Die Deutsche Asset Management wird von Analysten auf bis zu acht Milliarden Euro geschätzt - darin steckt also etwa ein Drittel des Börsenwertes der ganzen Bank, die durch hohe Strafen für Skandale bei ihrer Sanierung immer wieder zurückgeworfen wird.
Schon mit dem Verkauf von 25 Prozent der Anteile ließen sich bis zu zwei Milliarden erlösen. Die Sparte umfasst das Geschäft mit institutionellen Kunden sowie die Publikumsfonds-Marke DWS. Als Haupteignerin hätte die Bank trotzdem weiter die Hand auf dem Fonds-Vertriebsnetz. Und Cryan könnte das Versprechen halten, dass die Vermögensverwaltung Kerngeschäft der Bank bleibt. "Eine clevere unternehmerische Entscheidung", heißt es aus den Doppeltürmen. Ein anderer Insider bremste aber: "Bisher handelt es sich um Überlegungen in einem frühen Stadium." Der Vorstand arbeite nach der teuren, aber erlösenden Einigung im US-Hypothekenstreit auf Hochtouren an der neuen Strategie, die voraussichtlich im Frühjahr präsentiert werde. Die Vermögensverwaltung sei ein Baustein davon. Die Bank selbst äußerte sich nicht dazu.
Bei den Anlegern sorgte der Plan, über den die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagabend zuerst berichtet hatte, für gute Stimmung. Börsianer hoffen, dass die Deutsche Bank nun doch zu einem großen Wurf ansetzt. Die Aktie stieg am Mittwoch zeitweise auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 18,90 Euro und war mit einem Plus von drei Prozent größter Dax-Gewinner.
Große Aktionäre kritisieren seit langem, die Deutsche Bank sei noch immer zu groß, unfokussiert und schiebe einen riesigen Kostenblock vor sich her. Die Rendite geht auch wegen der vielen Sonderbelastungen gegen Null, eine Dividende gibt es nicht. Das dürfte sich auch in der kommenden Woche zeigen, wenn die Bank ihre Bilanz für 2016 vorlegt. Analysten erwarten einen Verlust von knapp einer Milliarde Euro. Trotzdem will Cryan ohne Kapitalerhöhung auskommen. Also muss er kreativ werden, zumal er die Postbank nicht ohne große Verluste verkaufen kann und sich deshalb eine Voll-Integration offenhält.
WER HAT'S ERFUNDEN?
Anregungen haben sich Cryan und sein umtriebiger Finanzchef Marcus Schenck womöglich bei der Credit Suisse geholt: Das Geldhaus will in der zweiten Jahreshälfte etwa 20 bis 30 Prozent des Schweizer Geschäfts an die Börse bringen. Vom Teilverkauf der Ertragsperle erhofft sich die zweitgrößte Schweizer Bank einen Erlös von zwei bis vier Milliarden Franken (bis zu 3,7 Milliarden Euro). Denn auch Bankchef Tidjane Thiam will nicht noch einmal die leidgeprüften Anleger anpumpen. Der Börsengang wäre die größte Aktienemission in der Schweiz seit mindestens zehn Jahren.
Bei der Deutschen Bank zeichnen sich bislang nur Umrisse des Vorhabens ab: Laut den Insidern soll die Vermögensverwaltung als Ganzes aus steuerlichen und regulatorischen Gründen ihren Firmensitz in Luxemburg nehmen. An die Börse ginge sie aber wohl in Frankfurt. Der neue Spartenchef Nicolas Moreau, erst im Oktober mit einem Drei-Jahres-Vertrag angetreten, würde das "Projekt" leiten. Er selbst informierte unlängst intern auch im kleinsten Kreis über die Pläne, wie Eingeweihte berichten.
"JE MEHR EIGENSTÄNDIGKEIT, DESTO BESSER"
Die Bank hat ihre Vermögensverwaltung in den vergangenen vier Jahren erfolgreich umgebaut, nachdem der Verkauf einzelner Teile nicht geglückt war. Das verwaltete Vermögen liegt bei gut 700 Milliarden Euro, nach neun Monaten stand ein Vorsteuergewinn von mehr als 500 Millionen Euro zu Buche. "Wir mögen das Geschäft sehr und werden es behalten", hatte Cryan erst vor wenigen Tagen betont. Der Abstand zu Weltmarktführern wie UBS oder Blackrock ist groß, dennoch kann sich die Deutsche Bank in dem Geschäft über stabile Erträge freuen.
In der zweiten Jahreshälfte 2016 flossen aber etliche Milliarden ab, weil Kunden wegen der öffentlichen Spekulationen über den Zustand der Deutschen Bank - im Zuge der drohenden milliardenschweren US-Hypothekenstrafe - verunsichert waren. Das hatte die Bank selbst eingeräumt. In der Vermögensverwaltung, deren Belegschaft traditionell sehr auf Autonomie pocht, sorgte das für Verstimmung, wie ein Mitarbeiter berichtet. "Je mehr Eigenständigkeit wir kriegen, desto besser."
Im Kreis der Großaktionäre der Bank gibt es dagegen auch kritische Stimmen zu einem Teil-Börsengang. "Perspektivisch verzichtet das Institut damit auf Erträge. Deshalb haben wir Zweifel, ob ein solcher Schritt langfristig gut für die Bank wäre", hieß es von einem Investor. Ein anderer hatte im Herbst gewarnt, als erste Gerüchte über das Asset Management die Runde machten: "Wenn die Bank die Vermögensverwaltung ins Schaufenster stellt, dann weiß man: Es brennt die Hütte."
rtr