Wie die Bank mitteilte, fiel der Verlust im vergangenen Jahr mit 735 Millionen Euro um mehr als 200 Millionen Euro höher aus als bislang bekannt. Anfang Februar hatte das Institut nach einer Gewinnwarnung einen Verlust von knapp 500 Millionen Euro ausgewiesen - auf Basis vorläufiger Zahlen. Grund für das nun veröffentlichte höhere Minus sei ein einmaliger buchhalterischer Steuereffekt in Großbritannien, der in der vorläufigen Bilanz noch nicht berücksichtigt worden war.
Das zusätzliche Minus addiert sich zum Verlust wegen der kurz vor Weihnachten verabschiedete US-Steuerreform, der die Bank unter dem Strich in die roten Zahlen gedrückt hatte. Vor Steuern - also ohne diese beiden einmaligen Effekte - hatte das Institut im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen. 2016 hatte die Deutsche Bank vor Steuern noch einen Verlust von 810 Millionen Euro verbucht, 2015 stand ein Minus von mehr als sechs Milliarden Euro zu Buche.
HOHE BONI - NIEDRIGE DIVIDENDE
Ungeachtet der roten Zahlen im vergangenen Jahr zahlt die Deutsche Bank ihren Mitarbeitern aber wieder Milliarden-Boni. Die Aktionäre müssen sich hingegen in Bescheidenheit üben. Während das Personal knapp 2,3 Milliarden Euro an variabler Vergütung bekommt, schüttet das Geldhaus an seine Anteilseigner rund 230 Millionen Euro aus - das sind elf Cent je Aktie und nur rund ein Zehntel der Boni, die zum großen Teil in die Taschen der Investmentbanker fließen.
Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment, einem der größeren Anteilseigner der Deutschen Bank, ist damit unzufrieden: "Das krasse Missverhältnis zwischen Boni und Dividende muss in den nächsten Jahren wieder ins Lot gebracht werden", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Viel schlimmer sei jedoch, dass die Deutsche Bank mittlerweile nicht mehr stark genug sei, einmalige Sondereffekte abzufedern und daraus direkt Verluste resultieren: "Man hat den Eindruck, alles ist auf Kante genäht. Früher hätte man einen solchen Effekt viel leichter wegstecken können."
2015 und 2016 hatten die Aktionäre der Deutschen Bank jeweils 19 Cent Dividende pro Anteilsschein erhalten, während die Mitarbeiter 2016 bei teilweise gestrichenen Boni immer noch 546 Millionen Euro und 2015 trotz eines Milliardenverluste 2,4 Milliarden Euro an Boni überwiesen bekamen. Der Vorstand hatte in diesen beiden Jahren jeweils Nullrunden eingelegt und keinen Bonus erhalten. Das Top-Management muss darauf auch dieses Mal verzichten.
"POTENZIAL WIEDER AUSSCHÖPFEN"
Vorstandschef John Cryan bezog 2017 laut Geschäftsbericht ein Grundgehalt von 3,4 Millionen Euro. Das sind 400.000 Euro weniger als im Jahr davor. Grund für das Minus ist eine Änderung der Vergütungsregeln. Der Brite unterstrich seine Erwartung, 2018 die Durststrecke hinter sich zu lassen: "Wir bekräftigen unser Ziel, für das Jahr 2018 wieder einen Nettogewinn und eine wettbewerbsfähige Ausschüttung zu erreichen." Inzwischen seien die Grundlagen geschaffen worden, "das Potential unserer Bank wieder auszuschöpfen."
Mit konkreten Prognosen hielt sich Cryan dennoch zurück, erklärte aber, das Marktumfeld für die Deutsche Bank habe sich zuletzt verbessert. Dies dürfte unter anderem daran liegen, dass die Schwankungen an den Finanzmärkten zugenommen haben, wovon die im Anleihenhandel starke Deutsche Bank profitieren müsste. Seine Zwischenbilanz für das erste Quartal - traditionell das wichtigste für die Branche - veröffentlicht das Institut Ende April.
rtr