Auf den letzten Metern zum Börsendebüt (IPO) des Berliner Essenslieferdienstes Delivery Hero scheint es gut zu laufen. Wie aus informierten Kreisen zu hören ist, sollen die Bücher mit einer Preisspanne zwischen 23,75 und 25,50 Euro für die neuen Aktien mehrfach überzeichnet sein. Änderungen des Limits können noch bis heute Nachmittag vorgenommen werden.

Mit dem voraussichtlich größten Börsengang in Frankfurt in diesem Jahr will der Essenslieferdienst aus dem Portfolio des Berliner Beteiligungsunternehmens Rocket Internet bis zu einer Milliarde Euro erlösen. Davon sollen maximal 483 Millionen an den Lieferdienst fließen, der hierzulande mit den Marken Pizza.de, Lieferheld und Foodora unterwegs ist. Mit 4,4 Milliarden Euro Börsenwert am obersten Ende der IPO-Preisspanne ist Delivery Hero ein Kandidat für den MDAX.

Wird auch der sogenannte Greenshoe, eine "Reserve" mit zusätzlichen neuen Aktien, platziert, reduziert sich der Anteil von Rocket Internet (RI) auf 25,7 Prozent. RI ist mit 35 Prozent größter Anteilseigner von Delivery Hero. Nach eigenen Angaben schrieb der Börsendebütant im vergangenen Geschäftsjahr bei 297 Millionen Euro Umsatz 195 Millionen Euro Verlust. Im Vergleich zu 2015 hatte der Lieferdienst seinen Umsatz verdoppelt. Genauso wie in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres, inzwischen allerdings mit einem signifikant geringeren Anteil der Verluste.

Bei 121 Millionen Umsatz lagen die Verluste bei 51 Millionen Euro, rund 42 Prozent. Im Vorjahr waren es noch rund zwei Drittel des Umsatzes. Die bereinigte operative Marge (Ebitda) geben die Berliner mit 15,6 Prozent an. Von jeder Restaurant-Bestellung über Delivery Hero bekommt der Dienst rund ein Zehntel der Summe. Wenn das Essen nicht abgeholt, sondern auch ausgeliefert wird, ist dieser Anteil etwas höher. Schwarze Zahlen schreibt das Unternehmen bereits in der Türkei und im Ländern des Nahen Ostens.

Ein erheblicher Anteil der Erlöse aus dem Börsengang soll für Rückzahlungen von Darlehen verwendet werden. Laut Firmenangaben werden die jährlichen Kosten damit um 33 Millionen Euro reduziert. Mitgründer und Delivery-Hero-Chef Niklas Ostberg strebt die weltweite Führung im Markt für Online-Essensbestellungen und -lieferungen an. Für Rocket-Internet Gründer Oliver Samwer würde Ostbergs langfristiger Geschäftserfolg zeigen, dass sich seine Strategie mit Investments in deutsche Start-Ups bezahlt macht. Kochbox-Lieferant Hellofresh und Online-Möbelhändler Westwing aus Rocket Internets Portfolio waren mit ihren IPO-Plänen erfolglos.

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Ähnlich wie bei Onlinemodehändler Zalando kommt das Geschäftsmodell Essenslieferdienstes Delivery Hero gut an. Online-Bestellungen in Lieblings-Restaurants sind ein Trend in Großstädten und Ballungsräumen. Risikobereite Anleger mit starken Nerven sollten deshalb einsteigen.