Für größere Kursschwankungen könnte im Laufe des Tages der sogenannte Hexensabbat sorgen, an dem an den Terminbörsen Optionen und Futures auf Aktien und Indizes verfallen. Denn Profi-Anleger versuchen dann, die Kurse in eine für sie günstige Richtung zu schieben.

Nach dem Votum des britischen Parlaments für einen späteres EU-Austrittsdatum kletterte der Londoner Leitindex 0,4 Prozent nach oben. Am Devisenmarkt trat das britische Pfund bei 1,3240 Dollar auf der Stelle. "Es kam wie vorhergesagt: Ein harter Brexit wurde vom Unterhaus abgelehnt und die britische Regierung wird die EU um eine Aufschiebung des Abschieds-Termins bitten", fasste NordLB-Analyst Stefan Große zusammen. Die Abgeordneten in London sprachen sich am Donnerstagabend dafür aus, den eigentlich für den 29. März vorgesehenen Austritt aus der EU um maximal drei Monate zu verschieben. Voraussetzung ist jedoch, dass das Unterhaus bis Mittwoch dem mit der EU ausgehandelten Ausstiegsvertrag zustimmt. Mit der Entscheidung für eine Verschiebung steige der Druck auf die Brexit-Anhänger, Mays Plan zuzustimmen, sind die Analysten der BayernLB der Ansicht. Allerdings hinterlasse das Parlament nach den diversen Abstimmungen in dieser Woche einen chaotischen Eindruck, sagte Große. Selbst ein Aufschub garantiere nicht, dass die unterschiedlichen Vorstellungen gelöst würden. "Aber immerhin bliebe nun mehr Zeit, sich auf den Ernstfall harter Brexit vorzubereiten, der freilich nicht wirklich vom Tisch ist."

WIRECARD KOMMT NICHT ZUR RUHE

Im Zollstreit hofften Anleger nach positiven Signalen von US-Präsident Donald Trump auf eine Lösung. Auch die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete von weiteren substanziellen Fortschritten auf beiden Seiten. Das lieferte den asiatischen Börsen den nötigen Rückenwind für einen positiven Wochenabschluss. Im Technologiesektor versüßte Broadcom den Anlegern den Tag. Der US-Chiphersteller übertraf mit seinem Gewinn im ersten Quartal und dem Ausblick die Erwartungen der Analysten. Der europäische Technologie-Index war mit einem Plus von 0,9 Prozent der größte Branchengewinner.

Nach einer Verkaufsempfehlung fielen die Aktien von Wirecard um bis zu 10,4 Prozent auf ein Vier-Wochen-Tief von 103,15 Euro ans Dax-Ende. Die Analysten von Citi setzten die Bewertung auf "Sell" von "Hold" herunter und senkten das Kursziel auf 100 von zuvor 144 Euro. Nach dem Wirbel um Vowürfe finanzieller Unregelmäßigkeiten in Singapur sei eine schnelle Aufklärung nicht in Sicht, begründete Citi. Zugleich sorgte ein Bericht des "Handelsblatt" für Gesprächsstoff, demzufolge auch die indische Wirecard-Tochter in das Visier der Ermittler rückt. Eine Sprecherin von Wirecard sagte dazu am Freitag: "Die Inhalte bezüglich der indischen Transaktion sind nicht neu und wurden bereits mehrfach auch durch externe Prüfungen widerlegt."

Nach einem positiven Ausblick und einer Dividendenerhöhung griffen Anleger bei Bechtle zu. Die Aktien stiegen um 2,6 Prozent, nachdem sie zuvor nur knapp im Plus gelegen hatten. Der schwäbische IT-Händler will Umsatz und Gewinn im laufenden Jahr trotz einer schwächenden Konjunktur erneut "sehr deutlich" steigern.

Trotz roter Zahlen im vergangenen Jahr legten sich Anleger auch Aktien von Shop Apotheke ins Depot. Die Papiere kletterten um knapp sieben Prozent. Die bereinigte Ebitda-Marge der Online-Apotheke verbesserte sich auf minus 2,2 (Vorjahr: minus 3,0) Prozent, zudem soll der Umsatz 2019 erneut zulegen.

rtr