"Das zweite Quartal ist auf der Kostenseite überraschend gut verlaufen, während die Erträge vor allem unter einmaligen Effekten gelitten haben", schrieb Philip Häßler von der Equinet Bank. Dazu gehörten Bewertungsanpassungen, sogenannte Debt Valuation Adjustments oder kurz DVA. Zudem bemängelte Häßler die Erträge im Aktienhandel, die gegenüber dem Vorjahresquartal um 28 Prozent eingebrochen waren. Dagegen habe sich die Deutsche Bank im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Rohstoffen und Währungen besser geschlagen als die US-Konkurrenz.
ACHTERBAHNFAHRT BEIM KURS
Die Deutsche Bank litt unter der Flaute an den Finanzmärkten, nachdem viele politische Unsicherheiten in den vergangenen Monaten gewichen waren. Das machte sich vor allem in der Unternehmens- und Investmentbank bemerkbar, wo die Erträge um 16 Prozent absackten. Die Sparte steht für mehr als die Hälfte der Gesamteinnahmen. Die Rückgänge im Privat- und Firmenkundengeschäft sowie bei der Fondstochter Deutsche Asset Management fielen deutlich niedriger aus. Konzernweit rutschten die Erträge um 10 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro ab.
Bereits die großen US-Banken hatten in den beiden Vorwochen von einem schwachen Handelsgeschäft berichtet. Daraufhin war auch der Aktienkurs der Deutschen Bank von nahezu 17 Euro auf rund 15,50 Euro abgesackt. In dieser Woche setzte dann vor den Quartalszahlen eine Erholung ein auf mehr als 16,60 Euro. Diese Erholung ist nun wieder teils dahin: Am Donnerstag fiel das Papier um 3,16 Prozent auf 16,075 Euro zurück.
LOB FÜR KOSTEN UND KAPITAL
Analysten lobten allerdings die geringeren Rückstellungen für faule Kredite, die gesunkenen Kosten und die komfortable Kernkapitalquote von 14,1 Prozent, die als Gradmesser für die Krisenfestigkeit einer Bank gilt. "Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 19 Euro, denn die Aktien sind attraktiv bewertet", schrieb Equinet-Analyst Häßler. Sowohl die Probleme um die Kapitalausstattung der Bank, als auch um die Rechtsstreitigkeiten schienen gelöst. Im Zuge der Angst vor Milliardenstrafen wegen der Streitigkeiten waren die Papiere vergangenen Herbst sogar unter die Marke von 10 Euro gerutscht.
Skandale, die bis zu den Anfängen der Finanzkrise 2007 zurückreichten, hatten der Deutschen Bank zwei Jahre in Folge Milliardenverluste eingebrockt. Im zweiten Quartal 2017 konnte die Bank nun den Gewinn nach Steuern auf beinahe eine halbe Milliarde Euro deutlich ausbauen. Das war mehr als die meisten Analysten erwartet hatten.
Vor diesem Hintergrund konnte die Aktie des Geldhauses anfängliche Kursverluste von annähernd 5 Prozent eindämmen. "Insgesamt sollten die positiven Nachrichten zu Kosten und Kapital die schwächen Erträge aufwiegen", erklärte Analyst Neil Smith vom Bankhaus Lampe./das/mis/stb