Nach den Kursverlusten in den vergangenen beiden Wochen haben die Anleger am Montag an den europäischen Aktienmärkten wieder zugegriffen. Der Dax legte bis zum Nachmittag 1,6 Prozent auf 10.022 Zähler zu und machte damit einen Teil der Verluste der letzten Handelstage wett. Der EuroStoxx50 stieg um 1,1 Prozent auf 2969 Punkte. "Das ist vor allem eine technische Korrektur, die durch starke Konjunkturdaten aus Europa gestützt wird", sagte ein Händler. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zunächst kaum veränderte Kurse.

Dank einer starken Auslandsnachfrage sicherte sich die Industrie in Deutschland - der größten Volkswirtschaft in der Euro-Zone - im März 1,9 Prozent mehr Aufträge als im Vormonat. Von Reuters befragte Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg um 0,7 Prozent gerechnet. "Nach einigen schwächeren Monaten war das endlich mal wieder ein gutes Ergebnis", sagte Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. "Auch das Quartalsergebnis sieht jetzt ganz freundlich aus. Die Produktion dürfte in der Spur bleiben."

Zusätzliche Unterstützung erhielten die Aktienmärkte vom abbröckelnden Euro. Er verbilligte sich zeitweise um etwa einen Viertel US-Cent auf 1,1376 Dollar und machte damit Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger.

Mit Erleichterung reagierten Investoren zudem auf das neue Sparpaket in Griechenland, das den Weg für neue Hilfszahlungen an den krisengeplagten Mittelmeer-Anrainer freimachte. Anleger griffen bei Aktien und einigen Anleihen zu. In Wien rutschte die Börse dagegen nach dem Rücktritt von Bundeskanzler Werner Faymann ab.

BRENNTAG ENTTÄUSCHT MIT ZAHLEN



Spitzenreiter im Dax waren VW mit einem Plus von zeitweise 4,5 Prozent auf 127,25 Euro. Offenbar hofften einige Anleger, dass mit der Kritik des aktivistischen Investors TCI der Restrukturierungsdruck bei VW steige, sagte ein Börsianer. Allerdings ist TCI bislang offenbar ohne Verbündete. Zudem erhöhten die Analysten von Goldman Sachs ihre Gewinnschätzungen und das Kursziel, blieben aber bei ihrer Verkaufsempfehlung.

Auf Talfahrt gingen die Stahlwerte: Im Dax fielen Thyssenkrupp um 4,2 Prozent, im MDax Salzgitter um fast vier Prozent. Spekulationen auf eine geringere Nachfrage aus China drückten die Metallpreise auf breiter Front. Die Aktien des Branchenprimus ArcelorMittal verloren sechs Prozent.

Die im Nebenwerteindex MDax gelisteten Aktien von Brenntag brachen um bis zu acht Prozent ein. Der weltgrößte Chemikalien-Händler hat in seinem wichtigen Amerika-Geschäft mit stärkerem Gegenwind zu kämpfen. Das stelle die bisherige Markterwartung eines operativen Gewinnanstiegs von acht Prozent im laufenden Jahr infrage, schrieb DZ-Bank-Analyst Thomas Maul in einem Kommentar.

Reuters