Die Daten vom US-Arbeitsmarkt haben am Donnerstag bei den Anlegern im DAX für gute Stimmung gesorgt. Die Arbeitslosenquote in den USA sank im Juni überraschend stark von 13,3 auf 11,1 Prozent. Außerhalb der US-Landwirtschaft wurden 4,8 Millionen neue Jobs geschaffen. Experten hatten ein Plus von drei Millionen erwartet. "Wieder einmal trotzt der Arbeitsmarkt den Tatsachen", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Anleger machen sich keine Sorgen um eine zweite Coronavirus-Infektionswelle." So kletterte der deutsche Leitindex über Marke von 12.600 Punkten.

Auch die Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff gab den Börsen Schub. Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech und der US-Pharmakonzern Pfizer meldeten einen ersten Testerfolg für ihren Corona-Impfstoffkandidaten. "Ein wirksames Mittel ist der Heilige Gral, weil er der Wirtschaft die Rückkehr zur Normalität ermöglicht", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Aber es ist noch zu früh, um euphorisch zu werden." Die Aktien von Pfizer und Biontech stiegen um gut zwei und sechs Prozent.

Kurskapriolen bei Wirecard-Aktie setzen sich fort


Bei den Aktien des nach einem Bilanzskandal ums Überleben kämpfenden Zahlungsdienstleisters Wirecard setzten sich die seit Tagen üblichen Kurskapriolen am Donnerstag mit einem deutlichen Rückgang von 33 Prozent fort. Am Mittwoch hatten die noch im Dax gelisteten Papiere rund 16 Prozent verloren, nachdem sich der Kurs in den beiden Vortagen zum Schlusskurs am Freitag mehr als vervierfacht hatte.

Der Einzelhandelsriese Aldi Süd schränkte seine Geschäfte mit Wirecard deutlich ein und arbeitet bei der Abwicklung von Kreditkartenzahlungen künftig mit Payone zusammen, einem Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Sparkassen und des französischen Ingenico-Konzerns. Auch der japanische Technologiekonzern Softbank könnte bei Wirecard auf dem Rückzug sein. Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider berichtet, will Softbank eine ursprünglich auf fünf Jahre ausgelegte Partnerschaft aufkündigen.

Wie das Münchner Amtsgericht am Donnerstag mitteilte, haben diese nun auch fünf Tochterfirmen ebenfalls Insolvenz beantragt. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist wie bei der Mutter Wirecard AG der Rechtsanwalt Michael Jaffé.

Was am Donnerstag an der Börse sonst noch wichtig war


Bayer besorgt sich nach Glyphosat-Einigung Milliarden am Anleihemarkt
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat sich nur wenige Tage nach der Einigung im milliardenschweren US-Glyphosat-Streit Geld am Anleihenmarkt besorgt. Wie der Dax-Konzern am Mittwochabend in Leverkusen mitteilte, wurden Anleihen im Gesamtwert von 6 Milliarden Euro und Laufzeiten von vier bis zwölf Jahren platziert. Die Verzinsung liegt bei 0,375 bis 1,375 Prozent pro Jahr.

Grenke sieht trotz Belebung im Juni noch keinen Trend
Der Finanzdienstleister Grenke sieht nach einem starken Einbruch des Neugeschäfts im April und Mai erste Anzeichen einer Besserung. "Wir sehen, dass sich die Lage in vielen Regionen etwas entspannt hat. Bei unserem Neugeschäft haben wir im Juni eine erste Belebung gesehen", sagte Konzernchefin Antje Leminsky bei der Vorlage erster Eckdaten für das vergangene Quartal am Donnerstag in Baden-Baden. Die Grenke-Aktie legte daraufhin deutlich zu.

Frankfurter Flughafenchef will verlängerte Kurzarbeit bis Sommer 2022
Wegen der anhaltenden Corona-Flaute will der Frankfurter Flughafen die Möglichkeit der Kurzarbeit bis in den übernächsten Sommer nutzen. "Gemessen an den Passagierzahlen haben wir vereinfacht gesagt für die Hälfte der Belegschaft noch mindestens anderthalb Jahre keine Beschäftigung", sagte Flughafenchef Stefan Schulte der "Wirtschaftswoche" (Donnerstag). Darum fordere die Branche eine Verlängerung der Kurzarbeit von derzeit bis zum kommenden März zumindest bis in den Sommer 2022.

Lufthansa: Frachtgeschäft bleibt in Corona-Krise Hoffnungsträger
Im angeschlagenen Lufthansa-Konzern bleibt das Frachtgeschäft der Tochter Lufthansa Cargo ein Hoffnungsträger. Weil in der Corona-Krise Beilade-Kapazitäten in Passagiermaschinen weggefallen sind, rechnet Cargo-Vertriebschefin Dorothea von Boxberg für die kommenden Jahre mit einer anhaltend hohen Nachfrage für Transportmöglichkeiten in reinen Frachtern.

Tesla trotzt Corona-Krise - deutlich mehr Auslieferungen als erwartet
Der US-Elektroautobauer Tesla hat im zweiten Quartal trotz Belastungen durch die Corona-Krise deutlich mehr Fahrzeuge ausgeliefert als erwartet. In den drei Monaten bis Ende Juni brachte Tesla weltweit 90 650 Autos an die Kundschaft, wie das Unternehmen am Donnerstag in Palo Alto mitteilte. Damit wurden die Prognosen der Analysten bei Weitem übertroffen. Die Aktie reagierte vorbörslich zunächst mit einem Kurssprung um über neun Prozent.

rtr/dpa-AFX/fh