Es zeichne sich ab, dass es dabei nicht nur um die Vorbereitung des Aktionärstreffens gehe, sondern unter anderem auch um die Zukunft des langjährigen Privatkunden-Chefs Rainer Neske. Aus Finanzkreisen war in dieser Woche verlautet, dass der Manager das Institut wohl verlassen wird. Die Deutsche Bank wollte sich zu Uhrzeit und Inhalt der Aufsichtsratssitzung nicht äußern.

Neske gilt als Verlierer der jüngsten Strategieentscheidung, weil er mit dem beschlossenen Verkauf der Postbank und der drastischen Schrumpfkur der verbleibenden "blauen" Filialen einen Großteil seines Bereichs verliert. Er hatte sich nach Angaben mehrerer Insider bis zuletzt gegen dieses Modell ausgesprochen, stand damit aber alleine. Stattdessen gewinnen die Investmentbanker bei Deutschlands größtem Geldhaus nun wieder an Gewicht, die der heutige Co-Vorstandschef Anshu Jain jahrelang selbst geführt hat.

Als ein möglicher Kandidat für die Neske-Nachfolge gilt Christian Ricken, bislang Nummer zwei der Privatkundensparte. Ricken sitzt bereits im erweiterten Vorstand. Er wird aber nicht von allen Top-Managern vorbehaltlos unterstützt, wie es aus der Bank heißt. Daher könne auch ein Überraschungskandidat das Rennen machen.

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Auf der Hauptversammlung am Donnerstag dürfte die neue "Strategie 2020" von den Aktionären intensiv diskutiert werden. Einige Großinvestoren hatten sich zuletzt enttäuscht gezeigt, weil ihnen der mit Spannung erwartete strategische Wurf nicht groß genug war und viele Details noch unklar sind. Außerdem nehmen sie der Bank die abermals versprochenen Kostensenkungen nicht ab. In einem Interview hatte sich die Doppelspitze aus Jain und Jürgen Fitschen zuletzt aber zuversichtlich gezeigt, von der Mehrheit der Anleger entlastet zu werden.


Drei Jahre nach Antritt des neuen Führungsduos ist die Deutsche Bank immer noch ein Problemfall."
Gerhard Schick, Finanzexperte der Grünen, zur Lage bei Deutschlands größtem Geldhaus


Scharfe Kritik kam am Mittwoch auch von Gerhard Schick, Finanzexperte der Grünen: "Drei Jahre nach Antritt des neuen Führungsduos ist die Deutsche Bank immer noch ein Problemfall", erklärte er. "Altlasten wie die Zinsmanipulation und der Vorwurf der Prozesstäuschung lähmen die Bank und belasten die Ergebnisse."

Der angekündigte "Kulturwandel" scheine nicht stattzufinden. Und die Bank sei immer noch zu groß, als dass sie die Politik im Krisenfall einfach fallen lassen könnte. "Damit ist die derzeitige Lage der Deutschen Bank leider auch für den deutschen Steuerzahler ein Problem."