Die Märkte seien auf Richtungssuche, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Wir haben auf der einen Seite die optimistischen Anleger, die ihren Blick weit in die Zukunft richten und in der Hoffnung auf ein positives wirtschaftliches Umfeld nach Corona Aktien kaufen. Auf der anderen Seite haben wir die pessimistischen Anleger, die sehen, dass sich durch die ständig verlängerten Lockdowns auch die wirtschaftliche Erholung noch weiter nach hinten verschieben wird."
"DRAGHI-EFFEKT" GIBT ITALIENS BONDS ERNEUT AUFTRIEB
Mut machte Börsianern die Aussicht auf eine italienische Regierung unter Führung des ehemaligen EZB-Präsidenten "Super Mario" Draghi. Die Mitglieder der 5-Sterne-Bewegung, die die größte Fraktion im Parlament stellt, hatten sich für eine Unterstützung Draghis ausgesprochen. Weitere Parteien aus allen Lagern hatten sich zuvor bereits ähnlich geäußert. "Mit einer so breiten Mehrheit im Rücken hat Draghi ein ganz starkes Mandat, um die Problemfelder Italiens anzugehen", sagte QC-Experte Altmann.
Dies ermunterte weitere Anleger zum Kauf italienischer Staatsanleihen. Im Gegenzug fiel die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,426 Prozent und markierte den zweiten Tag in Folge ein Rekordtief. Gleichzeitig schrumpfte der Renditeaufschlag zu vergleichbaren Bundespapieren auf den niedrigsten Stand seit sechseinhalb Jahren.
Abwärts ging es dagegen für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um gut ein Prozent auf 60,46 Dollar je Barrel (159 Liter). Nach der Rally der vergangenen Wochen sei die Zeit reif für Gewinnmitnahmen, sagte Bob Yawger, Manager bei der Investmentbank Mizhuo. Zuvor hatte die Opec ihre Bedarfsprognosen erneut gesenkt.
L'OREAL UND ING ÜBERZEUGEN MIT ZAHLEN
Fortschritte bei der EU-Zulassung eines Corona-Impfstoffs ermunterten Anleger zum Einstieg bei CureVac. Die Aktien der Tübinger Biotechfirma stiegen um fünf Prozent. Die Arzneimittelbehörde EMA prüft bereits vorläufige Studienergebnisse, um eine EU-Zulassung zu beschleunigen.
In Paris kletterten die Papiere von L'Oreal um zwei Prozent. Der Umsatz des französischen Kosmetik-Konzerns stieg eines boomenden Online-Geschäfts überraschend stark. Im Dax gewannen die Papiere des Nivea"-Anbieters Beiersdorf 0,5 Prozent.
In Amsterdam legten die Titel von ING rund fünf Prozent zu. Die niederländische Bank hatte ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vorgelegt und die Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen angekündigt. Vor allem das Kerngeschäft habe überzeugt, lobte Analystin Martina Matouskova von der Investmentbank Jefferies. Gleichzeitig habe das Institut seine Kosten im Griff.
Nach einem überraschend starken Halbjahresumsatz und einem optimistischeren Ausblick steuerten die Aktien des Satelliten-Betreibers Eutelsat mit zehn Prozent auf den größten Tagesgewinn seit drei Jahren zu.
rtr