Steigende chinesische Exporte haben Europas Anlegern am Mittwoch Mut gemacht. Der Dax kratzte zeitweise an der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten, die er zuletzt Ende März überwunden hatte. Am Nachmittag lag der deutsche Leitindex zwei Prozent höher bei 9955 Punkten, der EuroStoxx50 gewann 2,5 Prozent auf 3016 Zähler. Rückenwind lieferte auch ein schwächerer Euro mit Kursen knapp unter 1,13 Dollar, der Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger macht. Bei Dow Jones & Co legten zu.

Haupttreiber war der erste Anstieg der chinesischen Exporte seit Juni 2015. "Für die internationalen Finanzmärkte ein willkommener Stimmungsaufheller", urteilten die Analysten der NordLB. "Die Angst vor einer harten Landung Chinas scheint etwas in den Hintergrund zu rücken." Dieser Optimismus schlug sich auch in den Rohstoffpreisen nieder. Stahl war an der Shanghaier Börse mit 2435 Yuan (376 Dollar) je Tonne zeitweise so teuer wie zuletzt vor knapp einem Jahr. Kupfer notierte bis zu 1,9 Prozent höher bei 4855 Dollar.

Dies gab den Rohstoffwerten weltweit Auftrieb. Die Stahlhütten Thyssenkrupp, Salzgitter, Nippon Steel aus Japan, Outokumpu aus Finnland und Voestalpine aus Österreich gewannen bis zu knapp sieben Prozent. Der Branchenprimus ArcelorMittal legte 8,5 Prozent zu. Im Londoner Auswahlindex FTSE gehörten die Bergbaukonzerne Anglo American, Antofagasta, BHP Billiton, Glencore und Rio Tinto mit Kursgewinnen von bis zu 6,9 Prozent zu den Favoriten.

ITALIENS KRISENFONDS STEHT



Die Einigung auf einen Rettungsfonds für die italienischen Banken half europäischen Finanzwerten auf die Beine. Societe Generale, Unicredit und Deutsche Bank führten mit Kursgewinnen von sieben bis neun Prozent die Gewinnerliste im EuroStoxx50 an.

Auch die Aktien von JP Morgan stiegen vorbörslich um 2,7 Prozent. Die größte US-Bank hat im ersten Quartal die Krise der Ölfirmen und den schwachen Anleihenhandel zwar zu spüren bekommen. Der Nettogewinn ging deswegen um 6,7 Prozent auf 5,52 Milliarden Dollar zurück. Analysten hatten für die sechs größten US-Banken im Schnitt aber einen deutlich stärkeren Rückgang von 20 Prozent erwartet.

Der überraschende Abgang von Bilfinger -Chef Per Utnegaard nach nur elf Monaten im Amt sorgte bei Anlegern für Verunsicherung. Die Aktien des Bau- und Dienstleistungskonzerns drehten ins Minus und verloren bis zu 4,6 Prozent auf 36,55 Euro. Damit hielten sie im Nebenwerteindex MDax die rote Laterne. Börsianern zufolge ist der Abgang von Utnegaard ein schlechtes Zeichen für den Konzern. "Es sieht so aus, als ob er die Flinte so schnell ins Korn wirft, weil nichts mehr zu machen ist", sagte ein Händler.

Reuters