Patrizia hatte zusammen mit einem Konsortium von Versicherern 2012 nur 1,4 Milliarden für das Portfolio an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gezahlt und dieses in Süddeutsche Wohnen (Südewo) umbenannt. Annington expandiert damit in den wohlhabenden Süden Deutschlands, wo der Bochumer Konzern bisher kaum vertreten ist. "Der Kaufpreis war ausgesprochen günstig", sagte Annington-Chef Rolf Buch in einer Telefonkonferenz am Montag. "Wir haben die Perle bekommen."

Bisher lagen von den 350.000 Wohnungen der Annington nur 15.000 im Süden Deutschlands. Große Bestände, wie sie Annington in Nordrhein-Westfalen und in Berlin zusammengekauft hatte, gibt es dort kaum, wie Buch sagte. Daher war die Deutsche Annington aktiv auf Patrizia zugegangen, die eigentlich keinen Verkauf im Sinn hatte, wie beide Seiten bestätigten. Die 19.800 Wohnungen in Städten wie Stuttgart, Ulm und Mannheim bringen jährliche Mieteinnahmen von 105 Millionen Euro.

Der Verkauf der LBBW-Wohnungen an Patrizia war umstritten gewesen. Um die Mieter zu beruhigen, hatte der neue Eigentümer eine "Sozialcharta" abgeschlossen und eigenen Angaben zufolge 89 Millionen Euro in die Wohnungen investiert. Buch versprach, die Deutsche Annington wolle die Sozialcharta übererfüllen.

Die Deutsche Annington will für die Übernahme ihre Aktionäre anpumpen: Eine Kapitalerhöhung soll 2,3 Milliarden Euro bringen, mit denen auch 300 Millionen Euro Schulden von Annington und der erst kürzlich übernommenen Gagfah getilgt werden soll. Die Verschuldungsquote (LTV) des Wohnungsbestands werde sich damit auf 52 von 56 Prozent verbessern, sagte Buch. Damit komme Annington dem Ziel von 50 Prozent näher. Die Annington-Aktionäre können von Mittwoch an bis 30. Juni für je zehn ihrer Papiere drei neue beziehen. Der Kaufpreis für die 107,5 Millionen Aktien liegt mit 20,90 Euro um 20 Prozent unter dem um den Wert der Bezugsrechte bereinigten Kurs. Die im Nebenwerteindex MDax notierte Annington-Aktie sank nur um 4,5 Prozent auf 26,48 Euro.

Annington ist noch dabei, den Kauf der in Berlin, im Norden und in Dresden vertretenen Gagfah zu verdauen. Das Integrationsteam sei bis ins nächste Jahr hinein ausgebucht, sagte Buch. Von weiteren Zukäufen werde sich Annington davon jedoch nicht abhalten lassen. "Wir haben uns gegenüber unseren Aktionären verpflichtet, jede Gelegenheit zu prüfen", sagte Buch. Größe sei aber kein Selbstzweck. "Wir können also auch zwei oder drei Jahre warten für den nächsten Zukauf."

Vom Verkaufserlös für die Südewo profitieren vor allem fünf große Versicherer wie LVM, die mit Patrizia eingestiegen waren. Die Augsburger holen sich in der Regel Co-Investoren ins Boot und beschränken damit ihr Risiko. Trotz des Ausstiegs bei Südewo soll ihr Wohnungsbestand wachsen.

Reuters