Am Markt herrsche aber immer noch Nervosität, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Es dreht sich alles um die Frage, ob die Gewinnerwartungen für 2019 zu hoch angesetzt sind. Und wenn ja, könnten wir am Ende des Bullenmarktes und damit am Beginn eines Bärenmarktes stehen." Der Bulle steht an der Börse für die Optimisten, der Bär für die Pessimisten.

VERHÄRTETE FRONTEN IM ETATSTREIT - EZB IM BLICK

Mit sorgenvoller Miene blickten Investoren weiter nach Italien, wo keine Entspannung im Haushaltsstreit in Sicht ist. Wenn sich die Regierung in Rom und die EU-Kommission nicht auf einander zubewegten, drohe ein erneuter Ausverkauf italienischer Anleihen, warnte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Am Donnerstag waren diese Papiere gefragt. Dadurch ging die Rendite auf 3,508 von 3,614 Prozent zurück.

Da die Europäische Zentralbank (EZB) das nahende Aus für die Anleihekäufe und anhaltend niedrige Zinsen signalisierte, warteten Anleger gespannt auf die Pressekonferenz des Notenbank-Chef. "Interessant wird sein, wie sich Mario Draghi zur Haushaltskrise seines Heimatlandes äußert", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Zur Geldpolitik werde sich Draghi voraussichtlich sehr vorsichtig äußern, sagte Sanjay Joshi, Anleihen-Chef des Vermögensverwalters London & Capital. Das Schlimmste was die EZB angesichts der politischen Risiken und einer schwächelnden Konjunktur tun könne, eine raschere Straffung der geldpolitischen Zügel zu signalisieren.

WERBEAGENTUR WPP KAPPT ERNEUT PROGNOSE - AKTIEN RUTSCHEN AB

Am Londoner Aktienmarkt brockte eine erneute Prognose-Senkung WPP den größten Kurssturz seit 1992 ein. Die Titel der weltgrößten Werbeagentur, zu der unter anderem die deutsche Agentur Scholz & Friends gehört, stürzten um mehr als 22 Prozent ab und waren mit 818 Pence so billig wie zuletzt vor sechs Jahren. Besonders besorgniserregend sei der Rückgang der Kunden aus der Medienbranche, schrieben die Analysten der Investmentbank Liberum in einem Kommentar. Dies sei das Geschäft mit den höchsten Gewinnmargen.

Steil abwärts ging es wegen schwacher Zahlen und einer auf 0,80 Euro je Aktie halbierten Dividende auch für Anheuser Busch InBev. Die Papiere des weltgrößten Bierbrauers rutschten in Brüssel zeitweise um elf Prozent ab - so stark wie zuletzt vor zehn Jahren. Absatz und Umsatz seien in allen Regionen hinter den Erwartungen zurückgeblieben, monierten die Liberum-Experten.

Einen der wenigen Lichtblicke lieferte Covestro mit einem Quartalsergebnis über Markterwartungen. Anleger seien erleichtert, dass die befürchtete Senkung der Geschäftsziele ausgeblieben sei, schrieb Analyst Markus Mayer von der Baader Helvea Bank. Die angepeilten Einsparungen würden zumindest einen Teil der erwarteten finanziellen Belastungen in den kommenden Quartalen auffangen. Die Aktien des Kunststoff-Anbieters stiegen um bis zu 4,7 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 55,26 Euro.

rtr