Der DAX ist am Donnerstag kräftig unter Druck geraten. Am Vormittag sorgten bereits schwache Wirtschaftsdaten aus Deutschland für Kursrückgänge. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland brach im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 10,1 Prozent ein, wie aus einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Es war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970. Bereits zum Jahresanfang war die Wirtschaftsleistung gesunken. Deutschland steckt in einer tiefen Rezession. Dekabank-Volkswirt Andreas Scheuerle sprach von einer "Jahrhundertrezession".

Für die zunehmende Talfahrt an der Börse sorgten düstere Konjunkturdaten aus den USA. Die US-Wirtschaft brach im zweiten Quartal hochgerechnet um fas 33 Prozent ein - der Rückgang war damit so groß wie nie zuvor. "Schon gestern hat die US-Notenbank Fed darauf hingewiesen, dass eine Erholung von der Entwicklung der Corona-Infektionen abhängt", sagte Peter Cardillo, Chefvolkswirt beim Finanzdienstleister Spartan Capital Securities. "Wenn man das im Hinterkopf hat und sich die Neuinfektionen ansieht, wird die Erholung langsamer ausfallen als wir erwartet hatten."

Auch am Arbeitsmarkt zeichnet sich keine Entspannung ab, in der vergangenen Woche stellten 1,434 Millionen Menschen erstmals einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe. Die Fed hatte bei ihrem Zinsentscheid die Schleusen weit offen gelassen und appellierte an die Politik, ihr dabei zu helfen, die Wirtschaft auf die Beine zu bekommen. Die Gespräche über ein weiteres Corona-Hilfspaket stecken jedoch fest.

Für zusätzliche Verunsicherung sorgte ein Tweet von US-Donald Trump, der eine Verschiebung der US-Präsidentschaftswahl in Gespräch gebracht hatte. Der US-Leitindex Dow-Jones-Index eröffnete 1,5 Prozent schwächer bei 26.149 Punkten.

Was am Donnerstag an der Börse sonst noch wichtig war


VW-Konzern schreibt Milliardenverlust und spart an Dividende
Der Volkswagen-Konzern muss in der Corona-Krise schwere Einbrüche verkraften. Im zweiten Quartal machten sich die geschlossenen Autohäuser in vielen Ländern und die stillgelegte Produktion so deutlich bemerkbar, dass der weltgrößte Autobauer wie erwartet einen Milliardenverlust einfuhr. Der Dividendenvorschlag für die Aktionäre wird wieder auf das Niveau vom letzten Jahr gekürzt, um in der unsicheren Lage die strapazierte Kasse zu schonen. Die im Dax notierte Vorzugsaktie rauschte am Donnerstag deutlich ab.

Corona-Krise trifft Fresenius - Geschäftsziele gekürzt
Fresenius muss wegen der Corona-Krise seine Ziele für das laufende Jahr eindampfen. Im zweiten Quartal schlugen sich die Folgen der Pandemie in vielen Geschäftsbereichen des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers nieder. Das Management um Unternehmenslenker Stephan Sturm stellt die Investoren nunmehr für das Gesamtjahr auf ein rückläufiges Ergebnis ein. Nur noch im besten Fall wird ein leichtes Plus erwartet, wie Fresenius am Donnerstag in Bad Homburg mitteilte. Die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) hält dagegen nach Umsatz- und Ergebniszuwächsen im zweiten Jahresviertel an ihren Wachstumszielen fest. Unsere Einschätzung zu den Quartalszahlen von Fresenius lesen Sie hier.

Nach Milliardenverlust: Airbus will Geldabfluss in Corona-Krise stoppen
Die Corona-Krise hat den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus tief in die roten Zahlen gerissen. Weil die Zahl der Flugzeugauslieferungen einbrach, stand im zweiten Quartal unterm Strich ein Verlust von mehr als 1,4 Milliarden Euro, wie Airbus am Donnerstag in Toulouse mitteilte. Der Flugzeugbauer drosselt zudem die Produktion seines erfolgreichen Langstreckenjets A350 weiter. "Diese Ergebnisse spiegeln die Auswirkungen von Corona wider, die durch unsere Anpassungsmaßnahmen abgemildert worden", sagte Chef Guillaume Faury und gab sich trotz Krise betont positiv.

Linde verdient trotz Corona-Krise gut - Aktie hält sich solide
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Geschäfte des weltgrößten Industriegase-Konzerns Linde weniger belastet als gedacht. Im zweiten Quartal schrumpfte der Umsatz im Jahresvergleich um elf Prozent auf rund 6,4 Milliarden US-Dollar, wie der Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Bereinigt um negative Währungseffekte und Desinvestitionen betrug das Minus fünf Prozent. Im fortgeführten Geschäft betrug der bereinigte Gewinn auf vergleichbarer Basis rund eine Milliarde Dollar und fiel damit so hoch aus wie im Vorjahr. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) legte um vier Prozent auf 1,90 Dollar zu. Dazu trugen auch Sparmaßnahmen bei. Mit seinen Ergebniszahlen übertraf Linde deutlich die Markterwartungen. Die Linde-Aktie kostete im Nachmittagshandel fast sovi

rtr/dpa-AFX/fh