Die Aussicht auf geringere Kosten für Atom-Altlasten sorgte bei RWE und E.ON für Gewinne. Ein besser als erwartet ausgefallenes drittes Quartal der US-Großbanken JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo hellte die Stimmung im Finanzsektor auf. An der Wall Street ging es für die Bankenaktien und den Gesamtmarkt nach den ermutigenden Zahlen der Platzhirsche vorbörslich nach oben. Deutsche-Bank-Aktien erholten sich in Frankfurt von ihren Vortagesverlusten und zogen um knapp vier Prozent an. Das krisengeplagte Institut spielt Insidern zufolge einen radikaleren Jobabbau durch, um die Kosten zu senken.

Rückenwind bekamen die europäischen Börsen auch aus Asien. Positiv stimmte Börsianer vor allem der erste Anstieg der Erzeugerpreise in China seit fast fünf Jahren. Am Donnerstag hatten Investoren noch wegen eines Exporteinbruchs in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt das Weite gesucht. "Die Preisdaten im Reich der Mitte sendeten nun wieder Hoffnungszeichen", sagte LBBW-Analyst Uwe Streich. Der EuroStoxx50 gewann 1,8 Prozent auf 3029 Zähler.

Unterstützung gab es auch von einem schwächeren Euro. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich um gut einen halben US-Cent auf 1,1002 Dollar. Dadurch werden Waren von europäischen Firmen im Welthandel günstiger und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigt. Grund für die Euro-Schwäche ist die derzeitige Stärke des Dollars, der seit Tagen von Spekulationen über die nächste Zinserhöhung in den USA in die Höhe getrieben wird. Von einer Rede der US-Notenbank-Chefin Janet Yellen am Abend erhoffen sich Anleger Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der USA.

ANLEGER FEIERN GERINGERE ATOMKOSTEN FÜR VERSORGER



Die Aussicht auf geringere Kosten für Atom-Altlasten schob die Versorger an. Titel von RWE kletterten um bis zu 6,4 Prozent auf ein Tageshoch von 14,25 Euro, E.ON legten in der Spitze 4,2 Prozent auf 6,88 Euro zu. Wie die Nachrichtenagentur Reuters exklusiv aus einem Gesetzentwurf der Bundesregierung erfuhr, können sich die Atomkonzerne für rund 23,5 Milliarden Euro von der Verantwortung für Zwischen- und Endlagerung des Atommülls freikaufen. Diese Summe ist geringer als die rund 26 Milliarden Euro, die zuletzt in Rede standen. "Der Gesetzentwurf bringt nach den Berichten und Spekulationen der vergangenen Tage harte Fakten und damit fällt die lähmende Unsicherheit im Versorgersektor mehr und mehr weg", sagte Aktienhändler Frederik Altmann vom Wertpapierhandelshaus Alpha. RWE profitiere mehr als E.ON, da die vom Konzern gewünschte Ratenzahlung möglich sei.

SOFTWARE AG FALLEN AUF DREI-MONATS-TIEF



Im TecDax ergriffen Anleger der Software AG die Flucht und schickten die Aktien 11,9 Prozent in den Keller. Das Betriebsergebnis des zweitgrößten deutschen Softwarekonzerns nach SAP brach im vergangenen Quartal um 25 Prozent ein.

Freude herrschte dagegen bei Anlegern in London über das Zahlenwerk der Man Group. Der größte börsennotierte Hedgefonds der Welt sammelte im vergangenen Quartal deutlich mehr Gelder von Kunden ein. Zudem kündigte er einen Aktienrückkauf und die Übernahme des Vermögensverwalters Aalto an. Die Aktien sprangen um 17 Prozent auf den höchsten Stand seit vier Jahren.

rtr