Die traditionelle Jahrespressekonferenz hat das Führungsduo kurzerhand durch eine Telefonkonferenz ersetzt. Der Auftritt vor Publikum soll im Frühjahr nachgeholt werden. Verknüpft wird er dann mit einem Investorentag, auf dem Deutschlands größte Bank ihre neue Strategie vorstellen will. Ein "Weiter so" soll es nicht geben - Denkverbote, etwa eine radikale Schrumpfkur zulasten der Privatkunden oder sogar die Abtrennung der Postbank, auch nicht.

Am Donnerstag wollen Jain und Fitschen das Thema Strategie gerne noch klein halten. Ob ihr Plan aufgeht, ist ungewiss. Von Reuters befragte Analysten prognostizieren im Schnitt, dass die Deutsche Bank im vierten Quartal Verlust gemacht hat. Unter dem Strich dürfte das Minus bei 178 Millionen Euro liegen. Doch es kann auch deutlich mehr oder weniger werden. Denn selbst für Experten ist es nur sehr schwer kalkulierbar, wieviel Geld für Rechtsstreitigkeiten Jain und Fitschen zur Seite legen mussten. Solche Kosten radieren oftmals mühsam erwirtschaftete Gewinne inzwischen regelmäßig aus. Allein die Affäre um manipulierte Zinsen (Libor) könnte noch einmal fast eine Milliarde Euro kosten. Finanzkreisen zufolge strickt der Vorstand schon seit Monaten an einem Vergleich.

Die Aktionäre machen sich aber so oder so keine Illusionen. "Das Jahr 2014 wird eine weitere Enttäuschung sein", sagt einer der zehn größten Anteilseigner der Bank. Dass die seit Jahren bei 75 Cent je Aktie eingefrorene Dividende irgendwann steigt - im Moment nur eine vage Hoffnung. Die Bank verwendet gerade alle Kraft darauf, damit sie bei den strengeren Kapitalanforderungen der Regulierer auf der sicheren Seite ist.





JP MORGAN LÄUFT DAVON

Jain und Fitschen hatten zu ihrem Amtsantritt im Sommer 2012 versprochen, die Bank dauerhaft in der Weltspitze zu platzieren. Doch mittlerweile laufen die US-Rivalen den Frankfurtern davon, wie deren unlängst veröffentlichten Jahresbilanzen zeigen. US-Branchenprimus JP Morgan beispielsweise fuhr 2014 einen Nettogewinn von 22 Milliarden Dollar ein (etwa 19 Milliarden Euro) - ein neuer Rekord. Dabei muss das Institut immer wieder hohe Bußgelder abdrücken. Der Deutschen Bank trauen Analysten im Gesamtjahr nur einen Überschuss von einer Milliarde Euro zu.

Die jüngsten Zahlen der US-Häuser zeigen zudem: Die Deutsche Bank kann sich auf ihr Kerngeschäft Investmentbanking nicht mehr blind verlassen. Vor allem in ihrer Domäne, dem Anleihehandel, haben sich die Geschäfte zum Jahresende nicht nachhaltig belebt - im Gegenteil. JP Morgan, Goldman Sachs und Co. wiesen unisono rückläufige Einnahmen im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren, Devisen und Rohstoffen aus.

Die Hoffnungen der Deutschen Bank ruhen dennnoch auf dem Anleihehandel. Dort ist sie globale Nummer eins und konnte ihre Spitzenstellung nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts Greenwich Associates zuletzt sogar leicht ausbauen - vor der den US-Konkurrenten der Citigroup und der britischen Großbank Barclays. Wichtigste Botschaft der Experten: In einem schrumpfenden Markt wird das Kuchenstück der drei großen Spieler immer üppiger. Für Fitschen und vor allem den Ex-Investmentbanker Jain sind das endlich einmal gute Nachrichten.

Reuters