Zumindest vorübergehend gab es am deutschen Aktienmarkt Grund zur Freude. Die Aussicht auf zusätzliches Geld der US-Notenbank (Fed) lockt Anleger in die europäischen Aktienmärkte zurück. "Nach Einmal-darüber-schlafen können die Börsen den zusätzlichen Anleihe-Käufen der Fed jetzt doch viel Gutes abgewinnen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Die Freude dürfte jedoch nur von kurzer dauer sein. So hole der Dax vorerst nur die maßlose Übertreibung der letzten Handelstage auf, vorschnell als Trendumkehr sollte dies nicht gesehen werden, mahnte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.

Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone brach derweil im März als Folge der Virus-Krise dramatisch ein. Selbst der bisherige historische Tiefststand aus Zeiten der Weltfinanzkrise wurde klar unterboten. Dies zeige laut Lipkow, wie stark die konjunkturellen Auswirkungen sind und welche Angst und Zurückhaltung vorherrscht. Das dicke Ende komme erst noch und werde einige Branchen hart treffen. Der Experte fürchtet, dass die aktuelle Kurserholung ungeachtet der staatlichen Förderprogramme bald ein Ende finden könne.

Optimistisch deckten sich Anleger auch wieder mit Rohstoffen ein. So verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee um bis zu sechs Prozent. Vor diesem Hintergrund legte der Index für die europäische Öl- und Gasindustrie zeitweise gut zwölf Prozent zu. Das ist der größte Kurssprung seit elf Jahren. Gold verteuerte sich ebenfalls. Das unter anderem als Inflationsschutz dienende Edelmetall profitiere neben der Fed-Geldflut auch von der Schließung von zwei Schweizer Gold-Raffinerien, sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades.

Im DAX legten am Dienstag die Papiere von Daimler, Volkswagen und Munich Re deutlich zu. Als schwächster Wert ging Fresenius Medical Care aus dem Handel. Der Anbieter von Dialyseprodukten und Dialysedienstleistungen schloss als einziger DAX-Wert im Minus.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war



Nordex setzt sich wegen guter Auftragslage hohe Ziele - Anleger erfreut
Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex baut im laufenden Jahr trotz Corona-Unsicherheiten auf seine vollen Auftragsbücher. "Unsere Kunden halten an ihren Projekten fest" sagte Konzernchef José Luis Blanco der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Dienstag anlässlich der Bilanzvorlage. An den Entscheidungen über die Investitionen habe sich nach ersten Erkenntnissen nichts geändert.

LPKF setzt mittelfristig weiter auf starkes Wachstum - Dividende
Der Laserspezialist LPKF rechnet nach einem Einbruch in der Corona-Krise mittelfristig weiter mit starkem Wachstum. Aktuell sei die Prognosefähigkeit des Konzerns stark eingeschränkt, teilte das Management des SDax-Konzerns am Dienstag in Garbsen mit. So müsse das Unternehmen bei einer ausgeprägteren Rezession mit Umsatz- und Ergebnisrückgängen im laufenden Jahr rechnen. Mittelfristig gehen die Niedersachsen aber angesichts des starken Vorjahres weiter von guten Perspektiven aus. Für 2019 will LPKF zudem mit 0,10 Euro je Aktie erstmals seit vier Jahren wieder eine Dividende zahlen.

Großküchenausrüster Rational kassiert Prognose - Aktie sackt ab
Der Großküchenausrüster Rational hat wegen der Corona-Krise seine Prognose für das laufende Jahr kassiert. Auch die Höhe der Dividendenzahlung wird überprüft. "In Anbetracht der negativen Entwicklung der letzten beiden Wochen nimmt das Management die Prognose vom 10. März zurück", teilte der MDax-Konzern in Landsberg am Lech am Dienstag zum Börsenstart mit. Das das Ausmaß und der Zeitverlauf der Coronavirus-Pandemie und der Vorsichtsmaßnahmen nicht vorherzusagen seien, gebe Rational keine neue Prognose bekannt. Noch am frühen Morgen hatte der Konzern in dem auf seiner Internetseite veröffentlichten Geschäftsbericht für 2019 seine bereits zusammengestrichene Prognose vom 10. März bestätigt.

Cancom nach Bilanzierungsänderung mit weniger Umsatz - Verschiebt Jahresbericht
Der IT-Systemanbieter Cancom verschiebt die Veröffentlichung seines Geschäftsberichts und warnt wegen geänderter Bilanzierungsanwendung vor Abweichungen zum vorläufigen Ergebnis. Der Geschäftsbericht soll nun erst am 28. April erscheinen statt wie bisher geplant am 30. März, teilte der MDax-Konzern am Dienstag in München mit. Das Unternehmen begründete die Verschiebung mit schwierigen Umständen bei der Erstellung des Jahresabschlusses infolge der Ausbreitung des Coronavirus. Auch ohne diese Umstände habe aber der Wechsel zum neuen Prüfer KPMG zu einem erhöhten zeitlichen Aufwand geführt.

Mediaset erhöht Anteil an ProSiebenSat.1 auf gut 20 Prozent
Der italienische Medienkonzern Mediaset hat seine Beteiligung am deutschen Medienunternehmen ProSiebenSat.1 aufgestockt. Die spanische Tochter Mediaset Espana habe 4,25 Prozent der Aktien erworben, damit steige der Anteil an den Münchenern insgesamt auf 20,1 Prozent, teilte Mediaset am Montag in einer Mitteilung an die italienische Börse mit. Das von Silvio Berlusconi kontrollierte Unternehmen hatte im November schon betont, auf 20 Prozent aufstocken zu können.

Boeing fährt Produktion in Corona-Krise weiter herunter
Der angeschlagene US-Luftfahrtriese Boeing fährt seine ohnehin schon stark gedrosselte Produktion aufgrund der Coronavirus-Krise noch weiter herunter. Das Unternehmen teilte am Montag mit, seine Werke in der Region Puget Sound im Bundesstaat Washington für mindestens zwei Wochen zu schließen. "Diese Maßnahmen werden ergriffen, um das Wohlergehen der Beschäftigten, ihrer Familien und der örtlichen Gemeinden sicherzustellen", teilte Boeing mit. Die betroffenen Fabriken sollen gründlich gereinigt werden.

Thyssenkrupp kassiert wegen Pandemie-Folgen seine Jahresprognose
Der angeschlagene Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp kassiert wegen der Corona-Krise seine ohnehin düstere Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Wegen der Pandemie und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Wirtschaft lasse sich die Geschäftsentwicklung von Thyssenkrupp im Geschäftsjahr 2019/2020 nicht mehr verlässlich einschätzen, teilte der Konzern am Montag nach Börsenschluss in Essen mit.

VIRUS: Ölkonzern Chevron kappt Förderung und Investitionen
Der US-Ölkonzern Chevron streicht im Zuge der Corona-Krise und der fallenden Ölpreise seine Förderpläne und Investitionen zusammen. Auch der Rückkauf eigener Aktien werde vorerst gestoppt, teilte der Konkurrent des Ölriesen ExxonMobil am Dienstag im kalifornischen San Ramon mit. Statt 20 Milliarden US-Dollar (18,6 Mrd Euro) will Chevron in diesem Jahr nur noch 16 Milliarden Dollar in sein Geschäft investieren. Die Produktion im texanischen Permbecken soll 20 Prozent geringer ausfallen als zuletzt geplant.

Stahlkonzern Salzgitter zieht Prognose wegen Corona-Krise zurück
Der Stahlkonzern Salzgitter zieht seine Prognose für das laufende Jahr zurück. Wegen der Auswirkungen des Coronavirus lasse sich die Entwicklung derzeit nicht seriös prognostizieren, teilte das Unternehmen am Dienstag in Salzgitter mit. Eine hinreichend belastbare neue Prognose für das Geschäftsjahr 2020 sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich.

Jenoptik stellt Jahresprognose und Dividende in Frage
Der Technologie- und Rüstungskonzern Jenoptik stellt wegen der Corona-Krise seine Jahresziele und die angekündigte Dividende in Frage. Derzeit lasse sich noch nicht belastbar einschätzen, in welchem Umfang die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus das Geschäft in diesem Jahr beeinträchtigen werde, teilte das im SDax gelistete Unternehmen am Dienstag in Jena mit. Zumindest für das erste Halbjahr erwartet der Vorstand "deutliche Auswirkungen". Die bisherige Prognose, dass das Geschäft 2020 weiter wachsen dürfte, stehe daher unter Vorbehalt.

Zulieferer Schaeffler zieht Prognose wegen Coronavirus zurück
Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler setzt aufgrund der Coronavirus-Pandemie die Prognose für 2020 aus. Wegen der sich weltweit ausweitenden Corona-Krise sei es derzeit nicht möglich, den weiteren Verlauf und die wirtschaftlichen Folgen verlässlich abzuschätzen, teilte das SDax-Unternehmen am Dienstag im fränkischen Herzogenaurach mit. Der Vorstand werde eine neue Prognose abgeben, sobald dies möglich ist, hieß es.

Umsatzeinbußen der Airlines noch drastischer als befürchtet
Die Fluggesellschaften befinden sich nach Angaben ihres Dachverbands IATA wegen der Coronavirus-Pandemie in der schlimmsten Krise ihrer Geschichte. Die erwarteten Umsatzeinbußen übertreffen die schon drastischen Prognosen von Anfang März, wie die IATA am Dienstag in Genf berichtete. Sie geht inzwischen für dieses Jahr von Umsatzeinbußen im Passagiergeschäft von 252 Milliarden Dollar (233 Mrd Euro) aus. Am 5. März hatte sie bis zu 113 Milliarden Dollar Einbußen prognostiziert.

rtr/dpa-AFX/iw