in den vergangenen Handelstagen wurde deutlich, dass der übergeordnete Aufwärtstrend stärker ist als von vielen erwartet. Auf jeden Fall ist die technische Situation am Aktienmarkt besser als die Stimmung in den Medien. Ganz allmählich keimt bei mir sogar die Hoffnung, dass es neben Griechenland auch noch andere Themen geben könnte. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass sich auch demnächst die Medien wieder ihre Geschichten suchen werden, falls sich die internationalen Indizes weiter erholen. Die Chancen dafür stehen meiner Meinung nach recht gut. Dies belegen zumindest wichtige charttechnische Punkte, die verteidigt wurden, und vor allem die von mir favorisierten Indikatoren des inneren Marktes.
Jedenfalls wird immer deutlicher, dass die Investoren viel vernünftiger und gelassener als die Medien mit den Auswirkungen der Griechenlandkrise umgehen. Ganz einfach deshalb, weil die Wirtschaftskraft Griechenlands mit der des Saarlandes zu vergleichen ist und nur etwa ein Prozent zum BIP der EU beiträgt.
Da stellt sich also die Frage, was die Abwärtsdynamik der vergangenen Wochen verstärkt haben könnte? Neben dem Crash in China, dessen Konsequenzen für die weltweite Wirtschaft viel größer als die griechischen Probleme sind, halte ich die (temporäre?) Schwäche der US- Konjunktur für einen Auslöser des Kursrutsches. Wegen der Abkühlung der US- Konjunktur im ersten Halbjahr, ausgelöst durch den starken Dollar und die ungünstige Witterung, haben einige große US- Anleger vor allem in Europa Kasse gemacht. Immerhin wurde nun die Prognose für das US- Wachstum von 3 auf 2 % reduziert. Da aber kaum etwas uninteressanter für die Entwicklung der Börsenkurse ist als die Konjunkturentwicklung der jüngeren Vergangenheit, sollten wir heute einen Blick auf den wichtigen Transportindex werfen. Auch wenn die Kritiker des Indikators behaupten, dass im modernen Internet- Zeitalter die Bedeutung der Transportaktien viel geringer als früher ist, war dessen Vorlauffunktion in den vergangenen Wochen wieder einmal sehr hilfreich.
DAX auf dem Weg zum alten Hoch?
Sehr gut zeigt der besonnene P & F Chart den nervösen Zick-Zack-Kurs des DAX in den vergangenen Wochen. Besonders eindrucksvoll ist die dynamische aktuelle X-Achse im rechten Bereich der Grafik, die Ihnen die derzeitige Überlegenheit der Nachfrage zeigt.
Wichtig ist hierbei zu beachten, dass die Nachfrage in unmittelbarer Nähe der wichtigen 200-Tage-Linie und der Unterstützung des Februar-Tiefs einsetzte. An diesen Punkten betrachteten große Investoren das gedrückte Kursniveau als ausreichend attraktiv für die Verstärkung und den Neuaufbau von Positionen und schoben den DAX bereits wieder über die wichtige 50-Tage-Linie. Da viele Investoren nur ungerne entgegen deren Verlauf investieren, wurde dadurch ein wichtiger Grundstein für den Angriff auf das bisherige Hoch bei 12.350 Punkten gelegt.
Ein erstes Etappenziel der Käufer war dabei die Generierung eines neuen Kaufsignals bei 11.250 Punkten. Damit war der Weg von unten zur negativen Widerstandsgerade frei, die dann ja auch im ersten Anlauf überrannt wurde. Nun stellt sich zwar den Bullen bei 11.600 der Widerstand in Form des letzten Zwischenhochs in den Weg. Nach einer kurzen Atempause gehe ich aber davon aus, dass die Käufer die nächsten Widerstände bei 11.900 und 12.050 Punkten angreifen werden. Auch das das bisherige Hoch bei 12.350 ist keine Utopie mehr - vor allem natürlich falls die US-Indizes weiterhin freundlich bleiben.
Transportaktien vor Bodenbildung?
Sehr gut erkennen Sie im gelassenen P & F Chart den seit dem vergangenen Herbst gültigen Abwärtstrend im Transportsektor. Ohne größere Gegenwehr wurden erst die wichtigen Unterstützungen bei 8.550 und dann bei 8.300 Punkten durchschlagen. Erst jetzt, in der Umgebung des Tiefs vom vergangenen Oktober, erkennen wir die Gegenwehr der Bullen. Trotzdem ist der Abwärtstrend (in diesem Zeitfenster) noch intakt, was Sie auch an der etablierten negativen Widerstandsgerade sehen. Insofern ist eine gesunde Skepsis gegenüber jeder Erholung in den großen Aktienindizes angebracht. Denn in einem freundlichen Aktienumfeld sollten sich der breite Aktienmarkt und die traditionell sehr konjunkturempfindlichen Transportaktien gegenseitig bestätigen. Genau dies war aber in den vergangenen Monaten nicht der Fall. Während der S & P 500 Index ein neues Hoch markierte, schlitterte der Transportindex in eine Korrektur von etwa 15 %. Vorsichtige Anleger, die diesen, dem übergeordneten Index vorlaufenden Indikator gut beobachten, hätten also gewarnt sein können.
Die heutige "Millionen Euro -Frage" aber lautet natürlich, ob der Transportindex jetzt einen Boden ausbildet - oder nur eine Gegenbewegung im intakten Abwärtstrend zeigt. Immerhin hat sich eine positive X- Achse gebildet, die den "Punch" der Käufer ausdrückt. Nun aber kommt es darauf an, ob die Bullen den aktuellen Widerstand bei 8.300 Punkten knacken können. Dann aber käme sofort der nächste Widerstand in Sicht, nämlich die fallende Widerstandsgerade bei etwa 8.350. Sollte diese ebenfalls überwunden werden, dann wären zwei wichtige Hürden für das Bullenlager aus dem Weg geräumt und die Chance auf eine nachhaltige Erholung würde sich stark verbessern. Behalten wir also die Entwicklung in den kommenden Tagen im Blick und greifen der Entwicklung nicht voraus.
Innerer Markt stabilisiert sich
Auch der von mir hier häufig abgebildete schnelle Risikoindikator des inneren Marktes deutet an, dass wir uns im Umfeld einer guten Kaufgelegenheit befinden. Denn wie Ihnen die Grafik zeigt, erhöht sich erneut systematisch die Anzahl der Aktien an der NYSE, die ihre wichtige 50- Tage- Linie zurückerobern können. Immer mehr Aktien werden von ihrer wichtigsten Unterstützung gehalten. Keine Frage, dies wird den Indizes den Weg nach oben erleichtern.
im rechten Teil der Grafik. Idealtypisch im Sinne der P & F- Philosophie hat der Indikator in der unteren extremen Zonen nach oben gedreht. Es fließt also wieder substantiell Kapital in den Markt und die großen Investoren kehren zurück- nachdem die zittrigen Anleger diesen verlassen haben. Noch befinden wir uns im unteren Bereich des Indikators, aber die Marktbreite verbessert sich kontinuierlich - und genau darauf kommt es an. Dies würde insofern Sinn machen, da Märkte dazu tendieren, stets zwischen ihren extremen Bereichen hin- und her zu pendeln. Auch die fundamentalen Daten sprechen für eine Erholung der US- Aktien, da Experten für das kommende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 3 % für die USA rechnen. Da können wir Europäer mit einem Wachstum von 1,5 % nur neidisch hinterher blicken.
Neue Hoffnung für die wichtigen Chipakten?
Nicht nur wegen der gestern veröffentlichten sehr positiven Ergebnisse des Schwergewichts der Branche Intel, betrachten wir heute den US-Chipsektor. Meiner Meinung nach ist es viel wichtiger, die wichtigsten Sektoren im Blick zu behalten, als zum Beispiel den gesamten Aktienmarkt eines Landes. Denn ein Sektor verhält sich wie ein gesamter Aktienmarkt - mit starken und mit schwachen Titeln - und gibt Ihnen außerdem einen wichtigen Einblick in den aktuellen Stand des Konjunkturzyklus.
Gut zeigt Ihnen der besonnene P & F Chart den mittelfristigen Trendbruch der für die Konjunktur sehr wichtigen Chipaktien. Nach dem falschen Ausbruch im Juni (Ziffer 6) geriet der Sektor unter Druck und durchschlug die aufsteigende positive Trendgerade bei 705 Punkten. Eine sehr dynamische und negative 0-Aktie verdeutlicht den Ausverkauf im Juli (Ziffer 7). Interessanterweise stoppte der Kursverfall in der Umgebung der Unterstützung des Februar -Tiefs. Hier, bei 655, befindet sich auch ein wichtiger Punkt in Form des Zwischenhochs aus dem vergangenen Spätsommer. Noch ist es zwar viel zu früh den Tag zu loben, aber die Bullen haben eine gute Chance, dass zyklische Tief des Sektors bei 650 Punkten zu verteidigen.
Nun kommt es darauf an zu beobachten, ob es den Käufern gelingt, in naher Zukunft die Widerstandsgerade zu überwinden. Dann wäre der Weg in Richtung des bisherigen Hochs geebnet und außerdem wäre dies ein wichtiges Zeichen für eine Wiederbelebung der US- Konjunktur.
Bitte beachten Sie auch meinen Gratis-Newsletter zur Philosophie des inneren Marktes. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Anlegen und sommerliche Grüße aus dem Rheinland,
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".