Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte am Montag auf eine Einigung am vierten Gipfeltag. In der Nacht sei ein Rahmen für eine mögliche Einigung erarbeitet worden, sagte sie. "Das ist ein Fortschritt und gibt Hoffnung, dass es heute zu einer Einigung kommt." Die Beratungen sollen am Nachmittag fortgesetzt werden.

Die Hoffnung auf eine Einigung ließ den Euro zum Wochenanfang mit 1,1467 Dollar auf den höchsten Stand seit mehr als vier Monaten klettern. "Der Euro hat wegen der Aussicht gewonnen, dass sie bei diesem Treffen zu einer Lösung kommen", sagte Marshall Gittler, Leiter Investment Research der BDSwiss-Gruppe. Auch an den Anleihemärkten wurden die signalisierten Fortschritte beim Ringen um den billionenschweren Finanzrahmen der EU positiv aufgenommen. Der Risikoaufschlag für italienische Bonds zu den richtungsweisenden deutschen Bundesanleihen fiel auf 161 Basispunkte und damit auf den niedrigsten Stand seit Ende März.

"Die Anleger rechnen trotz aller strittigen Fragen mit einem positiven Ausgang des EU-Gipfels, was in den Kursen aber auch bereits enthalten sein dürfte", sagte Analyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Gesprächsthema bleibe zudem die schwelende Thematik rund um das Coronavirus, sagte Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. Derzeit überwiege die Hoffnung auf einen Impfstoff oder ein wirksames Medikament. "Wiederholt flächendeckende Lockdowns dürften diese Hoffnung aber auch schnell wieder zunichtemachen. Vor allem in den USA bleibt die Lage angespannt." Dort signalisierten die Futures kaum Veränderungen zu Handelsstart.

PHILIPS-AKTIEN GEFRAGT - IMPFSTOFF-GESCHÄFT HILFT BIONTECH


Auch Unternehmenszahlen sorgten teilweise für Rückenwind. So legten die Anteilsscheine von Philips knapp sieben Prozent zu, nachdem der niederländische Medizintechnikkonzern ein Plus bei den Neuaufträgen von 27 Prozent eingeheimst hat. Die in den USA notierten Titel des Mainzer Impfstoffentwicklers BioNTech gewannen im vorbörslichen Handel sechs Prozent, die Aktien des US-Pharmakonzerns Pfizer knapp drei Prozent. Die britische Regierung sicherte sich 30 Millionen Dosen des von den beiden Unternehmen entwickelten Corona-Impfstoffs.

Dagegen büßten die Papiere von Marks & Spencer bis zu 2,6 Prozent ein. Die britische Kaufhauskette belastete ein Bericht von Sky News, demzufolge die Ankündigung des Abbaus Hunderter Arbeitsplätze bevorsteht. Die Aktien der Bank Julius Bär gaben zeitweise mehr als sechs Prozent nach. Anleger schlug auf den Magen, dass sich das verwaltete Vermögen des Schweizer Finanzinstituts seit Jahresende um sechs Prozent verringert hat.

Der größte Verlierer im Dax war erneut Wirecard mit Kursverlusten von bis zu 23 Prozent. Der Finanzausschuss des Bundestages will in einer Sondersitzung am Mittwoch nächster Woche über den milliardenschweren Bilanzskandal bei dem Zahlungsabwickler beraten. Darauf verständigten sich am Montag die Obleute der Bundestagsfraktionen in einer Telefonkonferenz, wie die Nachrichtenagentur Reuters von Teilnehmern erfuhr.

rtr