Eigentlich standen die Vorzeichen für die Hauptversammlung von Deutschlands größter Bank schlecht: Als die Aktionäre der Deutschen Bank am Donnerstagmorgen in die Frankfurter Festhalle strömten, haben sie allen Grund, besorgt auf die Geschäfte in den vergangenen Monaten zu blicken: 925 Millionen Euro für die Einigung mit den Kirch-Erben, Ermittlungen gegen Vorstände, die Aufseher im Nacken in immer neuen Finanzskandalen und jetzt eine acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung - die dritte Kapitalspritze in vier Jahren.

Und doch bleibt es zunächst ruhig. Nicht nur, weil zum ersten Mal seit Jahren das Störfeuer der Kirch-Seite ausblieb, die 2013 gar eine außerordentliche Hauptversammlung erzwangen. Nur einige Blockupy-Bankengegner, die Anshu Jain schon nach einem Satz mit lauten Zwischenrufen unterbrachen ("Bei jeder Schweinerei - ist die Deutsche Bank dabei"), sorgen für eine Unterbrechung. Ein gewohntes Bild auf Hauptversammlungen der Deutschen Bank.

Co-Chef Anshu Jain erntet für seine Rede auf Deutsch, die deutlich länger ist als im Vorjahr, zurückhaltenden Applaus der Aktionäre - selbst als er die neue Kapitalerhöhung anspricht, die das Vermögen der Aktionäre erneut verwässert. Und Co-Chef Jürgen Fitschen, der die seit Jahren niedrige Dividende von 75 Cent allenfalls als "langfristig nicht zufrieden stellend" bezeichnet, stößt er auf Zuspruch und nicht etwa auf Hohn.

Tatsächlich können Jain und Fitschen 20 Monaten ihrer Strategie "2015+" auch bescheidene Erfolge vorweisen: So erreichten sie 2013 eines der besten operativen Ergebnisse in der Geschichte der Bank und der Abbau von Altlasten geht schnell voran. Dafür bleibt die Investmentbanking-Sparte weiter schwach und das Ziel, 2015 eine Rendite von 12 Prozent nach Steuern zu verdienen, muss die Bank um ein Jahr verschieben. "Einige Herausforderungen waren größer als wir erwartet hatten", gibt Jain zu. Dennoch sei die Bank auf Kurs. "Wir wollen die Deutsche Bank in einer sehr kleinen globalen Spitzengruppe etablieren, die eine neue Ära der Bankenbranche prägen wird", bekräftigt Fitschen.

Doch dann sorgen Großanleger für Unruhe: "Seit dem Ausbruch der Finanzkrise blicken die Aktionäre auf sieben verlorene Jahre zurück", schimpfte Fondsmanager Ingo Speich. Seit dem Allzeithoch vor der Finanzkrise 200 habe die Aktie drei Viertel ihres Werts verloren. Es bleibe das Prinzip Hoffnung, zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffe eine riesige Lücke. "Gemessen an ihrem Börsenwert rangiert die Deutsche Bank weltweit nur auf Rang 44 im Bankensektor." Das Ausmaß der Kapitalerhöhung habe ihn überrascht: "Hätte das Top-Management eine bessere Reputation, wäre man vermutlich mit weniger ausgekommen. Wir vermissen beim Kapitalmanagement eine klare Linie und eine verlässliche Kommunikation." Auch die nicht enden wollenden Rechtsstreitigkeiten kritisiert harsch: "Wann endet dieser Alptraum?"

Das neue Kapital aus dem Königshaus Katar käme gerade recht, um die Kapitalziele der Bank zu erreiche, kritisiert Klaus Nieding, Vizepräsident des Anlegerschutzvereins DSW. "Ohne das Geld des Sultans sähe es schlecht aus." Zudem hinterließen die Milliarden für Rechtsstreitigkeiten tiefe Bremsspuren im Ergebnis. "Eine normale Bank ist eine Geldhaus mit angeschlossener Rechtsabteilung, die Deutsche Bank ist eine gigantische Rechtsabteilung mit angeschlossener Bank", so Nieding. Ob die zurückgestellten 2,1 Milliarden Euro für Rechtsrisiken 2014 reichten, sei fraglich.

Er habe kein Verständnis für den Vorschlag der Bank an die Aktionäre, die Obergrenzen für Boni verdoppelt zu dürfen. Das Standardargument, sonst im Investmentbanking Spitzenleute zu verlieren, gelte nicht. "Lassen Sie diese Leute ziehen, Herr Jain", ruft Nieding. "Diese Leute bekommen auch im alltäglichen Geschäft den Hals nicht voll und sorgen nur für neue Probleme."

Für die Aktionäre dürfte das eine der spannendsten Fragen in diesem Jahr sein.