Dem "Handelsblatt" zufolge ist ein niedriger einstelliger Milliardenbetrag in der Diskussion. Ein Industriekonsortium könnte sich nach dem Vorbild der ehemaligen "Deutschland AG" zu Marktkonditionen an einer Kapitalerhöhung der Deutschen Bank beteiligen, schrieb das Blatt in seiner Freitagausgabe. Die Bundesregierung begrüße eine solche Initiative.

Die meisten Analysten halten es inzwischen für ausgemacht, dass die Deutsche Bank am Markt abermals frisches Geld einsammeln muss. Vorstandschef John Cryan weist das bislang zurück. Dabei müsste aber zuerst klar sein, welche Strafe die Bank im Streit mit den US-Behörden über faule Hypothekenpapiere zahlen muss. "Eine Bank muss den Investoren das Gefühl vermitteln, dass sie ihre Probleme mit Hilfe der Kapitalerhöhung gelöst hat", sagte ein Investmentbanker. "Eine Kapitalerhöhung jetzt wäre nur eine Einladung an die US-Behörden, noch mehr Geld zu fordern."

Der Verhandlungspoker läuft. Das US-Justizministerium hat 14 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro) aufgerufen, die die Bank aber deutlich drücken möchte. Ihre Rückstellungen für alle Rechtsstreitigkeiten liegen nur bei 5,5 Milliarden Euro. Diese Differenz hatte am Markt zuletzt für große Unsicherheit und einen Ausverkauf der Aktie gesorgt. Denn das Kapitalpolster der Bank ist ohnehin dünn. Zum Wochenausklang lag die Deutsche-Bank-Aktie mit 1,4 Prozent im Plus und war einer der Spitzenreiter im Leitindex.

Dass das Thema Deutsche Bank inzwischen auch die Chefs der großen Industriekonzerne in Deutschland beschäftigt, hatte sich bereits am Wochenende abgezeichnet, als einige von ihnen in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" betonten, wie wichtig das Geldhaus für die heimische Wirtschaft sei. Dazu zählten der Aufsichtsratschef von BASF, Jürgen Hambrecht, der scheidende RWE -Chef Peter Terium und Daimler -Chef Dieter Zetsche.

Terium, der am Freitag in Frankfurt das Börsendebüt der RWE-Tochter Innogy feierte, ist aber nicht bereit, Geld in die Deutsche Bank zu pumpen, wie er Reuters auf dem Parkett sagte. "Wir haben gerade Milliarden abgeholt am Kapitalmarkt mit dem Versprechen, das in Netze und in Erneuerbare Energien zu investieren", betonte er. Von einem Engagement bei der Deutschen Bank sei dabei keine Rede gewesen. "Insoweit kann ich und werde ich das auch nicht tun."

Den in der Industrie diskutierten Stützungsplan wollten weder die Deutsche Bank noch das Bundeswirtschafts- oder Finanzministerium kommentieren.

Trotz aller öffentlichen Bekenntnisse: Intern macht sich die Deutsche Bank Finanzkreisen zufolge sehr wohl Gedanken, welche Handlungsoptionen notfalls zur Verfügung stehen. Medienberichte, wonach das Institut mit Investmentbanken bereits informelle Gespräche über eine Kapitalerhöhung führt oder einen Börsengang der Vermögensverwaltung erwägt, blieben am Freitag unkommentiert.

rtr