Die ansteckende Delta-Variante des Corona-Virus breitet sich in vielen Ländern der Welt weiter aus. Vor allem in Fernost sei ein starker Anstieg der Neuinfektionen zu verzeichnen, schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus Axi. Falls die Mutation auf dem Vormarsch bleiben sollte, sei die globale Wirtschaftserholung eventuell in Gefahr, so Experten. Die schwache Eröffnung der Wall Street verstärkte den Verkaufsdruck an Europas Börsen zusätzlich.
Einige Investoren nahmen deshalb Kurs auf "sichere Häfen" wie die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, legte deshalb zu. Gefragt waren außerdem Bundesanleihen.
Am Rohstoffmarkt ging der Ölpreis derweil auf Talfahrt. Die "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, hatte sich am Wochenende auf eine Ausweitung der Fördermengen zwischen August und Dezember um zwei Millionen Barrel pro Tag geeinigt. Immerhin könnte der Ölpreis-Rückgang die Inflationsangst lindern, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
Unter der wieder aufkeimenden Sorgen rund um das Corona-Virus litten besonders die Aktien aus der Reise- und Freizeitbranche. Unsicherheit schürte unter anderem die Aussage eines französischen Ministers in einem TV-Interview, wegen steigender Coronavirus-Fallzahlen könnten neue Restriktionen nicht ausgeschlossen werden. Parallel dazu kippte Großbritannien die geplante Lockerung der Quarantäne-Pflicht für Frankreich-Reisende. Im Dax büßten die Aktien des Triebwerkherstellers MTU knapp sechs Prozent ein und rutschte damit ans DAX-Ende.
Zum Wochenauftakt konnte sich kein DAX-Wert im Plus halten. Mit den wenigsten Verlusten ging die Deutsche Wohnen aus dem Handel. Das untere Ende des deutschen Aktienleitindex markierten Telekom, Munich Re und MTU.
Was am Montag an der Börse außerdem wichtig war
Probleme für RWE-Kohlekraftwerk Weisweiler durch Hochwasser
Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen hat auch das Kohlekraftwerk Weisweiler und andere Standorte des Energiekonzerns RWE getroffen. Das Unternehmen schätzte die Schäden am Samstag auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.
Zoom will Geschäft mit Kauf von Call-Center-Firma ausbauen
Zoom greift zu seiner bisher größten Übernahme, um das Geschäft über Videokonferenzen hinaus auszubauen. Der Corona-Gewinner kauft einen Spezialisten für in der Cloud betriebene Call-Center. Zoom nutzt dabei seine in der Pandemie stark gestiegenen Aktien als Akquisitionswährung, um den Kaufpreis von 14,7 Milliarden Dollar (rund 12,5 Mrd Euro) zu zahlen.
Wachstum bei Europace schwächt sich ab - Aktie legt dennoch zu
Beim Finanzdienstleister Hypoport hat sich das Geschäftswachstum bei der Kreditvermittlung im zweiten Quartal merklich abgeschwächt. Auf Europace, der hauseigenen Plattform für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite, wuchs das Transaktionsvolumen im Jahresvergleich um knapp 20 Prozent auf gut 25,2 Milliarden Euro, wie Hypoport am Montag in Berlin mitteilte. Im ersten Quartal hatte der Zuwachs noch fast 30 Prozent betragen.
IT-Dienstleister Bechtle sieht sich nach erstem Halbjahr im Plan
Der IT-Dienstleister Bechtle sieht sich dank der Erholung der Konjunktur nach dem Corona-Schock auf Kurs. "Wir liegen auch zur Jahresmitte im Plan. Die positive Entwicklung zum Jahresauftakt hat sich im zweiten Quartal fortgesetzt", sagte Vorstandschef Thomas Olemotz in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der "Börsen-Zeitung". Für Unsicherheit sorgt jedoch die allgemeine Knappheit bei Computerchips. Ob Bechtle seine Prognose für 2021 bei der Vorlage der Zwischenbilanz am 12. August anhebt, ließ Olemotz offen. Man werde sie jedoch "erneut überprüfen". Ein wenig Vorfreude scheint das bei einigen Anlegern an der Börse indes geweckt zu haben. Die Aktien verringerten ihr Minus auf zuletzt 0,6 Prozent, während der MDax um rund zwei Prozent absackte.
Lockdown belastet Elektronikhändler Ceconomy auch im dritten Geschäftsquartal
Der lange Lockdown insbesondere im deutschen Heimatmarkt hat beim Elektronikhändler Ceconomy auch im dritten Geschäftsquartal Spuren hinterlassen. Während der Umsatz dank einer besseren Geschäftsentwicklung vor allem in Spanien, Italien und in der Türkei zulegte, rutschte das Unternehmen operativ aufgrund des Wegfalls der Kurzarbeit noch deutlicher in die Verlustzone. "Fast das gesamte laufende Geschäftsjahr war bisher von der COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen temporären Marktschließungen, insbesondere in Deutschland, geprägt", sagte Unternehmenschef Bernhard Düttmann am Montag bei Vorlage von vorläufigen Quartalszahlen. Das dritte Geschäftsquartal habe dabei keine Ausnahme gebildet.
Vivendi kann UMG-Anteile nicht wie geplant an Finanzvehikel verkaufen
Der französische Medienkonzern Vivendi muss sich vor der geplanten Abspaltung seiner Musiksparte möglicherweise einen weiteren Ankerinvestor suchen. Grund dafür sind Probleme des erst vor Kurzem vereinbarten Verkaufs eines zehnprozentigen Anteils an der Universal Music Group (UMG) an den Investor Pershing Square Tontine Holdings (PSTH), ein Finanzvehikel (Special Purpose Acquisition Company - Spac). Dieses darf die Anteile wegen Bedenken der US-Börsenaufsicht SEC nicht kaufen, wie PSTH am Montag in New York mitteilte. Nach Angaben vom Vivendi soll jetzt der Investor William Ackman oder einer seiner Hedgefonds in die Bresche springen. Dieser hatte auch den Börsengang des sogenannten Spacs PSTH initiiert.
Nach Constellation-Kauf: Morphosys beteiligt Finanzierer via Kapitalerhöhung
Der Biotechkonzern Morphosys erhöht sein Grundkapital im Zuge der Anfang Juni bekannt gegebenen Übernahme der auf Krebstherapien spezialisierten US-Biotechfirma Constellation Pharmaceuticals. Zeichner der Kapitalerhöhung in Höhe von 100 Millionen US-Dollar (84,6 Mio Euro) ist das US-Finanzunternehmen Royalty Pharma, welches Morphosys bei dem milliardenschweren Zukauf finanziell unterstützt. Die neuen Aktien entsprächen 3,9 Prozent des Grundkapitals, teilte das MDax-Unternehmen am Freitag in Planegg bei München mit. Das Bezugsrecht der Altaktionäre sei ausgeschlossen.
Biontech+ Pfizer:Beschleunigtes US-Verfahren für reguläre Impfstoffzulassung
Der Mainzer Biotech-Konzern Biontech und sein US-Partner Pfizer könnten Anfang 2022 in den USA eine reguläre Genehmigung für ihren bislang nur per Notfallzulassung genehmigten Corona-Impfstoff erhalten. Die US-Gesundheitsbehörde FDA habe dem Mittel für die Impfung von Menschen ab 16 Jahren ein beschleunigtes Verfahren (Priority Review) für eine reguläre Zulassung erteilt, gaben Biontech und Pfizer am späten Freitagnachmittag bekannt. Das Ziel sei es, eine Entscheidung im Januar 2022 zu treffen. Eine vollständige Zulassung des könnte der zuletzt ins Stocken geratenen Impfkampagne in den USA womöglich frischen Wind verleihen.
IPO: Robinhood will mehr als zwei Milliarden Dollar bei Börsengang erlösen
Der Wertpapier-Broker Robinhood will bei seinem Börsengang bis zu 2,3 Milliarden Dollar (2,0 Mrd Euro) einnehmen. Das Unternehmen gab am Montag bekannt, rund 55 Millionen Aktien in einer Preisspanne zwischen 38 und 42 Dollar bei Investoren losschlagen zu wollen. Insgesamt strebt Robinhood bei der Premiere an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq, wo die Anteilsscheine unter dem Tickerkürzel "HOOD" gelistet werden sollen, eine Bewertung von 35 Milliarden Dollar an.
Telecom Italia rechnet 2021 mit Ergebnisrückgang - Zuversicht für später
Der Telekommunikationskonzern Telecom Italia rechnet wegen eines Fußball-Deals mit dem Streaming-Dienst DAZN 2021 mit einem Gewinnrückgang im Tagesgeschäft. In den Jahren 2022 bis 2023 soll das Ergebnis dafür stärker steigen, wie Telecom Italia am Montag in Rom mitteilte. Der Konzern hat sich mit DAZN auf die Übertragung der italienischen Fußball-Meisterschaft der höchsten Spielklasse geeinigt und rechnet mit Anlaufkosten, die in der Startphase aufs Ergebnis drücken.
rtr/dpa-AFX/iw