Dax und EuroStoxx50 lagen am Donnerstagmittag jeweils kaum verändert bei 10.398 und 2835 Punkten. Eine Serie rabenschwarzer Konjunkturdaten nahmen Investoren gelassen auf. "Die Anleger konzentrieren sich bereits auf 2021", sagte Roland Kaloyan, Chef Anlagestratege für europäische Aktien bei der Bank Societe Generale (SocGen).

Das Stimmungsbarometer der europäischen Einkaufsmanager fiel um etwa zwei Drittel auf ein Rekordtief von 13,5 Punkten. Der Gfk-Index, der die Kauflaune der deutschen Verbraucher widerspiegelt, stürzte um fast 26 Zähler auf minus 23,4 Punkte ab. "Diese Umfragen erzählen einem nichts, was man durch den Blick aus dem Fenster nicht sowieso schon weiß", sagte Volkswirt Bert Colijn von der ING Bank. In den USA lag die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche bei 4,4 Millionen. Damit mussten binnen etwa eines Monats insgesamt gut 26 Millionen Amerikaner Stütze beantragen.

BILLIONENSCHWERER WIEDERAUFBAUFONDS


Am Nachmittag wollten die Staats- und Regierungschefs über einen billionenschweren Wiederaufbaufonds zur Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie beraten. Der Druck sei groß und der Streit über eine Ausgabe gemeinsamer "Corona-Bonds" zur Überwindung der Krise werde der Knackpunkt der Gespräche, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Kunst wird darin liegen, einen Kompromiss zu finden, denn Nord- und Südstaaten als Sieg verkaufen können."

Langwierige Verhandlungen seien "klassisch europäisch", sagte Iain Stealy, Chef-Anleger für Anleihen bei der Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan. Am Ende werde man sich aber sicher zusammenraufen. Am Anleihemarkt entspannte sich die Lage etwas. So fiel die Rendite der zehnjährigen italienischen Titel auf 1,999 von 2,107 Prozent. Das Land ist von der Pandemie besonders hart gebeutelt.

ÖLPREIS ZIEHT WIEDER AN - TRUMP DROHT IRAN


Auch mit Rohöl deckten sich Investoren wieder ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um knapp neun Prozent auf 22,12 Dollar je Barrel (159 Liter), die US-Sorte WTI legte sogar 19 Prozent auf 16,34 Dollar zu. "Dafür dürfte die erneute Drohung von US-Präsident Donald Trump in Richtung des Iran mitverantwortlich sein", sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Trump kündigte den Beschuss iranischer Boote an, sollten sie US-Schiffe drangsalieren. Wegen des weltweiter Überangebots seien die aktuellen Kursgewinne aber wohl nur von kurzer Dauer, warnten Börsianer. Im Windschatten des anziehenden Ölpreises legten auch die Aktien von Ölfirmen zu. So gewann der europäische Branchenindex 1,5 Prozent.

Unterdessen verteuerte sich Gold um 0,6 Prozent auf 1724,81 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Investoren rechneten damit, dass bei den geldpolitischen Beratungen mehrerer Notenbanken in der kommenden Woche weitere Konjunkturhilfen verkündet würden, sagte Analyst Xiao Fu von der Bank of China. "Man kann Geld drucken, aber kein Gold."

ÜBERNAHMESPEKULATIONEN UM DEUTSCHE WOHNEN


Am deutschen Aktienmarkt rückte Deutsche Wohnen ins Rampenlicht. Der Immobilienkonzern Vonovia streckt erneut seine Fühler nach dem Konkurrenten aus. Die Aktien von Deutsche Wohnen gewannen vier Prozent, diejenige von Vonovia verloren knapp zwei Prozent.

Wegen enttäuschender Quartalsergebnisse und kassierter Gesamtjahresziele verloren die Papiere von Unilever in London ähnlich stark. Die Hamsterkäufe zu Beginn der Coronavirus-Krise hätten sich nicht wie erhofft in der Bilanz des Anbieters von "Domestos"-Reinigern und "Pfanni"-Gerichten niedergeschlagen, sagte Aktienhändler Mark Taylor vom Vermögensverwalter Mirabaud.

rtr