"Die Tatsache, dass sich bei den Wahlen in Frankreich vier Kandidaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, bringt Unsicherheit an die Märkte", sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London Markets. Investoren fürchten sich vor allem vor einem Sieg der rechtsextremen Politikerin Marine Le Pen, die Frankreich aus der Euro-Zone herauslösen will. Zudem hat der Kandidat der Linken, Jean-Luc Melenchon, in Umfragen aufgeholt. Glaubt man den Auguren, hat Le Pen gute Chancen, die erste Runde der Wahlen am 23. April zu gewinnen. Bei der Stichwahl am 7. Mai dürfte den Umfragen zufolge dann der proeuropäische Kandidat Emmanuel Macron aus Sieger hervorgehen. Der überraschende Triumph von Donald Trump in den USA und das Votum der Briten gegen die EU haben allerdings gezeigt, dass Umfrageinstitute irren können.
Bei einem Überraschungssieg von Le Pen rechnen Analysten zunächst mit einem Börsenbeben. "Wenn es ihr dann allerdings nicht gelingt, eine Mehrheit für den Austritt Frankreichs aus EU und Euro zu bewegen, dürfte auch die europäische Kapitalmarktentwicklung schnell wieder von anderen Themen dominiert werden", kommentierten die Strategen von Sal. Oppenheim. Mindestens ebenso wichtig wie die Präsidentschaftswahlen sind in Frankreich die Parlamentswahlen am 11. und 18. Juni. Erst danach dürfte klar sein, welche Rolle ein Präsident überhaupt spielen kann.
DURCHATMEN AN DER FRANZÖSISCHEN BÖRSE
Bei französischen Anlegern überwog dennoch der Optimismus: Der Pariser Leitindex legte zeitweise mehr als ein Prozent zu und übertraf die Kurszuwächse an anderen europäischen Börsen. Vor allem Banken wie Societe Generale und BNP Paribas waren gefragt. Sie legten je rund drei Prozent zu und waren die größten Gewinner im europäischen Bankenindex, der ein halbes Prozent im Plus lag.
Auch Anleiheinvestoren atmeten durch. Der Risikoaufschlag der zehnjährigen französischen Titel zu den ebenso lang laufenden Bundesanleihen sank auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen. Der Euro stieg zeitweise um 0,6 Prozent auf 1,0777 Dollar und markierte den höchsten Stand seit Ende März.
STAHLSEKTOR UNTER DRUCK - UNILEVER IM AUFWIND
Spekulationen auf Stahl-Einfuhrbeschränkungen nach Amerika setzten Stahlhersteller unter Druck. ThyssenKrupp und Salzgitter verloren je 2,5 Prozent, Kloeckner & Co sanken um 1,7 Prozent. US-Präsident Donald Trump prüft Insidern zufolge, ob Stahlimporte die nationale Sicherheit der USA beeinträchtigen.
Gea rutschten mit einem Abschlag von 2,2 Prozent ans MDax-Ende. Der Anlagenbauer kam nach einem schwachen Verlauf 2016 auch zum Beginn von 2017 nicht vom Fleck und wagte keine detaillierte Geschäftsprognose.
Gefragt waren bei Anlegern Unilever, die um mehr als ein Prozent zulegten. Der Konsumgüterhersteller setzte höhere Preise durch und steigerte seinen Umsatz.
rtr