 im laufenden Jahr das stärkste US-Wirtschaftswachstum seit fast vier Jahrzehnten geben könnte. "Die Investoren sind fokussierter auf starkes wirtschaftliches Wachstum und die Möglichkeit, dass dies in der Zukunft zu höheren Gewinnen bei den Firmen führt", sagte Robert Pavlik, Portfolio-Manager bei Dakota Wealth in New York. Es sei zudem immer ein ermutigendes Zeichen, wenn der Markt angesichts guter Wirtschaftsnachrichten stark laufe.
Am Ölmarkt standen die Preise unter Druck. Auslöser ist die Einigung der großen Rohöl-Exportländer auf eine allmähliche Lockerung der Förderbremse. Analysten hatten erwartet, dass sich die Gruppe Opec+, zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, auf eine Verlängerung der aktuellen Beschränkungen verständigt. Zudem steigerte der Iran seinen Ausstoß. Öl der Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich am Montag um vier Prozent auf 62,24 Dollar je Barrel (159 Liter), die US-Sorte WTI um 4,4 Prozent auf rund 59 Dollar. Aktien von Energiekonzernen wie Exxon verloren 1,6 Prozent, Marathon Oil sackten um 5,1 Prozent ab.
Ein Wermutstropfen sei allerdings die Diskussion um neue Coronavirus-Beschränkungen in Deutschland, wandte Analyst Timo Emden von Emden Research ein. "Sollten Bund und Länder dem Vorbild des Nachbarlandes Frankreich folgen und einen vierwöchigen Lockdown verhängen, dürfte dies Anleger nicht kalt lassen."
In Großbritannien kündigte Premierminister Boris Johnson dank sinkender Infektionszahlen dagegen für kommende Woche weitere Lockerungen an. Dann dürften in England alle Geschäfte, Fitnessstudios, Friseure und Außenbereiche der Pubs wieder öffnen. Dies verhalf den Kneipenketten JD Wetherspoon und Marstons sowie dem Kino-Betreiber Cineworld zu Kursgewinnen von bis zu fünf Prozent.
Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war
Hedgefonds-Debakel kostet Credit Suisse Milliarden - Manager gehen
Der Ausfall eines Hedgefonds aus den USA kommt die Credit Suisse teuer zu stehen. Die Belastung dürfte sich im ersten Quartal auf etwa 4,4 Milliarden Schweizer Franken (rund 4 Mrd Euro) belaufen, teilte die Großbank am Dienstag in Zürich mit. Insgesamt rechnet das Management dadurch für das erste Jahresviertel vor Steuern mit einem Verlust von etwa 900 Millionen Franken. Investmentbank-Chef Brian Chin und Risikochefin Lara Werner verlieren ihre Jobs. Die Konzernleitung um Bankchef Thomas Gottstein verzichtet auf Boni. Zudem setzt die Bank den Rückkauf eigener Aktien aus und will die Dividende kappen.
EU-Kommission billigt staatliche Hilfen für Air France
Die EU-Kommission hat staatliche Hilfen für die schwer von der Corona-Krise getroffene Fluggesellschaft Air France unter Auflagen gebilligt. Frankreich werde bis zu vier Milliarden Euro zur Stärkung des Eigenkapitals beisteuern und dem Unternehmen helfen, die finanziellen Schwierigkeiten zu bewältigen, erklärte die für den Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager am Dienstag laut Mitteilung.
BP kommt bei Schulden schneller als erwartet voran
Der britische Ölkonzern BP hat sein Schuldenziel laut vorläufigen Zahlen bereits im ersten Geschäftsquartal erreicht. Der Konzern habe durch Verkäufe früher als erwartet rund 4,7 Milliarden US-Dollar (3,9 Mrd Euro) eingenommen und unter anderem hierdurch die Nettoschulden unter die Marke von 35 Milliarden Dollar gedrückt, teilte BP am Dienstag in London mit. Im Februar war der Konzern noch davon ausgegangen, dass die Nettoverschuldung in der ersten Jahreshälfte wieder steigen könnte. Die Aktie des Ölkonzerns legte kurz nach Handelsstart um fast 3 Prozent zu.
rtr/dpa-AFX/fh