Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage klafft am Ölmarkt derzeit stark auseinander. Die Corona-Pandemie legt die ohnehin schon in billigem Öl schwimmende US-Wirtschaft lahm - der Bedarf an dem Rohstoff sinkt dadurch kräftig, die Öllager drohen überzulaufen. Sollte nun die US-Ölindustrie mit ihren vielen kleineren Unternehmen noch stärker unter Druck geraten, fürchten Experten eine Pleitewelle, die womöglich auch die Finanzbranche belasten könnte. Diese Umstände setzten den DAX am Dienstag deutlich unter Druck.
Der im Tagesverlauf auslaufende Mai-Kontrakt auf die US-Ölsorte WTI notierte bei minus 4,43 Dollar je Barrel (159 Liter), nachdem sein Preis am Montag erstmals in den negativen Bereich und auf minus 40,32 Dollar gerutscht war. Verkäufer legten also Geld drauf, damit ihnen jemand den Future abnimmt. "Dabei darf man nicht vergessen, dass es sich um einen physischen Kontrakt handelt", erläuterte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Wer ihn bei dessen Ablauf hält, muss das Rohöl annehmen."
Vor diesem Hintergrund flüchteten Anleger wieder verstärkt in die Weltleitwährung Dollar. Im Gegenzug verbilligte sich der Euro um 0,3 Prozent auf 1,0832 Dollar. Gefragt waren dagegen Staatsanleihen aus den USA und Deutschland.
Die Konjunkturerwartungen des Mannheimer ZEW-Instituts im April haben sich derweil nach einem massiven Einbruch im Vormonat deutlich aufgehellt. Der Indikator stieg wesentlich stärker als von Analysten erwartet. "Es gilt aber zu berücksichtigen, dass der Anstieg der Erwartungen auf einen dramatischen Einbruch der Lageeinschätzungen fußt", merkten die Ökonomen der Helaba an.
Bei den deutschen Aktienwerten standen die Papiere von SAP im Fokus, weniger mit finalen Quartalszahlen als vielmehr mit einer Personalie. Der Software-Konzern gibt nach nur einem halben Jahr seine Doppelspitze auf. Analyst Julian Serafini von der Investmentbank Jefferies wies darauf hin, dass mit Jennifer Morgan eine Expertin für das Cloud-Geschäft gehe, das für SAP immer wichtiger werde. Die Aktie verlor um mehr als sechs Prozent.
Vor allem konjunkturabhängige Werte gerieten in Folge des Ölpreis-Schocks unter Druck. Im DAX zeigte sich das unter anderem an der Aktie von Infineon, die als schwächster DAX-Wert schloss. Als einziger DAX-Gewinner ging Beiersdorf aus dem Handel.
Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war
SAP schafft die Doppelspitze wieder ab
Die Corona-Krise setzt der Ära der ersten Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns ein schnelles Ende. SAP-Co-Chefin Jennifer Morgan gibt ihren Posten nach gerade einmal sechs Monaten schon wieder ab. Vom 1. Mai an führt Christian Klein Europas größten Softwarehersteller als alleiniger Vorstandsvorsitzender, wie SAP in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Der 39-Jährige war zusammen mit Morgan im vergangenen Herbst an die Spitze gerückt.
Daimler und Volvo tun sich bei Brennstoffzellen für Lkw zusammen
STUTTGART - Die Lastwagenbauer Daimler und Volvo tun sich bei der Entwicklung von Brennstoffzellen-Antrieben zusammen. Gemeinsam wollen sie bis zum Ende dieses Jahrzehnts schwere Nutzfahrzeuge für den Fernverkehr zur Serienreife bringen, wie sie am Dienstag mitteilten. Dazu werde ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das beiden Partnern jeweils zur Hälfte gehören wird. Daimler-Truck-Chef Martin Daum sprach in einer Mitteilung von einem "Meilenstein, um brennstoffzellenbetriebene Lkw und Busse nun auf unsere Straßen zu bringen".
Coca-Cola verkauft in Corona-Krise ein Viertel weniger
Der US-Getränkeriese Coca-Cola rechnet mit deutlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf sein Geschäft im zweiten Quartal. Seit Anfang April sei die verkaufte Menge weltweit um rund 25 Prozent geschrumpft, teilte das Unternehmen am Dienstag in Atlanta mit. Dies sei vor allem auf die deutlich geringere Nachfrage der gewerblichen Kunden zurückzuführen, mit denen das Unternehmen rund die Hälfte seines Umsatzes macht. Wie stark dies das zweite Jahresviertel und im Gesamtjahr 2020 letztendlich beeinträchtigen werde, sei znoch unklar. Es hänge stark davon ab, wie lange das Abstandhalten und das Zuhausebleiben andauern werde, aber auch wie schnell sich die Konjunktur erholen werde.
Danone streicht Prognose wegen Corona-Krise - Umsatz steigt
Der französische Lebensmittelkonzern Danone hat im ersten Quartal von Hamsterkäufen durch die Corona-Krise profitiert. Da die Unsicherheit durch die Coronavirus-Pandemie aber extrem hoch ist, den Nahrungsmittelhersteller vor große Herausforderungen bei der Produktion stellt und zudem zum Teil die Produktpalette auf die neue Nachfragesituation umgestellt werden muss, zieht der Konzern seine Ende Februar bereits gesenkte Prognose für 2020 zurück. Dies teilte das im EuroStoxx 50 notierte Unternehmen am Dienstag in Paris mit.
Huawei nur mit spärlichem Umsatzwachstum in der Corona-Krise
Die Coronavirus-Krise hat dem bereits von US-Sanktionen gebeutelten chinesischen Huawei-Konzern im vergangenen Quartal schwer zugesetzt. Der Umsatz wuchs im Jahresvergleich nur um 1,4 Prozent auf 182,2 Milliarden Yuan (23,7 Mrd Euro), wie Huawei am Dienstag mitteilte. Der Netzwerk-Ausrüster und Smartphone-Anbieter ist ganz andere Wachstumsraten gewohnt: Im vergangenen Jahr stiegen die Erlöse selbst gebremst durch die US-Blockade noch um rund ein Fünftel.
Wirecard-Konkurrent Adyen wächst stark - Corona-Krise bremst im März
Der Einbruch des Reiseverkehrs wegen der Corona-Krise hat zum Ende des ersten Quartals hin auf das Wachstum des niederländischen Wirecard-Konkurrenten Adyen gedrückt. Dank starker Zuwächse im Januar und Februar legte der Umsatz im ersten Jahresviertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aber dennoch um 34 Prozent auf 135,5 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen am Dienstag in Amsterdam mitteilte. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) blieben davon 63,6 Millionen Euro Ergebnis hängen, 16 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Opel-Mutterkonzern PSA mit Umsatzeinbruch wegen Corona-Krise - Düstere Prognose
Die französische Opel-Mutter PSA hat die Folgen der Coronavirus-Pandemie im ersten Quartal deutlich zu spüren bekommen. Der Umsatz des Autoherstellers sackte im ersten Quartal um 15,6 Prozent auf 15,2 Milliarden Euro ab, wie der Konzern am Dienstag in Rueil-Malmaison bei Paris mitteilte. Der weltweite Absatz war im ersten Jahresviertel um gut 29 Prozent auf rund 627 000 verkaufte Fahrzeuge eingebrochen. Angaben zum Gewinn machte PSA nicht.
Sartorius wird für das laufende Jahr optimistischer - Dividende wackelt Für den Pharma- und Laborausrüster Sartorius ist die Coronavirus-Krise Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite stocken die Kunden ihre Lager vorzeitig auf, was den Auftragseingang der Göttinger zuletzt stark befeuert hat. Auf der anderen Seite leidet die Laborsparte des MDax-Unternehmens unter einer rückläufigen Nachfrage in China nach Laborinstrumenten. Mit den jüngsten Zukäufen in Israel und den USA rechnet sich das Management um Konzernchef Joachim Kreuzburg für 2020 trotzdem bessere Geschäfte aus als ursprünglich gedacht. Die Dividende wird indes auf den Prüfstand gestellt. Die Aktie liegt im frühen Handel 4,9 Prozent im Plus.
rtr/dpa-AFX/iw