Am Dienstag traute sich der DAX nicht wirklich aus der Reserve. Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank attestierte dem Börsenbarometer mangelnden Schwung: "Es fehlen einfach die positiven Impulse und daher trocknet langsam das Handelsvolumen aus." Die Investoren seien weiterhin gespalten und niemand traue sich derzeit so richtig aus der Deckung, stellte Lipkow fest. Nur zum Handelsschluss kletterte das Börsenbarometer noch nach oben.

Frische Impulse könnte US-Notenbankchef Jerome Powell liefern, der sich allerdings erst nach Börsenschluss hierzulande einem Kongressausschuss stellen muss. In dem vorab veröffentlichten Redetext warnte der Fed-Chef vor hohen Unsicherheiten für die größte Volkswirtschaft der Welt.

Auch am Dienstag blieben die Wirecard-Aktien Gesprächsthema Nummer Eins auf dem Börsenparkett. Die gebeutelten Aktionäre mussten erneut starke Kursschwankungen hinnehmen - das Papier schnellte zeitweise auf über neun Euro nach oben und kostet zum Handelsschluss rund 4,87 - ein Plus von rund 49 Prozent. Der Krimi geht also weiter: Am Montag hatten sich die Papiere des von einem Bilanzskandal erschütterten Zahlungsdienstleisters zeitweise mehr als verdreifacht und waren mit einem Plus von rund 155 Prozent aus dem Handel gegangen. Zuvor hatten sie binnen weniger Handelstage fast 99 Prozent eingebüßt und waren zeitweise auf dem Weg zum Pennystock.

Schlusslicht im DAX war am Dienstag die Bayer-Aktie mit einem Kursverlust von mehr als 1,5 Prozent.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Streit über Sparpläne: Commerzbank-Aufsichtsratssitzung abgesagt
Neue Sparpläne bei der Commerzbank sorgen schon vor einer endgültigen Entscheidung für Streit. Die für diesen Mittwoch (1. Juli) angesetzte außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrates wurde kurzfristig abgesagt, wie die Deutsche Presse-Agentur in Frankfurt am Dienstag aus mehreren Quellen erfuhr. Damit wurde ein entsprechender Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bestätigt. Einen neuen Termin gibt es demnach bislang nicht. Den Informationen zufolge beanstandeten die Arbeitnehmervertreter in dem Kontrollgremium, dass das Management dem Aufsichtsrat wichtige Unterlagen nicht rechtzeitig vorgelegt habe. Zugleich habe man mitbekommen, dass der US-Finanzinvestor Cerberus und der Bund als Großaktionäre in die Überarbeitung der Strategie eingebunden worden seien, hieß es. Daher sei die Verlegung der Sitzung beantragt worden.

Ölmulti Shell muss wegen Corona-Pandemie Milliarden abschreiben
Die Corona-Pandemie trifft die Ölindustrie hart. Ein beispielloser Einbruch der Nachfrage sowie ein daraus folgender Preisrutsch setzen den Unternehmen zu. So muss die britische Shell nun Milliarden abschreiben - ähnlich wie Konkurrent BP . Im zweiten Quartal dürften sich die Wertberichtigungen auf 15 bis 22 Milliarden US-Dollar belaufen, teilte Shell am Dienstag in London mit. Dabei schrauben die Briten ihre Produktion deutlich zurück. So geht Shell für das gerade endende zweite Quartal von einem Absatz von 3,5 bis 4,5 Millionen Barrel Öl pro Tag aus. Ein Jahr zuvor waren es noch 6,6 Millionen Barrel.

Bilanzskandal: Nordamerika-Tochter von Wirecard stellt sich zum Verkauf
Der wegen eines Bilanzskandals ums Überleben ringende Dax-Konzern Wirecard dürfte schon bald seine US-Tochter verlieren. Wirecard North America stellt sich zum Verkauf, wie das US-Unternehmen in der Nacht auf Dienstag selbst mitteilte. Eine Investmentbank koordiniere den Prozess. Die US-Amerikaner betonen in der Mitteilung ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit von dem angeschlagenen Konzern aus Aschheim bei München. "Wirecard North America ist eine selbsttragende Einheit, die weitgehend autonom von Wirecard ist."

Varta bekommt Hunderte Millionen Zuschüsse - Aktie springt
Der MDax-Konzern Varta bekommt eine Förderung der öffentlichen Hand von insgesamt 300 Millionen Euro für Projekte rund um Batteriezellen. Zwei Subventionen wurden am Montag vom Wirtschaftsministerium bewilligt, teilte das Unternehmen am Montag am späten Nachmittag mit. Beide drehen sich um Lithium-Ionen-Zellen. Die Aktie machte einen Sprung nach oben.

'Schienenpakt' unterzeichnet: Mehr Güter auf Schiene, mehr Fahrgäste
Politik und Wirtschaft wollen mit einem "Schienenpakt" mehr Güter mit der Bahn transportieren und die Zahl der Fahrgäste im Personenverkehr bis 2030 verdoppeln. Ein Kernpunkt ist der "Deutschlandtakt", der in den kommenden Jahren schrittweise eingeführt werden soll. Er sieht eine halbstündige Taktung von Fernzügen auf den Hauptverbindungen vor - auf der Strecke Hamburg-Berlin schon ab Dezember. Geplant sind außerdem bessere Anschlüsse für Reisende.

Vonovia: Mietnachforderungen in Berlin 'eher unwahrscheinlich'
Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia will auch bei einem Erfolg der Verfassungsklage gegen den Berliner Mietendeckel voraussichtlich keine Nachforderungen an seine Mieter in der Hauptstadt stellen. Sollte Karlsruhe den Mietendeckel für ungültig erklären, hätten die Wohnungsunternehmen wohl die Möglichkeit, die Mieten rückwirkend einzufordern. "Ob wir davon Gebrauch machen würden, halte ich in der aktuellen Situation für eher unwahrscheinlich", sagte Vorstandschef Rolf Buch am Dienstag bei der Hauptversammlung von Vonovia in Bochum.

Kabinett stimmt Kompromiss zu Kohleausstieg zu
Das Bundeskabinett hat am Dienstag einen in der Koalition erzielten Kompromiss zu letzten strittigen Fragen im Zuge des geplanten Kohleausstiegs zugestimmt. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilte, wurde im Umlaufverfahren eine sogenannte Formulierungshilfe beschlossen. Damit sei der Weg frei für eine Beschlussfassung in dieser Woche im Bundestag und Bundesrat. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach von einem "tragfähigen Kompromiss" für die Steinkohle.

Rettungsplan für Fluglinie SAS steht - Staaten helfen mit Milliarden
Der Rettungsplan für die skandinavische Fluggesellschaft SAS in der Corona-Krise steht. Im Gegenzug zur Finanzspritze von rund 12 Milliarden schwedischen Kronen (1,1 Mrd Euro) muss das Unternehmen in den nächsten Jahren allerdings seine Betriebskosten deutlich senken und 5000 Arbeitsplätze abbauen, wie es am Dienstag in Stockholm mitteilte. Ein Großteil des Geldes kommt von den beiden größten Anteilseignern, den Regierungen von Schweden und Dänemark. Auch der drittgrößte Aktionär, die Knut and Alice Wallenberg Foundation, unterstützt die Rettung.

dpa-AFX/rtr/ak