Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Abend (MEZ) haben die Anleger im DAX am Mittwoch die Füße still gehalten. Börsianer erhoffen sich eine Bestätigung ihrer Einschätzung, dass 2019 keine weiteren Zinserhöhungen kommen werden. Fed-Chef Powell sah zuletzt angesichts der lahmenden Konjunktur keinen Grund zur Eile auf dem Weg zu höheren Zinsen.

Für zusätzliches Unbehagen sorgen die Unsicherheiten beim Thema Brexit und dem Zollstreit zwischen den USA und China. "Die konjunkturelle Schwäche und die politische Uneinigkeit färben natürlich auch auf die Stimmung an den Finanzmärkten ab", sagte Volkswirt Martin Hüfner vom Vermögensverwalter Assenagon.

Vor allem der immer noch ungeklärte Brexit treibe die Anleger um. Auch nach den ersten Entscheidungen im britischen Parlament zeichnet sich im Streit zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich über die Bedingungen des Brexit keine Annäherung ab. Die EU signalisierte am Mittwoch keinerlei Interesse daran, den mit Premierministerin Theresa May ausgehandelten Vertrag wie vom britischen Parlament gefordert aufzuschnüren.

Die Gefahr eines chaotischen Brexit sei genauso groß wie vorher, warnte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. "Das Unterhaus hat zwar einer Gesetzesergänzung zugestimmt, die einen ungeordneten Brexit ablehnt, gleichzeitig jedoch eine Änderung des Nordirland-Backstops zur Voraussetzung für eine Annahme des Abkommens gemacht."

Ein weiteres Damoklesschwert für die Börsen blieb der Zollstreit. Anleger hofften auf eine Annäherung zwischen den USA und China. Am Mittwoch soll in Washington eine neue hochrangig besetzte Gesprächsrunde starten. Die laufenden Handelsgespräche zwischen den USA und China in Washington werden vom politischen Streit um den chinesischen Telekomausrüster Huawei überschattet.

Wirecard-Aktie stürzt nach erneuten Betrugsvorwürfen ab



Auf Unternehmensseite stand Wirecard mit Betrugsvorwürfen im Fokus der Anleger. Der Kurs des Dax-Konzerns brach um fast 25 Prozent ein, nachdem die "Financial Times" über mögliche Straftaten eines Wirecard-Managers in Singapur berichtet hatte. Wirecard wies den Zeitungsbericht als verleumderisch zurück. Das Unternehmen aus Aschheim bei München war in den vergangenen Jahren wiederholt Ziel von Betrugsvorwürfen, die aber stets im Sande verliefen. Der Kurssturz auf 126 Euro - und damit auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Monaten - kam binnen weniger Minuten bei hohen Umsätzen. Die Börse unterbrach den Handel.

Wenige Stunden vor dem Zeitungsbericht hatte Wirecard seine vorläufigen Geschäftszahlen für das vergangene Jahr veröffentlicht. Der weltweite Boom von Online-Handel und Bezahlen per Smartphone-App bescherte dem Zahlungsabwickler erneut ein dickes Gewinnplus. Das Betriebsergebnis kletterte im vergangenen Jahr um 38 Prozent auf 568 Millionen Euro und lag damit am oberen Ende der vom Vorstand angepeilten Spanne von bis zu 570 Millionen Euro.

Was am Mittwoch an der Börse sonst noch wichtig war



Siemens im Umbruch - Konzern stellt sich Fragen der Aktionäre
Siemens-Chef Joe Kaeser ist dafür bekannt, sich nicht nur zu den Geschicken seines Unternehmens zu äußern, sondern gerne auch zu den global- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen dieser Zeit. In diesem Sinne wollte er vor der Hauptversammlung am Mittwoch in München auch eine Twitter-Mitteilung verstanden wissen, die im Ringen um die geplante Fusion der Siemens-Zugsparte mit dem französischen Konkurrenten Alstom am Vortag für Wirbel gesorgt hatte.

Apple passt sich an Zukunft mit schwächeren iPhone-Verkäufen an
Apples iPhones verkaufen sich nicht so gut wie früher, aber der Konzern kommt trotzdem auf seine gewohnten Milliarden-Gewinne. Dafür sorgen andere Produkte vom iPad bis zur Apple Watch sowie das Geschäft mit Dienstleistungen für bestehende Kunden. Der neue Maßstab für das profitabelste Unternehmen der Welt ist nicht mehr, wie viele Telefone in einem Quartal verkauft wurden, sondern die erstmals genannte Zahl von 900 Millionen iPhone-Nutzern.

Boeing will nach dickem Gewinnplus im laufenden Jahr noch höher hinaus
Geringere Steuern und glänzende Geschäfte mit Verkehrsflugzeugen haben dem weltgrößten Flugzeugbauer Boeing 2018 ein überraschend dickes Gewinnplus beschert. Für das neue Jahr nimmt sich das Management um Konzernchef Dennis Muilenburg noch deutlich mehr vor, wie der Airbus-Rivale aus den USA am Mittwoch in Chicago mitteilte. Die Zahl der ausgelieferten Verkehrsflugzeuge will er von zuletzt 806 Maschinen auf 895 bis 905 Jets steigern. Umsatz und Gewinn sollen kräftig wachsen.

Fast-Food-Konzern McDonald's bleibt im Heimatmarkt etwas unter den Erwartungen
Der Fast-Food-Riese McDonald's hat zum Jahresschluss in seinen US-Filialen weniger verkauft als von Experten erwartet. Auf vergleichbarer Basis stieg der Umsatz im vierten Quartal im Jahresvergleich um 2,3 Prozent, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das war etwas weniger, als sich Branchenexperten mit plus 2,4 Prozent ausgerechnet hatten. Das Maß gilt als ein guter Indikator für den Verkaufserfolg des Burgerkonzerns. Insgesamt ging der Umsatz im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum unter anderem wegen der neuen Franchising-Strategie um 3 Prozent auf 5,16 Milliarden Dollar zurück, der Gewinn verdoppelte sich jedoch wegen eines Steuereffektes aus dem Vorjahr auf 1,4 Milliarden Dollar.

Novartis setzt auf neue Konzernstruktur und Pharma-Kassenschlager
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat im vergangenen Jahr die eigenen Ziele erfüllt. Mit der geplanten neuen Konzernstruktur will Konzernchef Vas Narasimhan nun zwar das Tempo halten, Analysten hatten sich allerdings etwas mehr erwartet. An der Schweizer Börse geriet das Papier unter Druck und gab gegen Mittag 1,5 Prozent nach. Mit seinem Zeitplan für die Abspaltung der Augenheilkundesparte Alcon ist Novartis unterdessen auf Kurs.

rtr/dpa-AFX/fh